Originally Posted by Ralf

Hm, möglicherweise haben wir da ein wenig aneinander vorbeigeschrieben: Natürlich sollte der selbstlose Held für die Erfüllung einer Quest genauso viele (Basis-)Erfahrungspunkte erhalten wie der raffgierige Held. Unterm Strich unter Umständen auch mehr, wenn er sich besonders raffiniert angestellt hat und dafür Bonuspunkte erhält (auf der anderen Seite kann natürlich auch ein raffgieriger oder "böser" Held besonders raffiniert vorgehen und dafür Extrapunkte bekommen).


Ja, da haben wir in der Tat etwas aneinander vorbeigeredet - denn genauso meine ich das! In DA gibt es aber tatsächlich einige Quest, bei denen man *nur dann* die Basis-XP erhält, wenn man gezielt eine Belohnung anspricht - obwohl es auch edelmütige Auswahlmöglichkeiten wie "Behaltet euer Geld - ihr braucht es nötiger!" gab. Und das finde ich suboptimal!

Der Ruf, den man bei seinen Charakteren hat, ist mMn nur eine geringfügige Variante eines echten, "globalen" Rufsystems. Ich begrüße die Einflussmöglichkeiten auf das Vertrauen der Charaktere zu den eigenen Handlungen sehr, aber dieses System ist mMn eben doch etwas anderes als ein Rufsystem, dass den Charakter in den Augen anderer, nicht zur Gruppe gehörender eben zu einem edelmütigen oder hinterhältigen Verhandlungspartner macht. Getreu dem Motto: Sein Ruf eilt ihm (oder ihr) voraus... Aus so einem System könnten auch ganz neue Art von Aufgaben resultieren: Wenn der Antagonist beispielsweise durch Falschinformationen gezielt den Ruf des Charakters ruiniert. man stelle sich vor, der Held betritt nichtsahnend erstmalig ein Dorf - und die Einwohner erstarren bei seinem Erscheinen und laufen davon! Und stellt man einen, so bekommt man aus ihm nicht mehr als ein erbärmliche Gestammel heraus: "Tut mir nichts, ich habe zwei Frauen und sieben Kinder! Ihr könnt... ihr könnt mein ganzes Geld haben, aber bitte lasst mich am Leben!" Und warum das alles? Weil der böse, böse, aber sehr schlaue Gegenspieler dafür gesorgt hat, dass alle im Dorf den Charakter und seine Gefährten für eine Horde Dämonen in Menschengestalt halten, die mordend und brandschatzend durch die Lande ziehen, und die Männer der Gruppe saufen das Blut ihrer Opfer und die Frauen baden darin und sie stehen untereinander in einem grausamen Wettbewerb um die Schädel der Erschlagenen... Und anstatt sich den x-ten Kampf mit den Schergen des Kontrahenten zu liefern, kann man nun erstmal sehen, wie man seinen Ruf wieder aufpoliert bekommt - Aufträge bekommt man natürlich keine, denn alle winseln nur, wenn sie angesprochen werden, also muss man sich selbst umschauen - oder einfach weiterziehen und riskieren, dass sich der "Ruf" weiter ausbreitet.
Naja, wenn ich genauer darüber nachdenke, bräuchte man kein ausgefeiltes Rufsystem für solch eine Quest...


Originally Posted by Ralf

Das ist schließlich auch eine Art Währung und die hätte "Dragon Age" übrigens auch gerne noch etwas ausweiten und dafür die Relevanz der IMHO zu einflußreichen Geschenke beschränken dürfen. Grundsätzlich finde ich dieses Zustimmungssytem der Bioware-Spiele (gab es ja schon bei "Planescape: Torment") aber hervorragend.


Ja, das Umgehen mit den anderen Charakteren und die glaubwürdigen Charaktere selbst sind mMn auch die eigentliche Stärke von DA - das hatte ich glaube ich schon früher erwähnt. Und für meinen Geschmack hätte das auch wesentlich ausgefeilter sein können. gerne hätte ich z.B. durch klug geführte Gespräche die Absichten und generellen Ansichten einiger Charaktere maßgeblich beeinflusst. Von Alistair und Leliana weiß ich, dass man sie so oder so - zumindest in einem gewissen Maße - ausrichten kann. Aber an z.B. Morrigan's harter Schale hat sich mein Char die Zähne ausgebissen. Diese widerborstige Hexe hat einfach nicht den Mut gefunden, sich zu ihren Gefühlen zu bekennen und ihre Emotionen zu akzeptieren.Und irgendwie vermisste ich entsprechende Dialogoptionen, um ihr klarzumachen, dass Liebe - oder Emotionen allgemein - keineswegs nur eine Schwäche ist, sondern dass man sie durchaus auch als *Stärke* ansehen kann und... ah, aber eine solche Diskussion führt jetzt hier zu weit.


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Originally Posted by Ralf

...aber in "echten" Rollenspielen wie "The Witcher" oder "Dragon Age" ärgert es mich schon etwas (und ich plädiere immer noch für Rundenkämpfe in RPGs wink ).


Ja, die viel zu zahlreichen Kämpfe in TW waren die größte Schwäche des Spieles. Und Rundenkämpfe wünschte zwar auch ich mir wieder zurück, bin aber mit der Pause zur Optionseinstellung als funktionierender Kompromiss durchaus zufrieden, wenn dadurch taktische Kämpfe wie in Baldurs Gate, IWD, NWN und eben auch DA möglich werden. Drakensang dagegen hätte mMn von dem klassischen, rundenbasierten Kampfsystem viel stärker profitiert als etwa DA. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Rundenkampf nur bei C-RPGs sinnvoll einsetzbar ist, die nicht alle paar Schritte neue Gegner auftauchen lassen. Albion z.B. war inhaltlich ein wirklich hervorragendes Spiel, aber die ewig dauernden Rundenkämpfe alle paar Schritte haben mich tierisch genervt...