Man muß dazu wissen, daß die veröffentlichte Doktorarbeit keineswegs mit der von den Gutachtern geprüften Dissertation übereinstimmen muß. Wenn beispielsweise der veröffentlichende Verlag Änderungswünsche hat und die Gutachter nichts dagegen haben (meine beiden haben mir klar gesagt, ich könne für die Veröffentlichung im Grunde genommen machen, was ich wolle ... wink ), dann kann es sogar zu erheblichen Abweichungen kommen.

Die entscheidende Frage wäre daher zunächst: Fehlen die entsprechenden Fußnoten "nur" in der veröffentlichten Version? Dann wäre es einfach ein ärgerlicher Fehler, aber natürlich kein echtes Plagiat und letztlich der berühmte Sturm im Wasserglas. Fehlen sie dagegen auch in der an der Universität geprüften und im Promotionsbüro archivierten "Originalfassung", dann könnte zu Guttenberg tatsächlich Probleme bekommen.

Allerdings muß ich auch sagen, daß es - Fußnote hin oder her - ziemlich stümperhaft ist, einen Text wie diesen Beginn der Einleitung fast wörtlich zu übernehmen. Ich habe ehrlich gesagt nie verstanden, warum das so viele machen, denn auf diese Weise lassen sich bewußte oder unbewußte Plagiate eben relativ einfach erkennen, wenn es auch manchmal erst nach Jahren auffliegt. Dabei ist es für jemanden mit ein bißchen Sprachgefühl (und ein Doktorand sollte darüber eigentlich schon verfügen) doch wirklich nicht schwierig, einen Text, der zufällig genau das aussagt, was man selbst schreiben will, so umzuformulieren, daß kein Prüfer und auch kein Computerprogramm der Welt ein zweifelsfreies Plagiat nachweisen kann - selbst wenn man mal die Fußnote vergessen sollte ...