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Das ist eine tolle Message, die wir damit also an Deutschland senden: Ihr könnt betrügen und dreist lügen. Solange ihr beliebt seid, ist das alles überhaupt kein Problem. Weiter so!  Und das ist auch der Hauptgrund, warum ich so stinksauer bin, sobald ich an das Thema auch nur denke: Genau SO eine Haltung so erschreckend vieler Menschen läßt mich Schritt um Schritt verbitterter und zynischer werden. Natürlich nicht nur bei diesem Thema - aber so offen wie hier geschieht es doch vergleichsweise selten, daß man die offensichtlich komplett anderen Moralvorstellungen einer Mehrheit seiner Mitbürger vor Augen geführt bekommt. Wahrscheinlich sollte ich es mir angewöhnen, keine Nachrichten mehr zu schauen und keine Zeitung mehr zu lesen - sonst ende ich früher oder später zwangsläufig als verbitterter, einsamer alter Mann ... Edit: Guttenberg verhöhnt das Leistungsprinzip Und nur um das nochmal klarzustellen: Natürlich gibt es momentan und schon immer weit wichtigere Ereignisse als einen betrügerischen Verteidigungsminister, der in Deutschland ja zum Glück seit 1945 sowieso eher zur Dekoration dient. Aber ich glaube wirklich, seit Kohl wurde in Deutschland kein Betrüger mehr so hofiert und bejubelt wie zu Guttenberg (der nicht umsonst vermutlich ebenfalls früher oder später Kanzler werden wird). Und das ist schon ein Grund zum Aufregen ...
Last edited by Ralf; 22/02/11 12:28 PM.
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Alles schön und gut... aber hörst du dir auch mal an, was der Herr so von sich gibt? Zuerst sagt er, daß da nix wäre... dann sagt er, daß es einige Fehler gegeben hat und er deswegen vorübergehend auf seinen Titel verzichten werde... dann sagt er, daß er sich seine eigene Doktorarbeit wieder mal genauer angeschaut hat und viele Fehler entdeckt hat und deswegen jetzt ganz generös auf seinen Titel ganz verzichten werde... von der Scharade, die er mit der Bundespressekonferenz abgezogen hat, und den Vorwürfen, daß er sein Amt mißbraucht und Bundesmittel für seine private Doktorarbeit genutzt hat, ganz zu schweigen.
Ja, das ist einfach nur peinlich. Und ja, ich finde auch, dass er nicht besonders geschickt mit der Situation umgeht. Der Amtsmissbrauch insbesondere ist zu überrüfen - wurde der Auftrag primär für seine Arbeit erteilt und auch nur für diese genutzt - oder war nur der Zeitpunkt gut gewählt? Und trotzdem - ändert all das etwas daran, dass die wenigstens überhaupt auch nur ansatzweise einschätzen können, ob all die Plagiate insgesamt einen ernstzunehmenden Betrug ergeben? Das Wesen einer Promotionsarbeit besteht daran, neue Gedanken, Ideen zu entwickeln und vorzustellen oder etwas bisher Unbekanntes aufzudecken und zu erforschen. Eine ernstzunehmende Promotion *muss* etwas Neues enthalten, das reproduzierbar ist. Ein Betrug wäre die bewusste Vorenthaltung von Ergebnissen, die nicht zur angestrebten These passen, oder die Fälschung von Ergebnissen, was in den Naturwissenschaften immer mal wieder vorkommt (wahrscheinlich häufiger, als bekannt ist). Selbst die "Beschönigung" von Ergebnissen ist eine Art Betrug. Texte anderer dreist zu kopieren ist äußerst unfein und wird zu recht angekreidet - aber solange der Kern der Arbeit zweifelsfrei auf den eigenen Gedanken, Ideen, Arbeiten beruht, bleibt es eine Bagatelle. Erst, wenn auch diese Gedanken, Ideen und Arbeiten "kopiert" werden und *als eigene* verkauft werden, wird es zu einem echten Betrug und einem wirklichen Plagiat. Deshalb ja auch die Frage, ob die Arbeit ernstzunehmend bleibt, wenn man alle Plagiate heraustreicht - ob die Thesen der Arbeit also tatsächlich auf Guttenbergs Mist gewachsen ist und der Rest nur Beiwerk ist. Ich kann das unmöglich beantworten. Wir sind mit dem Vorwurf des Betruges allgemein sehr schnell zur Hand, ohne genaue Hintergründe zu kennen. ein paar Dutzend Textbeispiele im Internet reichen im allgemeinen für ein Urteil nicht aus - wir alle hier wissen, wie fragwürdig Texte sind, die aus dem Kontext gerissen wurden. Wer von uns hier kann schon einschätzten, *wie wesentlich* diese Textbeispiele im Gesamtzusammenhang dieser Arbeit sind? "Im Zweifel für den Angeklagten" - wenn man den Ahnungslosen erlauben würde, Urteile zu fällen, wäre die Welt vermutlich noch ein ganzes bisschen übler, als sie ohnehin ist. Möglicherweise sind diese ganzen Plagiate allesamt unwichtige Rand"notizen" (vielleicht auch nicht), und möglicherweise enthält die Arbeit einfach nur viel zu viele Buchstaben. Und erneut die Frage: bleibt der *Kern* der Arbeit bestehen, wenn all die Plagiate entfernt werden? Ich traue Guttenberg durchaus zu, dass er seine eigene Arbeit ziemlich gut kennt, und möglicherweise (!) weiß er recht gut, dass die Plagiate alle nur weniger wichtige Stellen seiner Arbeit betreffen. Möglicherweise (!) erlaubt ihm das einen recht lockeren Umgang mit den Vorwürfen und führt zu seiner ungeschickt, geradzu anmaßend wirkenden Reaktion: "Hey - das sind alles nur Stellen, die für die eigentliche Arbeit eher unwesentlich sind - also was soll das Geschrei?" Und *möglicherweise* sind es nicht nur Lückenfüller und Beiwerk, sondern tatsächlich wesentliche Abschnitte der Arbeit, ohne die der Rest wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen würde. Dann wären alle Vorwürfe angebracht. Zumindest sollte man das in Erwägung ziehen. Es mag scheinen, dass ich die Problematik bagatellisiere und Guttenberg und sein Vorgehen verteidige. Eigentlich plädiere ich aber nur für eine sachliche Auseinandersetzung (ich bin ja schließlich neutral!), denn ich gewinne zunehmend den Eindruck, dass hier pauschal vorverurteilt wird und eben *nicht* mit gleichen Maßen gemessen wird. Du magst es also Bagatelle empfinden. Ich finde es ungeheuerlich, daß ein derart prominenter Politiker, der auch noch ein relativ wichtiges Amt führt, sich solche Fehler erlauben kann und dann dennoch von 2/3 der Bevölkerung auch noch verteidigt wird...
Vielleicht hast Du recht. Vielleicht *muss* ein Politiker mit einem schärferen Maß gewogen werden als ein "Normalsterblicher" und vielleicht sind solche Verfehlungen tatsächlich ein Rücktrittsgrund. Natürlich gingen uns dann bald die Politiker aus, denn keiner von ihnen scheint mir fehlerfrei zu sein. Vielleicht wäre es aber auch angebracht, wenn ein Politiker primär nach seiner Arbeit bewertet würde und nicht nach seinen privaten Fehlern - erst recht nicht, wenn noch gar nicht bekannt ist, wie tief seine Fehler reichen - siehe meine obigen Ausführungen. Denn wo sollte man die Grenze ziehen? Müssen irgendwann Politiker dann auch den Hut nehmen, weil sie eine rote Ampel übersehen haben oder zu schnell gefahren sind? Mit scheint das Thema ziemlich grenzwertig zu sein... Keiner von denen war der Meinung, daß der Mann zurücktreten soll. Es ginge ja um Politik, nicht um seine Doktorwürde.
Ich frage mal ganz provozierend: Und was ist jetzt an dieser Aussage falsch? Herr Guttenberg ist nicht als Dr. eingestellt worden, sondern als Verteidigungsminister, oder? Wirkt sich eine Verfehlung aus dem Privatbereich automatisch auf die Qualität seiner Arbeit als Minister aus? Und wieder die Frage: Wenn ja, wo ist die Grenze zu ziehen? Oder gibt es gar keine Grenze, und ein Minister verliert automatisch jedes Recht auf ein Privatleben? Das ist eine tolle Message, die wir damit also an Deutschland senden: Ihr könnt betrügen und dreist lügen. Solange ihr beliebt seid, ist das alles überhaupt kein Problem. Weiter so! Vielleicht sollte man sinnvollerweise ja einfach mal versuchen zu differenzieren? Mit scheint die ganze Affäre zu sehr schwarz-weiß Malerei zu sein. Der Vorwurf des Betruges wiegt schwer, und man sollte ihn mMn nur tätigen, wenn man sicher sein kann, dass es ein handfester Betrug ist (siehe oben). Ich für meinen Teil bin das solange nicht, bis nachgewiesen wurde, dass auch der Kern der Arbeit nur ein Plagiat ist. Dass wäre dann schon eher etwas wie eine Fälschung und käme dem Betrugsvorwurf wesentlich näher. Solange es dafür keinen Beweis gibt, macht sich Guttenberg und die Gutachter seiner Arbeit, die mindestens eine Teilschuld trifft, in meinen Augen einfach nur lächerlich.
Last edited by buad; 22/02/11 12:38 PM.
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buad, es geht hier doch - zumindest mir, und sicherlich auch Elgi und anderen - schon lange nicht mehr um die Person zu Guttenberg, sondern letztlich ums Prinzip. Ich bin ja ehrlich gesagt selbst nicht mal ganz sicher, ob zu Guttenbergs Betrug (ja, angesichts der Vielzahl von Beweisen traue ich mich inzwischen, dieses Wort zu benutzen) seinen Rücktritt als Verteidigungsminister zwingend erforderlich macht. Eigentlich ist es mir auch ziemlich wurscht. Das Entscheidende ist, daß hier letztlich - wie ja im oben zitierten Artikel schön beschrieben - das gesamte akademische System ad absurdum geführt wird, indem behauptet wird: "Ist doch alles halb so schlimm, macht sowieso jeder".
DIESE Haltung macht mich krank. Zumal sie sich ja sowieso durch unsere Gesellschaft zieht (Stichwort Steuerhinterziehung, auch Schwarzarbeit). Und zu Guttenbergs Ausreden machen ihn mir noch wesentlich unsympathischer als es sein Plagiat alleine tun würde ...
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Buad, deine Differenzierung in allen Ehren, aber ich denke, daß wir uns nur im Kreis drehen würden, wenn wir jetzt immer wieder unsere jeweiligen Standpunkte hinsichtlich von Uns-Gutti äußern würden. Ich möchte stattdessen auf diesen Absatz eingehen: Und trotzdem - ändert all das etwas daran, dass die wenigstens überhaupt auch nur ansatzweise einschätzen können, ob all die Plagiate insgesamt einen ernstzunehmenden Betrug ergeben? Das Wesen einer Promotionsarbeit besteht daran, neue Gedanken, Ideen zu entwickeln und vorzustellen oder etwas bisher Unbekanntes aufzudecken und zu erforschen. Eine ernstzunehmende Promotion *muss* etwas Neues enthalten, das reproduzierbar ist. Ein Betrug wäre die bewusste Vorenthaltung von Ergebnissen, die nicht zur angestrebten These passen, oder die Fälschung von Ergebnissen, was in den Naturwissenschaften immer mal wieder vorkommt (wahrscheinlich häufiger, als bekannt ist). Selbst die "Beschönigung" von Ergebnissen ist eine Art Betrug. Texte anderer dreist zu kopieren ist äußerst unfein und wird zu recht angekreidet - aber solange der Kern der Arbeit zweifelsfrei auf den eigenen Gedanken, Ideen, Arbeiten beruht, bleibt es eine Bagatelle. Erst, wenn auch diese Gedanken, Ideen und Arbeiten "kopiert" werden und *als eigene* verkauft werden, wird es zu einem echten Betrug und einem wirklichen Plagiat. Deshalb ja auch die Frage, ob die Arbeit ernstzunehmend bleibt, wenn man alle Plagiate heraustreicht - ob die Thesen der Arbeit also tatsächlich auf Guttenbergs Mist gewachsen ist und der Rest nur Beiwerk ist. Ich kann das unmöglich beantworten. Dem stimme ich nicht zu. Wenn ich eine Doktorarbeit schreibe, die wissenschaftlichen Maßstäben nicht gerecht wird, aber trotzdem anerkannt wird und mir den Doktortitel einbringt, wäre das ein Fehler der entsprechenden bewertenden Uni-Stelle. Und wenn ich dabei meine Thesen durch das Weglassen von Antithesen noch stärke, ist das kein guter Stil, aber noch sicher kein Betrug. Es steht ja nirgends geschrieben, daß eine Doktorarbeit (oder mithin jede universitäre Arbeit) allumfassend sein muß. Da kommen dann die Korrektoren ins Spiel und müssen dank ihres profunden Wissens eben erkennen, daß die Arbeit hier und da Schwächen hat... und die entsprechende Note vergeben. (Ob das bei Uns-Gutti zu Genüge getan wurde und welche Lehren die Uni daraus ziehen muß, ist eine andere Geschichte, die man dem Herrn nicht vorwerfen kann [außer er hat "aktiv" bewirkt, daß hier und da ein Auge zugedrückt wurde... aber in der Richtung ist ja bisher nichts bekannt]) Wenn ich aber bewußt fremdes Gedankengut als mein eigenes ausgebe (und nichts anderes ist das Abschreiben ohne Zitatanmerkung), dann ist das ein Betrug, den ich Verfasser selbst begehe. Klar tragen auch hier die Korrektoren eine gewisse Mitschuld, weil sie das nicht erkannt haben, aber initial geht der Betrug/Fehler von mir aus. Und es geht hier ja nicht um eine Zeile oder drei... sondern um eklatant große Teile der gesamten Arbeit. Dabei spielt es in meinen Augen keine Rolle, ob und inwiefern eine wie immer geartete Aussage der Doktorarbeit davon betroffen ist oder nicht... Hinzu kommt der bereits erwähnte Vorwurf, daß er das Ganze ja nicht mal selbst geschrieben hat. Zumindest in Teilen nicht. Das wäre ein weitere Betrug, denn auch das ist nicht erlaubt. Schließlich noch der Vorwurf, daß er den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages für seine Doktorarbeit mißbraucht hat. Das wäre doppelter Betrug, da erstens Ghostwriter für sich... und eben Mißbrauch der staatlichen Schrift für private Zwecke. Ja, es sind Vorwürfe und es steht noch nix fest. Allerdings erhärtet sich leider der Eindruck, daß das alles nicht wirklich falsch sein könnte... auch und vor allem wegen des Verhaltens von Uns-Gutti selbst. Insofern ist es wirklich kein Wunder, daß er im Mittelpunkt des Interesses steht und daß ich von deinen ehrbaren Differenzierungsversuchen nicht so überzeugt bin.
Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
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...das gesamte akademische System ad absurdum geführt wird, indem behauptet wird: "Ist doch alles halb so schlimm, macht sowieso jeder".
Ouh, so möchte ich aber nicht verstanden wissen, denn diese Aussage ist auch mMn ein Aufreger! Erstens möchte ich mich von dem "macht doch sowieso jeder." ganz deutlich distanzieren - schließlich habe ich selber eine solche Arbeit geschrieben und dabei jeden Satz schön selber verfasst. Und zweitens ist es durchaus schlimm, zusammen mit vielen anderen Dingen, wie etwa dem alleinigen Messen wissenschaftlicher Qualität an der Anzahl der Publikationen. Hast du wenig Publikationen, kannst du wissenschaftlich nicht viel taugen... Genau diese verquere Herangehensweise führt ja dazu, dass jede Menge Arbeiten regelrecht zusammengefälscht werden oder in ihrer Oberflächlichkeit kaum zu überbieten (oder bietet sich hier "unterbieten" an?) sind. Sogar die DFG hat kürzlich diesbezügliche Gewohnheiten offen angemahnt und erlaubt bei Anträgen jetzt nur noch eine gute handvoll eigener Publikationen als Referenz! Insofern ist ein großer Teil unseres akademischen Systems ja bereits ein "ad absurdum"... 
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Das ist eine tolle Message, die wir damit also an Deutschland senden: Ihr könnt betrügen und dreist lügen. Solange ihr beliebt seid, ist das alles überhaupt kein Problem. Weiter so! Nun tust Du aber geradezu so, als wenn die Leute das nicht ohnehin wüssten. Dass bei Promis, Bonzen und Politikern mit zweierlei Maß gemessen wird, ist man gewohnt. Also wird unsere Obergulaschkanone von der Mehrheit des Volkes vermutlich einfach nur mit einer großen Portion Pragmatismus gesehen: "Jeder Politiker hat doch eine Menge Dreck am Stecken, der Guttenberg ist uns aber wenigstens sympathisch und sieht auch noch gut aus, also lasst ihn Ruhe."Und ja, ich teile die Befürchtung, dass der Kerl irgendwann Kanzler wird. Aber schlimmer als Kohl und Schröder kann er auch nicht sein. Hoffe ich zumindest... PS: Und wenn ich ganz ehrlich sein soll: Lieber der, als z.B. Westerwelle. 
Last edited by Ddraigfyre; 22/02/11 02:18 PM.
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Ich bin mir jetzt nicht ganz im Klaren, worauf Du hinauswillst, aber ich versuche mal, auf einige Dinge einzugehen... Wenn ich eine Doktorarbeit schreibe, die wissenschaftlichen Maßstäben nicht gerecht wird, aber trotzdem anerkannt wird und mir den Doktortitel einbringt, wäre das ein Fehler der entsprechenden bewertenden Uni-Stelle.
Richtig. Bei hingeschluderten Machwerken, die den Nachweis erbringen, dass der Doktorand eben *nicht* befähigt ist, selbständig wissenschaftlich zu arbeiten, müsste die Annahme verweigert werden oder die Promotion kurzerhand durchfallen. Wenn sie doch durchkommen, dann hat aber nicht der Doktorand "betrogen", sondern genaugenommen die Uni, wenn auch vielleicht nicht vorsätzlich. Die Frage muss dann natürlich gestellt werden, wessen Unfähigkeit größer ist... Nun darf man nicht vergessen, dass die Qualität einer Uni und eines Professors üblicherweise auch an der Anzahl der erfolgreichen Promotionen gemessen wird. Das ist der gleiche Haken wie mit den Publikationen (siehe meine Entgegnung zu Ralf): Viele Doktoranden = gute Uni. Wenns eine Uni da nicht so genau nimmt, winkt sie eben auch den größten Mist durch. Auffliegen tut das nur in den wenigsten Fällen, aber die Zahl an erfolgreichen Promotionen ist schön hoch. Genaugenommen würde ich aber den Begriff "Betrug" für so ein offensichtliches Versagen des Lehrkörpers nicht verwenden, zumal es einfach ein grober Fehler im System zu sein scheint. Und wenn ich dabei meine Thesen durch das Weglassen von Antithesen noch stärke, ist das kein guter Stil, aber noch sicher kein Betrug.
Solange es Thesen und Antithesen betrifft, sicher nicht, denn Thesen sind nun mal nur Annahmen. Kritisch wird es in meinen Augen, wenn bewusst Ergebnisse, die eine These torpedieren, weggelassen werden, um die These aufzuwerten. Die Qualität der These, d.h. ihre wissenschaftliche Bedeutung, verliert dadurch enorm an Wert oder wird im schlimmsten Fall gar völlig unbrauchbar. Beispiele: These: Photovoltaikzellen stellen eine 100% umweltfreundliche Energiequelle dar. vorenthaltene Ergebnisse: Die Gewinnung der benötigten Materialien verschlingt ungeheure Ressourcen. Das benötigte hochreine Silicium ist nur in energetisch extrem aufwendigen Prozessen zu gewinnen. Die Zellen enthalten hochgiftige Komponenten, deren Entsorgung bzw. Recycling noch ungeklärt ist. These: Photovoltaikzellen können 20% des einfallenden Lichtes in Strom umwandeln. vorenthaltene Ergebnisse: Es handelt sich um den Spitzenwert, der nur unter optimalen Laborbedingungen, und dann auch nur kurzzeitig, erreicht wird. oder ganz simpel: These: Substanz A kann problemlos mit Substanz B vereinigt werden. vorenthaltene Ergebnisse: ...aber anschließend reicht die geringste Energiezufuhr, wie, z.B. eine leichte Erschütterung, um das Gemisch unter gewaltiger spontaner Energiefreisetzung reagieren zu lassen. Der Grat zwischen "noch gerade so tolerierbar" und "eindeutig Betrug" ist hier mMn sehr schmal (wobei die Beispiele nicht unbedingt die besten sind...) Es steht ja nirgends geschrieben, daß eine Doktorarbeit (oder mithin jede universitäre Arbeit) allumfassend sein muß. Da kommen dann die Korrektoren ins Spiel und müssen dank ihres profunden Wissens eben erkennen, daß die Arbeit hier und da Schwächen hat... und die entsprechende Note vergeben. (Ob das bei Uns-Gutti zu Genüge getan wurde und welche Lehren die Uni daraus ziehen muß, ist eine andere Geschichte, die man dem Herrn nicht vorwerfen kann [außer er hat "aktiv" bewirkt, daß hier und da ein Auge zugedrückt wurde... aber in der Richtung ist ja bisher nichts bekannt])
Yup. Keine Einwände oder Ergänzungen. Wenn ich aber bewußt fremdes Gedankengut als mein eigenes ausgebe (und nichts anderes ist das Abschreiben ohne Zitatanmerkung), dann ist das ein Betrug, den ich Verfasser selbst begehe. Klar tragen auch hier die Korrektoren eine gewisse Mitschuld, weil sie das nicht erkannt haben, aber initial geht der Betrug/Fehler von mir aus. Und es geht hier ja nicht um eine Zeile oder drei... sondern um eklatant große Teile der gesamten Arbeit. Dabei spielt es in meinen Augen keine Rolle, ob und inwiefern eine wie immer geartete Aussage der Doktorarbeit davon betroffen ist oder nicht...
Hm. Vielleicht. Ich scheue mich ein wenig bei der Verwendung des Begriffes "Betrug", ohne zu wissen, wie weit das "Kopieren" geht. Aber vermutlich liegt das einfach an einer unterschiedlichen Wichtung des Wortes. "Betrug" klingt für mich immer irgendwie nach einem Kapitalverbrechen, nach einem Kriminellen. Und "Abschreiben" sehe ich weniger kriminell, als vielmehr unfein und unseriös. Bei Betrug gibt es immer einen (meist materiell) Geschädigten - beim Abschreiben ist die Art der Schädigung schwer feststellbar, man verschafft sich mehr einen eigenen Vorteil als einen anderen wirklich zu schädigen. Aber ich gebe zu, dass die Grenzen zwischen "unseriös" und "betrügerisch" sehr verschwommen sind und dass mein Verständnis des Begriffs möglicherweise etwas zu ...eng ist. Hinzu kommt der bereits erwähnte Vorwurf, daß er das Ganze ja nicht mal selbst geschrieben hat. Zumindest in Teilen nicht. Das wäre ein weitere Betrug, denn auch das ist nicht erlaubt.
Hier sind wir uns einig. Allerdings ist es im konkreten Fall eben nur ein Vorwurf. Vorwerfen kann man viel - wenn es nicht eindeutige Hinweise gibt, taugen sie letztendlich gar nichts zur Bewertung der Sachlage. Schließlich noch der Vorwurf, daß er den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages für seine Doktorarbeit mißbraucht hat. Das wäre doppelter Betrug, da erstens Ghostwriter für sich... und eben Mißbrauch der staatlichen Schrift für private Zwecke.
Auch hier ist es wichtig zu klären, ob diese Arbeit (?) ausschließlich für seine Arbeit erstellt wurde, oder ob die entsprechende Anfertigung ohnehin erfolgen sollte und er sie nur zusätzlich privat genutzt hat. Ersteres: Amtsmissbrauch. Zweites: Nur dann ein Vergehen, wenn die Schrift oder Auszüge aus ihr vom Recht der Veröffentlichung ausgenommen wurden (sprich: Verstoß gegen die Geheimhaltung). Soweit ich weiß ist dieser Fakt noch ungeklärt, sollte aber eigentlich leicht aufzudecken sein. Ja, es sind Vorwürfe und es steht noch nix fest. Allerdings erhärtet sich leider der Eindruck, daß das alles nicht wirklich falsch sein könnte... auch und vor allem wegen des Verhaltens von Uns-Gutti selbst. Insofern ist es wirklich kein Wunder, daß er im Mittelpunkt des Interesses steht und daß ich von deinen ehrbaren Differenzierungsversuchen nicht so überzeugt bin.
Nun ja - 21% der Arbeit als Plagiate entlarvt - da fällt die "Differenzierung" inzwischen selbst mir als krampfhaft bemühter neutraler "Partei" zunehmend schwerer...
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Joined: Mar 2003
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Und ja, ich teile die Befürchtung, dass der Kerl irgendwann Kanzler wird. Aber schlimmer als Kohl und Schröder kann er auch nicht sein. Hoffe ich zumindest...
Das habe ich mir bei "Das-steht-mir-aber-zu!" Ulla Schmidt auch gedacht. Und wen haben wir bekommen? Siehste! So schnell kann man sich irren! Schlimmer geht immer!
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Joined: Mar 2003
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Genaugenommen würde ich aber den Begriff "Betrug" für so ein offensichtliches Versagen des Lehrkörpers nicht verwenden, zumal es einfach ein grober Fehler im System zu sein scheint. Genau. Wenn es nur darum ginge, daß die Korrektoren versagt haben, dann wäre es kein Betrug. Wenn sie wissentlich ein Auge zudrücken, dann wirds schon enger, aber dahingehenden Vorwürfe gibt es ja noch nicht. Der Grat zwischen "noch gerade so tolerierbar" und "eindeutig Betrug" ist hier mMn sehr schmal (wobei die Beispiele nicht unbedingt die besten sind...) Auch da sind wir ja fast einer Meinung... ich würde dieses Themengebiet ja sogar zu Gunsten von Uns-Gutti werten... da ich die Arbeit nicht kenne, gehe ich mal davon aus, daß darin nicht vorsätzlich gelogen und Tatsachen unterschlagen werden. Und da bin ich sogar so zuvorkommend, daß ich meine, daß selbst wenn dem so wäre, man dies eher den Korrektoren anlasten müßte... das wäre also alles kein Grund für das momentan herrschende Donnerwetter.  Nun ja - 21% der Arbeit als Plagiate entlarvt - da fällt die "Differenzierung" inzwischen selbst mir als krampfhaft bemühter neutraler "Partei" zunehmend schwerer... Na also... langsam wirds noch was mit dir.  Ich wollte eigentlich nur darauf hinaus, daß bei solch groben Abschreibereien schwierig bis unmöglich ist, deine differenzierte Herangehensweise zu betreiben... die Frage ist, wo ein Kavaliersdelikt (gepaart mit dem offensichtlichen Unvermögen der Korrektoren) aufhört und das vorsätzliche Abschreiben in großem Ausmaß beginnt. Ich denke, bei Uns-Gutti sind wir schon länger im Zweiteren.
Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
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Joined: Mar 2003
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Guttenberg ist mir im Prinzip völlig egal, irgendwelche Erwartungen an ihn hatten sich ja bereits beim Parteibuch erledigt. Von mir aus kann er auch ruhig Minister bleiben, relevante Unterschiede würde ein Wechsel nun sicher nicht bringen. Allerdings bin ich durchaus der Meinung, dass bei einer Person, die völlig grundlos zur Lichtgestalt stilisiert wird, es notwendig ist wieder Vernunft in die Betrachtung zu bringen. Notfalls auch mit heftigeren Mitteln, zumindest, so lange bei Fakten geblieben wird. Kleine Fleißaufgabe für die verbliebenen Fans. Macht mal eine Liste mit den Dingen, die so toll an ihm sind. Wenn auf dieser letztlich nur gestellte Hochglanzfotos und leeres Blubbern landen, ist eine Neubewertung sicher eine gute Idee.Dass seine Eigenleistung bzw. die tatsächlich nicht plagiierten Textstellen des Verfassers der Arbeit für den erfolgreichen Abschluss einer Promotion ausreichen, ist vielleicht möglich, aber wohl nicht sehr wahrscheinlich. Wenn man sich das Wiki anschaut, ziehen sich die Plagiate durch die gesamte Arbeit und unter den herausragenden Fundstellen findet sich bereits einiges, was hätte selbst geschrieben werden müssen. Als wesentlich für die Arbeit wurden die Stellen schließlich angesehen, sonst wären sie nicht drin. Letztlich ist das aber egal, eine Dissertation, die auf Klopapier geschrieben wird, kann nobelpreiswürdigen Inhalt haben, wird vermutlich aber trotzdem nicht erfolgreich sein. Derartige Plagiate vergiften die Arbeit sicher noch mehr. Entsprechend dem 4. Link in meinem letzten Post denken Richter (studierte und eventuell sogar promovierte Juristen) zumindest so. PS: Promotionsexperte im Interview "Damit kommt Guttenberg nicht davon"
Last edited by Steffen; 22/02/11 04:12 PM.
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MMn rechtfertigt eine abgeschriebene Doktorarbeit nicht zwangsweise einen Rücktritt. Klar, die weiße Weste ist beschmutzt - willkommen in der Politik! Anders sähe es aus, wenn die Doktorarbeit Grundlage für die Einstellung als Minister wäre, denn Herrn Guttenberg konnte nun doch nicht die Befähigung zu eigenständiger wissenschaftlicher Arbeit zweifelsfrei nachweisen. Aber dann wäre immer noch zu klären, ob die in der Arbeit getroffenen Schlussfolgerungen - die letztlich der Kern einer jeden Promotion sind - ebenfalls nur Plagiate sind, oder ob sie ihr Verfasser tatsächlich aus eigener Leistung aus den zuvor zitierten und kopierten Quellen abgeleitet hat. Denn bei aller Empörung über Plagiate: man darf das Wesentliche einer Promotionsarbeit nicht vergessen! Die Einleitung ist gewiss nicht der Kern einer solchen Arbeit, sie abzuschreiben ist einfach nur peinlich, jedoch nicht zwangsläufig ein Ausdruck der Unfähigkeit. Ob die gesamte Arbeit durch die zahlreichen Plagiate zu einem nicht ernstzunehmenden Machwerk wird, oder ob die Plagiate nichts zur wesentlichen Aussage der Arbeit beitragen und diese durch weglassen oder Umformulieren derselben noch immer im Kern die gleiche bleiben würde -*das* ist mMn das wesentliche bei einer solchen Diskussion! Und darüber können genaugenommen nur unvoreingenommene Experten entscheiden (die es vermutlich nicht gibt). Die Frage, ob Guttenbergs Arbeit eine eigene Aussage enthält oder nicht, ist meiner Meinung nach völlig zweitrangig, denn die umfangreichen Plagiate machen jeden möglichen wissenschaftlichen Wert zunichte. In der Wikipedia gibt es einen interessanten Artikel Betrug und Fälschung in der Wissenschaft, in dem es unter "Plagiate in einer Dissertation" heißt: Als „Täuschung über die Eigenständigkeit der erbrachten wissenschaftlichen Leistung“ bewertete der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg mit Beschluss vom 13. Oktober 2008 (Aktenzeichen: 9 S 494/08)[8] „die nicht gekennzeichnete Übernahme kompletter Passagen aus dem Werk eines anderen Autors in einer Dissertation“, sofern sie „planmäßig und nicht nur vereinzelt“ erfolge. Eine solche planmäßige Übernahme fremden Gedankenguts ergebe sich bereits daraus, „dass sich die Plagiate an mehreren Stellen der Dissertation auffinden lassen und verschiedene Fremdautoren betreffen.“ Kleine Änderungen an nicht-gekennzeichneten übernommenen Passagen bewertete das Gericht nicht als Beleg für versuchte Eigenständigkeit des Formulierens, sondern – im Gegenteil – als Beleg für „die gezielte Verschleierungsabsicht des Klägers.“ Dies könne die Hochschule „zur Entziehung des verliehenen Doktorgrades berechtigen.“ Ausdrücklich hob der VGH in einem Leitsatz hervor: „Auf den Umfang der abgeschriebenen Stellen sowie auf die Frage, ob die Arbeit auch ohne das Plagiat noch als selbständige wissenschaftliche Arbeit hätte angesehen werden können, kommt es grundsätzlich nicht an.“An der Aberkennung des Doktortitels führt meiner Meinung nach kein Weg vorbei. Geschähe das nicht, würde sich die Uni Bayreuth hochgradig lächerlich machen. Deswegen muss Guttenberg nicht zwangsläufig als Minister zurücktreten, aber als Bildungsminister etwa wäre er ja wohl nicht tragbar, nachdem er bei seiner eigenen Dissertation derart abgeschrieben hat. In den Verantwortungsbereich des Verteidigungsministers fallen allerdings die beiden Universitäten der Bundeswehr, und auch den dort Studierenden und Lehrenden sollte man meiner Meinung nach niemanden im Ministeramt zumuten, dem der Doktortitel wegen Betrugs aberkannt wird (wenn es so kommt). Vielleicht sollte Guttenberg einfach wieder Wirtschaftsminister werden - in der Wirtschaft wird schließlich genauso viel gelogen und betrogen wie in der Politik, wenn nicht noch mehr  Und nochmal zur eigenen Aussage, die Guttenbergs Dissertation haben mag oder nicht: Das kann die überwiegende Mehrheit wahrscheinlich (noch) nicht beurteilen, aber ich finde die folgende Passage dieses Artikels aufschlussreich: Dass hier, im Wissenschaftlichen, etwas im Argen liegt, darauf verwies schon die Erklärung Guttenbergs, seine Arbeit umfasse "über 1300 Fußnoten und 475 Seiten". Das mag so sein, und es gibt historische oder philologische Arbeiten, die, vor allem wenn sie quellenkritisch vorgehen, einen solchen Aufwand im Umgang mit Belegstellen und Referenzen notwendig erscheinen lassen. Denn in den Fußnoten wird, aus Gründen, die keineswegs in den Fußnoten selbst liegen, dokumentiert, dass der Kandidat den Stand der Forschung kennt und sich in ihm zu bewegen weiß. Ein Wissenschaftler, der etwas zu sagen hat, hält daher die Zahl der Fußnoten so knapp wie gerade eben nötig.
Anders ist es, wenn schon die Zahl der Fußnoten selbst als wissenschaftliche Errungenschaft gelten soll: Denn darin offenbart sich nicht nur eine Beflissenheit gegenüber dem Forschungsstand (oder dem Stand des akademischen und publizistischen Geredes), die einem selbständigen wissenschaftlichen Urteil nur schlecht ansteht, sondern auch eine beträchtliche Ignoranz gegenüber dem Zweck von Fußnoten. Anders gesagt: Im universitären Betrieb irgendwie mitmachen zu dürfen, aus ganz und gar nicht wissenschaftlichen Gründen - das ist der Sinn der zu einem eigenen, selbstbewusst auftretenden Ausdruck von Wissenschaftlichkeit verkommenen Protzerei mit den Quisquilien der akademischen Arbeit.
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Joined: Mar 2003
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Uni Bayreuth entzieht Guttenberg den DoktortitelTja, damit hat er sich wohl durchgemogelt, zwar plagiiert aber bewusst getäuscht - interessiert ja nicht. Also kann er bei seinem Behauptungen bleiben, obwohl sie so offensichtlich Unfug sind. Auch wenn er es angedroht hat, aber so dämlich wird er sicher nicht sein, gegen irgendjemanden vorzugehen und eine gerichtliche Prüfung seines Machwerkes riskieren.
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Joined: Sep 2005
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Diesen Montag in der S-Bahn: Nicht zum ersten Mal waren an meiner Haltestelle beide Ticketstempel-Automaten defekt, also bin ich logischerweise einfach so eingestiegen. Prompt wurde ich kontrolliert, habe dem Herrn alles genau erklärt, der mir daraufhin versicherte: "Alles in Ordnung, ich schreibe das jetzt auf, das wird dann später überprüft und Sie bekommen anschließend per Post die Bestätigung, daß nichts weiter geschieht." Ich habe gerade zufällig gesehen, dass bei RTL in dieser Sendung "Einspruch" genau dieser Sachverhalt diskutiert wurde. Und scheinbar ist die Rechtslage da eindeutig: Du musst zahlen, egal, was der Kontrolleur da erzählt hat. Kaputte Automaten sind keine Entschuldigung. Hat sich auf deinen Widerspruch schon etwas ergeben?
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Joined: Apr 2003
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Wenn die Info von RTL kommt, kann sie doch gar nicht stimmen.
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Joined: Mar 2003
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Ich habe gerade zufällig gesehen, dass bei RTL in dieser Sendung "Einspruch" genau dieser Sachverhalt diskutiert wurde. Und scheinbar ist die Rechtslage da eindeutig: Du musst zahlen, egal, was der Kontrolleur da erzählt hat. Kaputte Automaten sind keine Entschuldigung.
Hat sich auf deinen Widerspruch schon etwas ergeben?
Noch nicht, aber die Verbraucherzentrale NRW beispielsweise, die in NRW als Schlichtungsstelle für den Öffentlichen Nahverkehr dient, schreibt eindeutig: "Steht aber zum Beispiel kein funktionierender Fahrkartenautomat zur Verfügung oder alle Entwerter an der Einstiegsstelle sind defekt, haben Sie es nicht zu vertreten, bei einer Kontrolle keinen gültigen Fahrschein vorlegen zu können. Sie müssen in solchen Fällen sofort das Fahrpersonal ansprechen und sich ggfs. beim Umsteigen erneut um ein Ticket bemühen." Da ich das getan habe und auch mit einer Kopie der Streifenkarte belegen kann, sieht mir das *eigentlich* nach einem klaren Sachverhalt aus (und der offiziellen Schlichtungsstelle glaube ich definitiv eher als RTL ...).
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Joined: Mar 2003
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Leute, die Rechtslage ist hier dieselbe, wie bei defekten Parkscheinautomaten. Oder soll man da der Politesse vielleicht künftig 5,- € hintern Scheibenwischer klemmen? 
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Joined: Apr 2003
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Müsste man vielleicht einen Zettel dazuklemmen: "Dies ist für die Politesse. Unbefugte bitte nicht nehmen." 
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Joined: Apr 2005
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MMn rechtfertigt eine abgeschriebene Doktorarbeit nicht zwangsweise einen Rücktritt. Wenn Guttenberg eingeräumt hätte, dass er abgeschrieben und damit betrogen hat, und wenn er diesen Betrug glaubwürdig bereut hätte, dann hätte er meiner Meinung nach Minister bleiben können, obwohl die Stellung als Dienstherr der beiden Bundeswehr-Unis sicher problematisch gewesen wäre. Mit der Taktik, nur "Fehler" einzuräumen und die bewusste Täuschung zurückzuweisen, hat er sich meiner Meinung nach jedoch selbst disqualifiziert. Erstens ist es in keinster Weise glaubwürdig, dass die vielen abgeschriebenen Stellen nur versehentlich in die Arbeit gerutscht oder versehentlich nicht als Zitate ausgewiesen sind. Bei einigen wenigen mag so etwas passieren, aber bei mehr als 20% der Arbeit? Und kleine Änderungen, wie sie bei Guttenberg zuhauf vorkommen, hat ja schon der VGH Baden-Württemberg als Beleg für eine "gezielte Verschleierungsabsicht" gewertet. Insofern gehe ich davon aus, dass die Uni Bayreuth die gezielte Täuschung durch Guttenberg noch feststellen lassen wird, auch wenn sie sich da auf Indizien stützen muss. Zweitens kommt man, selbst wenn man sich darauf einlässt, Guttenberg zu glauben, zu keinem besseren Urteil über seine Qualifikation. Er hat also in sieben Jahren "mühevollster Kleinarbeit" ein Werk abgeliefert, das vor Fehlern nur so strotzt? Und in diesen sieben Jahren war er nicht in der Lage, seine eigene Arbeit zumindest so weit zu überprüfen, dass er seine Fehler erkannt und die Fehlerzahl drastisch reduziert hätte? Nein, jemand, der bei einem solchen Projekt eine derart grottige Arbeitsweise offenbart, ist offenbar leider viel zu inkompetent für ein Ministeramt. Bei seiner Doktorarbeit hat er ja sicher sein Bestes gegeben, wenn ihn der Verlust des Titels so sehr schmerzt. Und wer kann jemanden, der Fehler am laufenden Band produziert, selbst wenn er sein Bestes gibt, als Minister wollen? Der Hochstapler spielt Minister - so weit ist es schon, dass erstmals in der Geschichte des Bundestages kein Ordnungsruf ergeht, wenn ein Abgeordneter als Lügner, Betrüger und Hochstapler bezeichnet wird. Für den Moment hat Guttenberg sich durchgemogelt, aber ich glaube nicht, dass er sich langfristig mit seiner Salami-Taktik, immer nur so viel einzugestehen wie unbedingt nötig, einen Gefallen getan hat.
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Joined: Mar 2003
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So, vielleicht ist langsam mal gutt mit Guttenberg, So wichtig ist der Schmalzkopf nun wirklich nicht.
Viel schlimmer: Libyen. Gadaffi lässt sein Volk zusammenschießen und der Westen schaut zu. Selbst Café Latte Obama sieht keinen Anlass für harsche Worte, wedelt nur mahnend mit dem Zeigefinger. Als einziger auf den Barrikaden ausgerechnet Little Miss Sunshine Westerwelle.
Warum sind die Amis eigentlich noch nicht da? Libyen hat doch reichlich Öl...
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veteran
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veteran
Joined: Apr 2005
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Das libysche Öl droht bislang nicht in die Hände von jemandem zu fallen, der es den Amis vielleicht nicht mehr verkaufen würde - anders etwa als bei der Besetzung Kuwaits durch den Irak. Insofern ist das Interesse an einem militärischen Eingreifen in Libyen gering.
Und eine Diskussion über Libyen wird hier vermutlich nicht groß in Gang kommen, weil die meisten weitgehend einer Meinung sind ... Gaddafi-Fans dürfte es hier nicht viele geben.
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