Tja, da hatte ich es "leichter", da ich dem SPiel erst sehr, sehr skeptisch gegenüberstand und es gut genug ist, diese auszuräumen.
Tatsächlich ist vor allem der Prolog, und dort ganz zu Beginn - fast schon überfrachtet mit Zwischensequenzen, die zudem noch länger ausfallen als die eigentlichen kurzen Spielabschnitte dazwischen. Trotzdem finde ich, dass gerade der Anfang des Spieles eine sehr, sehr dichte Atmosphäre vermittelt, vielleicht gerade aufgrund der Zwischensequenzen. Dazu kommt, dass viele der Zwischensequenzen mMn die besten sind, die ein (mir bekanntes) C-RPG derzeit anbietet, und damit meine ich nicht nur die hervorragende Qualität sondern auch die Dramaturgie. Beispielsweise ist die Verabschiedung der Hexer voneinander im Prolog oder die Hexenjagd im ersten Kapitel.
TW ist eines der wenigen Rollenspiele, in dem man einen vorgegebenen Charakter spielt, der zudem noch - als ausgearbeitete Romanfigur charakterlich bestimmte Anforderungen erfüllen muss. Konnte man z.B. in Gothic den dort "vorgegebenen" Charakter praktisch in allen Details außer dem Geschlecht noch selber entwickeln, ja mehr noch, wurde der Charakter erst durch das Zutun des Spielers überhaupt mit "virtuellem" Leben gefüllt, so ist Geralts Entwicklung eingeschränkt: Weder wird der Hexer zu einem strahlenden Ritter, noch zu einem hinterhältigen Schurken werden. Und tatsächlich ist er schon voller "Leben", auch ohne das grundsätzliche Zutung des Spielers. Er ist ein Hexer, und damit sind bestimmte Dialoge und Entscheidungen praktisch vorweggenommen. Während man also in den meisten anderen C-RPGs den Charakter in die Rolle drängen kann, die man selber für ihn bestimmt, so ist man in TW gezwungen, in eine fertige Rolle *hineinzuschlüpfen* und diese, bereits begrenzte Figur, möglichst auszufüllen. Das ist mMn eigentliches Rollenspiel: man übernimmt eine Rolle und bewegt sich ausschließlich in den Stiefeln dieser Figur. Dadurch kann es durchaus vorkommen, dass man Dialogoptionen erhält, von denen keine der eigenen Vorliebe entsprechen (auch der Spieler wählt hier aus "dem kleineren Übel" aus. Natürlich kann das dann zwei Gründe haben: Entweder man selber hat sich nicht zu 100% auf die Figur eingelassen, oder die Entwickler haben die Gestaltung der Figur verwackelt und waren selber nicht zu 100% in der Figur drin. - Dass Entscheidungen in Zwischensequenzen vorweggenommen werden, ist aus meiner Sicht in so einem Fall legitim und hat mich persönlich weniger gestört - die Entscheidung hat eben Geralt getroffen, nicht der von mir gespielte Charakter. Ich persönlich habe mich daran wenig bis gar nicht gestört.
Die in TW getroffenen Entscheidungen haben innerhalb des Spieles durchaus z.T. erheblichen Einfluss, aber natürlich - das Finale wird nur geringfügig betroffen.
Selbst wenn man mit dem Orden der Rose sympathisiert hat man keine Möglichkeit, mit dem Großmeister - dem Oberhaupt des Ordens - zu kooperieren. Am Ende läuft es immer darauf hinaus, dass man den Gründer und Anführer des Ordens erschlägt.
Allerdings kenne ich keine C-RPG außer dem famosen PS:T, das die Konfrontation mit dem Endgegner wirklich auf verschiedenen Wegen führte. Oder konnte man bei BG-TdB mit dem Endgegner kooperieren *grübel*?
Natürlich kann hier wieder so interpretiert werden, dass Geralt *als Hexer* diese Entscheidung trifft, und zwar ohne wirkliches Zutun des Spielers - aber das Finale von TW war auch mMn nicht unbedingt die Stärke des Spieles. In TW2 versprechen die Entwickler 16 verschiedene Enden (!) - aber bisher ist nicht bekannt, worin die Unterschiede liegen sollen. Sind es wirklich 16 verschiedene Arten, wie das Spiel beendet werden kann? Oder liegen die Unterschiede nur in verschiedenen Textfensterchen? Wir werden sehen... Denn Potential zur Verbesserung hat TW wirklich reichlich! Ohne die von mir so bevorzugte graugetönte, lebendige Spielwelt wäre TW in meiner Gunst ganz sicher nicht so weit oben...
