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elgi #439445 22/02/11 12:08 PM
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Originally Posted by elgi

Das ist eine tolle Message, die wir damit also an Deutschland senden: Ihr k�nnt betr�gen und dreist l�gen. Solange ihr beliebt seid, ist das alles �berhaupt kein Problem. Weiter so! up


Und das ist auch der Hauptgrund, warum ich so stinksauer bin, sobald ich an das Thema auch nur denke: Genau SO eine Haltung so erschreckend vieler Menschen l��t mich Schritt um Schritt verbitterter und zynischer werden. Nat�rlich nicht nur bei diesem Thema - aber so offen wie hier geschieht es doch vergleichsweise selten, da� man die offensichtlich komplett anderen Moralvorstellungen einer Mehrheit seiner Mitb�rger vor Augen gef�hrt bekommt.

Wahrscheinlich sollte ich es mir angew�hnen, keine Nachrichten mehr zu schauen und keine Zeitung mehr zu lesen - sonst ende ich fr�her oder sp�ter zwangsl�ufig als verbitterter, einsamer alter Mann ...

Edit:
Guttenberg verh�hnt das Leistungsprinzip

Und nur um das nochmal klarzustellen: Nat�rlich gibt es momentan und schon immer weit wichtigere Ereignisse als einen betr�gerischen Verteidigungsminister, der in Deutschland ja zum Gl�ck seit 1945 sowieso eher zur Dekoration dient. Aber ich glaube wirklich, seit Kohl wurde in Deutschland kein Betr�ger mehr so hofiert und bejubelt wie zu Guttenberg (der nicht umsonst vermutlich ebenfalls fr�her oder sp�ter Kanzler werden wird). Und das ist schon ein Grund zum Aufregen ...

Last edited by Ralf; 22/02/11 12:28 PM.
elgi #439446 22/02/11 12:26 PM
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Originally Posted by elgi

Alles sch�n und gut... aber h�rst du dir auch mal an, was der Herr so von sich gibt? Zuerst sagt er, da� da nix w�re... dann sagt er, da� es einige Fehler gegeben hat und er deswegen vor�bergehend auf seinen Titel verzichten werde... dann sagt er, da� er sich seine eigene Doktorarbeit wieder mal genauer angeschaut hat und viele Fehler entdeckt hat und deswegen jetzt ganz gener�s auf seinen Titel ganz verzichten werde... von der Scharade, die er mit der Bundespressekonferenz abgezogen hat, und den Vorw�rfen, da� er sein Amt mi�braucht und Bundesmittel f�r seine private Doktorarbeit genutzt hat, ganz zu schweigen.


Ja, das ist einfach nur peinlich. Und ja, ich finde auch, dass er nicht besonders geschickt mit der Situation umgeht. Der Amtsmissbrauch insbesondere ist zu �berr�fen - wurde der Auftrag prim�r f�r seine Arbeit erteilt und auch nur f�r diese genutzt - oder war nur der Zeitpunkt gut gew�hlt?

Und trotzdem - �ndert all das etwas daran, dass die wenigstens �berhaupt auch nur ansatzweise einsch�tzen k�nnen, ob all die Plagiate insgesamt einen ernstzunehmenden Betrug ergeben? Das Wesen einer Promotionsarbeit besteht daran, neue Gedanken, Ideen zu entwickeln und vorzustellen oder etwas bisher Unbekanntes aufzudecken und zu erforschen. Eine ernstzunehmende Promotion *muss* etwas Neues enthalten, das reproduzierbar ist. Ein Betrug w�re die bewusste Vorenthaltung von Ergebnissen, die nicht zur angestrebten These passen, oder die F�lschung von Ergebnissen, was in den Naturwissenschaften immer mal wieder vorkommt (wahrscheinlich h�ufiger, als bekannt ist). Selbst die "Besch�nigung" von Ergebnissen ist eine Art Betrug. Texte anderer dreist zu kopieren ist �u�erst unfein und wird zu recht angekreidet - aber solange der Kern der Arbeit zweifelsfrei auf den eigenen Gedanken, Ideen, Arbeiten beruht, bleibt es eine Bagatelle. Erst, wenn auch diese Gedanken, Ideen und Arbeiten "kopiert" werden und *als eigene* verkauft werden, wird es zu einem echten Betrug und einem wirklichen Plagiat. Deshalb ja auch die Frage, ob die Arbeit ernstzunehmend bleibt, wenn man alle Plagiate heraustreicht - ob die Thesen der Arbeit also tats�chlich auf Guttenbergs Mist gewachsen ist und der Rest nur Beiwerk ist. Ich kann das unm�glich beantworten.

Wir sind mit dem Vorwurf des Betruges allgemein sehr schnell zur Hand, ohne genaue Hintergr�nde zu kennen. ein paar Dutzend Textbeispiele im Internet reichen im allgemeinen f�r ein Urteil nicht aus - wir alle hier wissen, wie fragw�rdig Texte sind, die aus dem Kontext gerissen wurden. Wer von uns hier kann schon einsch�tzten, *wie wesentlich* diese Textbeispiele im Gesamtzusammenhang dieser Arbeit sind? "Im Zweifel f�r den Angeklagten" - wenn man den Ahnungslosen erlauben w�rde, Urteile zu f�llen, w�re die Welt vermutlich noch ein ganzes bisschen �bler, als sie ohnehin ist. M�glicherweise sind diese ganzen Plagiate allesamt unwichtige Rand"notizen" (vielleicht auch nicht), und m�glicherweise enth�lt die Arbeit einfach nur viel zu viele Buchstaben. Und erneut die Frage: bleibt der *Kern* der Arbeit bestehen, wenn all die Plagiate entfernt werden?

Ich traue Guttenberg durchaus zu, dass er seine eigene Arbeit ziemlich gut kennt, und m�glicherweise (!) wei� er recht gut, dass die Plagiate alle nur weniger wichtige Stellen seiner Arbeit betreffen. M�glicherweise (!) erlaubt ihm das einen recht lockeren Umgang mit den Vorw�rfen und f�hrt zu seiner ungeschickt, geradzu anma�end wirkenden Reaktion: "Hey - das sind alles nur Stellen, die f�r die eigentliche Arbeit eher unwesentlich sind - also was soll das Geschrei?"
Und *m�glicherweise* sind es nicht nur L�ckenf�ller und Beiwerk, sondern tats�chlich wesentliche Abschnitte der Arbeit, ohne die der Rest wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen w�rde. Dann w�ren alle Vorw�rfe angebracht.

Zumindest sollte man das in Erw�gung ziehen.

Es mag scheinen, dass ich die Problematik bagatellisiere und Guttenberg und sein Vorgehen verteidige. Eigentlich pl�diere ich aber nur f�r eine sachliche Auseinandersetzung (ich bin ja schlie�lich neutral!), denn ich gewinne zunehmend den Eindruck, dass hier pauschal vorverurteilt wird und eben *nicht* mit gleichen Ma�en gemessen wird.

Quote

Du magst es also Bagatelle empfinden. Ich finde es ungeheuerlich, da� ein derart prominenter Politiker, der auch noch ein relativ wichtiges Amt f�hrt, sich solche Fehler erlauben kann und dann dennoch von 2/3 der Bev�lkerung auch noch verteidigt wird...


Vielleicht hast Du recht. Vielleicht *muss* ein Politiker mit einem sch�rferen Ma� gewogen werden als ein "Normalsterblicher" und vielleicht sind solche Verfehlungen tats�chlich ein R�cktrittsgrund. Nat�rlich gingen uns dann bald die Politiker aus, denn keiner von ihnen scheint mir fehlerfrei zu sein.
Vielleicht w�re es aber auch angebracht, wenn ein Politiker prim�r nach seiner Arbeit bewertet w�rde und nicht nach seinen privaten Fehlern - erst recht nicht, wenn noch gar nicht bekannt ist, wie tief seine Fehler reichen - siehe meine obigen Ausf�hrungen. Denn wo sollte man die Grenze ziehen? M�ssen irgendwann Politiker dann auch den Hut nehmen, weil sie eine rote Ampel �bersehen haben oder zu schnell gefahren sind? Mit scheint das Thema ziemlich grenzwertig zu sein...

Quote

Keiner von denen war der Meinung, da� der Mann zur�cktreten soll. Es ginge ja um Politik, nicht um seine Doktorw�rde.


Ich frage mal ganz provozierend: Und was ist jetzt an dieser Aussage falsch? Herr Guttenberg ist nicht als Dr. eingestellt worden, sondern als Verteidigungsminister, oder? Wirkt sich eine Verfehlung aus dem Privatbereich automatisch auf die Qualit�t seiner Arbeit als Minister aus? Und wieder die Frage: Wenn ja, wo ist die Grenze zu ziehen? Oder gibt es gar keine Grenze, und ein Minister verliert automatisch jedes Recht auf ein Privatleben?

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Das ist eine tolle Message, die wir damit also an Deutschland senden: Ihr k�nnt betr�gen und dreist l�gen. Solange ihr beliebt seid, ist das alles �berhaupt kein Problem. Weiter so! up


Vielleicht sollte man sinnvollerweise ja einfach mal versuchen zu differenzieren? Mit scheint die ganze Aff�re zu sehr schwarz-wei� Malerei zu sein. Der Vorwurf des Betruges wiegt schwer, und man sollte ihn mMn nur t�tigen, wenn man sicher sein kann, dass es ein handfester Betrug ist (siehe oben). Ich f�r meinen Teil bin das solange nicht, bis nachgewiesen wurde, dass auch der Kern der Arbeit nur ein Plagiat ist. Dass w�re dann schon eher etwas wie eine F�lschung und k�me dem Betrugsvorwurf wesentlich n�her. Solange es daf�r keinen Beweis gibt, macht sich Guttenberg und die Gutachter seiner Arbeit, die mindestens eine Teilschuld trifft, in meinen Augen einfach nur l�cherlich.

Last edited by buad; 22/02/11 12:38 PM.
buad #439448 22/02/11 12:40 PM
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buad, es geht hier doch - zumindest mir, und sicherlich auch Elgi und anderen - schon lange nicht mehr um die Person zu Guttenberg, sondern letztlich ums Prinzip. Ich bin ja ehrlich gesagt selbst nicht mal ganz sicher, ob zu Guttenbergs Betrug (ja, angesichts der Vielzahl von Beweisen traue ich mich inzwischen, dieses Wort zu benutzen) seinen R�cktritt als Verteidigungsminister zwingend erforderlich macht. Eigentlich ist es mir auch ziemlich wurscht. Das Entscheidende ist, da� hier letztlich - wie ja im oben zitierten Artikel sch�n beschrieben - das gesamte akademische System ad absurdum gef�hrt wird, indem behauptet wird: "Ist doch alles halb so schlimm, macht sowieso jeder".

DIESE Haltung macht mich krank. Zumal sie sich ja sowieso durch unsere Gesellschaft zieht (Stichwort Steuerhinterziehung, auch Schwarzarbeit). Und zu Guttenbergs Ausreden machen ihn mir noch wesentlich unsympathischer als es sein Plagiat alleine tun w�rde ...

buad #439449 22/02/11 12:59 PM
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Buad, deine Differenzierung in allen Ehren, aber ich denke, da� wir uns nur im Kreis drehen w�rden, wenn wir jetzt immer wieder unsere jeweiligen Standpunkte hinsichtlich von Uns-Gutti �u�ern w�rden.

Ich m�chte stattdessen auf diesen Absatz eingehen:

Originally Posted by buad
Und trotzdem - �ndert all das etwas daran, dass die wenigstens �berhaupt auch nur ansatzweise einsch�tzen k�nnen, ob all die Plagiate insgesamt einen ernstzunehmenden Betrug ergeben? Das Wesen einer Promotionsarbeit besteht daran, neue Gedanken, Ideen zu entwickeln und vorzustellen oder etwas bisher Unbekanntes aufzudecken und zu erforschen. Eine ernstzunehmende Promotion *muss* etwas Neues enthalten, das reproduzierbar ist. Ein Betrug w�re die bewusste Vorenthaltung von Ergebnissen, die nicht zur angestrebten These passen, oder die F�lschung von Ergebnissen, was in den Naturwissenschaften immer mal wieder vorkommt (wahrscheinlich h�ufiger, als bekannt ist). Selbst die "Besch�nigung" von Ergebnissen ist eine Art Betrug. Texte anderer dreist zu kopieren ist �u�erst unfein und wird zu recht angekreidet - aber solange der Kern der Arbeit zweifelsfrei auf den eigenen Gedanken, Ideen, Arbeiten beruht, bleibt es eine Bagatelle. Erst, wenn auch diese Gedanken, Ideen und Arbeiten "kopiert" werden und *als eigene* verkauft werden, wird es zu einem echten Betrug und einem wirklichen Plagiat. Deshalb ja auch die Frage, ob die Arbeit ernstzunehmend bleibt, wenn man alle Plagiate heraustreicht - ob die Thesen der Arbeit also tats�chlich auf Guttenbergs Mist gewachsen ist und der Rest nur Beiwerk ist. Ich kann das unm�glich beantworten.

Dem stimme ich nicht zu. Wenn ich eine Doktorarbeit schreibe, die wissenschaftlichen Ma�st�ben nicht gerecht wird, aber trotzdem anerkannt wird und mir den Doktortitel einbringt, w�re das ein Fehler der entsprechenden bewertenden Uni-Stelle. Und wenn ich dabei meine Thesen durch das Weglassen von Antithesen noch st�rke, ist das kein guter Stil, aber noch sicher kein Betrug. Es steht ja nirgends geschrieben, da� eine Doktorarbeit (oder mithin jede universit�re Arbeit) allumfassend sein mu�. Da kommen dann die Korrektoren ins Spiel und m�ssen dank ihres profunden Wissens eben erkennen, da� die Arbeit hier und da Schw�chen hat... und die entsprechende Note vergeben. (Ob das bei Uns-Gutti zu Gen�ge getan wurde und welche Lehren die Uni daraus ziehen mu�, ist eine andere Geschichte, die man dem Herrn nicht vorwerfen kann [au�er er hat "aktiv" bewirkt, da� hier und da ein Auge zugedr�ckt wurde... aber in der Richtung ist ja bisher nichts bekannt])

Wenn ich aber bewu�t fremdes Gedankengut als mein eigenes ausgebe (und nichts anderes ist das Abschreiben ohne Zitatanmerkung), dann ist das ein Betrug, den ich Verfasser selbst begehe. Klar tragen auch hier die Korrektoren eine gewisse Mitschuld, weil sie das nicht erkannt haben, aber initial geht der Betrug/Fehler von mir aus. Und es geht hier ja nicht um eine Zeile oder drei... sondern um eklatant gro�e Teile der gesamten Arbeit. Dabei spielt es in meinen Augen keine Rolle, ob und inwiefern eine wie immer geartete Aussage der Doktorarbeit davon betroffen ist oder nicht...

Hinzu kommt der bereits erw�hnte Vorwurf, da� er das Ganze ja nicht mal selbst geschrieben hat. Zumindest in Teilen nicht. Das w�re ein weitere Betrug, denn auch das ist nicht erlaubt.

Schlie�lich noch der Vorwurf, da� er den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages f�r seine Doktorarbeit mi�braucht hat. Das w�re doppelter Betrug, da erstens Ghostwriter f�r sich... und eben Mi�brauch der staatlichen Schrift f�r private Zwecke.

Ja, es sind Vorw�rfe und es steht noch nix fest. Allerdings erh�rtet sich leider der Eindruck, da� das alles nicht wirklich falsch sein k�nnte... auch und vor allem wegen des Verhaltens von Uns-Gutti selbst. Insofern ist es wirklich kein Wunder, da� er im Mittelpunkt des Interesses steht und da� ich von deinen ehrbaren Differenzierungsversuchen nicht so �berzeugt bin.


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
Ralf #439450 22/02/11 01:24 PM
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Originally Posted by Ralf
...das gesamte akademische System ad absurdum gef�hrt wird, indem behauptet wird: "Ist doch alles halb so schlimm, macht sowieso jeder".


Ouh, so m�chte ich aber nicht verstanden wissen, denn diese Aussage ist auch mMn ein Aufreger! Erstens m�chte ich mich von dem "macht doch sowieso jeder." ganz deutlich distanzieren - schlie�lich habe ich selber eine solche Arbeit geschrieben und dabei jeden Satz sch�n selber verfasst. Und zweitens ist es durchaus schlimm, zusammen mit vielen anderen Dingen, wie etwa dem alleinigen Messen wissenschaftlicher Qualit�t an der Anzahl der Publikationen. Hast du wenig Publikationen, kannst du wissenschaftlich nicht viel taugen... Genau diese verquere Herangehensweise f�hrt ja dazu, dass jede Menge Arbeiten regelrecht zusammengef�lscht werden oder in ihrer Oberfl�chlichkeit kaum zu �berbieten (oder bietet sich hier "unterbieten" an?) sind. Sogar die DFG hat k�rzlich diesbez�gliche Gewohnheiten offen angemahnt und erlaubt bei Antr�gen jetzt nur noch eine gute handvoll eigener Publikationen als Referenz!

Insofern ist ein gro�er Teil unseres akademischen Systems ja bereits ein "ad absurdum"... wink

elgi #439452 22/02/11 02:09 PM
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Originally Posted by elgi
Das ist eine tolle Message, die wir damit also an Deutschland senden: Ihr k�nnt betr�gen und dreist l�gen. Solange ihr beliebt seid, ist das alles �berhaupt kein Problem. Weiter so! up

Nun tust Du aber geradezu so, als wenn die Leute das nicht ohnehin w�ssten. Dass bei Promis, Bonzen und Politikern mit zweierlei Ma� gemessen wird, ist man gewohnt. Also wird unsere Obergulaschkanone von der Mehrheit des Volkes vermutlich einfach nur mit einer gro�en Portion Pragmatismus gesehen:

"Jeder Politiker hat doch eine Menge Dreck am Stecken, der Guttenberg ist uns aber wenigstens sympathisch und sieht auch noch gut aus, also lasst ihn Ruhe."

Und ja, ich teile die Bef�rchtung, dass der Kerl irgendwann Kanzler wird. Aber schlimmer als Kohl und Schr�der kann er auch nicht sein. Hoffe ich zumindest...


PS: Und wenn ich ganz ehrlich sein soll: Lieber der, als z.B. Westerwelle. grin

Last edited by Ddraigfyre; 22/02/11 02:18 PM.

elgi #439453 22/02/11 02:19 PM
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Ich bin mir jetzt nicht ganz im Klaren, worauf Du hinauswillst, aber ich versuche mal, auf einige Dinge einzugehen...

Originally Posted by elgi

Wenn ich eine Doktorarbeit schreibe, die wissenschaftlichen Ma�st�ben nicht gerecht wird, aber trotzdem anerkannt wird und mir den Doktortitel einbringt, w�re das ein Fehler der entsprechenden bewertenden Uni-Stelle.


Richtig. Bei hingeschluderten Machwerken, die den Nachweis erbringen, dass der Doktorand eben *nicht* bef�higt ist, selbst�ndig wissenschaftlich zu arbeiten, m�sste die Annahme verweigert werden oder die Promotion kurzerhand durchfallen. Wenn sie doch durchkommen, dann hat aber nicht der Doktorand "betrogen", sondern genaugenommen die Uni, wenn auch vielleicht nicht vors�tzlich. Die Frage muss dann nat�rlich gestellt werden, wessen Unf�higkeit gr��er ist...

Nun darf man nicht vergessen, dass die Qualit�t einer Uni und eines Professors �blicherweise auch an der Anzahl der erfolgreichen Promotionen gemessen wird. Das ist der gleiche Haken wie mit den Publikationen (siehe meine Entgegnung zu Ralf): Viele Doktoranden = gute Uni. Wenns eine Uni da nicht so genau nimmt, winkt sie eben auch den gr��ten Mist durch. Auffliegen tut das nur in den wenigsten F�llen, aber die Zahl an erfolgreichen Promotionen ist sch�n hoch.

Genaugenommen w�rde ich aber den Begriff "Betrug" f�r so ein offensichtliches Versagen des Lehrk�rpers nicht verwenden, zumal es einfach ein grober Fehler im System zu sein scheint.

Quote

Und wenn ich dabei meine Thesen durch das Weglassen von Antithesen noch st�rke, ist das kein guter Stil, aber noch sicher kein Betrug.


Solange es Thesen und Antithesen betrifft, sicher nicht, denn Thesen sind nun mal nur Annahmen. Kritisch wird es in meinen Augen, wenn bewusst Ergebnisse, die eine These torpedieren, weggelassen werden, um die These aufzuwerten. Die Qualit�t der These, d.h. ihre wissenschaftliche Bedeutung, verliert dadurch enorm an Wert oder wird im schlimmsten Fall gar v�llig unbrauchbar.

Beispiele:
These: Photovoltaikzellen stellen eine 100% umweltfreundliche Energiequelle dar.
vorenthaltene Ergebnisse: Die Gewinnung der ben�tigten Materialien verschlingt ungeheure Ressourcen. Das ben�tigte hochreine Silicium ist nur in energetisch extrem aufwendigen Prozessen zu gewinnen. Die Zellen enthalten hochgiftige Komponenten, deren Entsorgung bzw. Recycling noch ungekl�rt ist.

These: Photovoltaikzellen k�nnen 20% des einfallenden Lichtes in Strom umwandeln.
vorenthaltene Ergebnisse: Es handelt sich um den Spitzenwert, der nur unter optimalen Laborbedingungen, und dann auch nur kurzzeitig, erreicht wird.

oder ganz simpel:
These: Substanz A kann problemlos mit Substanz B vereinigt werden.
vorenthaltene Ergebnisse: ...aber anschlie�end reicht die geringste Energiezufuhr, wie, z.B. eine leichte Ersch�tterung, um das Gemisch unter gewaltiger spontaner Energiefreisetzung reagieren zu lassen.

Der Grat zwischen "noch gerade so tolerierbar" und "eindeutig Betrug" ist hier mMn sehr schmal (wobei die Beispiele nicht unbedingt die besten sind...)


Quote

Es steht ja nirgends geschrieben, da� eine Doktorarbeit (oder mithin jede universit�re Arbeit) allumfassend sein mu�. Da kommen dann die Korrektoren ins Spiel und m�ssen dank ihres profunden Wissens eben erkennen, da� die Arbeit hier und da Schw�chen hat... und die entsprechende Note vergeben. (Ob das bei Uns-Gutti zu Gen�ge getan wurde und welche Lehren die Uni daraus ziehen mu�, ist eine andere Geschichte, die man dem Herrn nicht vorwerfen kann [au�er er hat "aktiv" bewirkt, da� hier und da ein Auge zugedr�ckt wurde... aber in der Richtung ist ja bisher nichts bekannt])


Yup. Keine Einw�nde oder Erg�nzungen.

Quote

Wenn ich aber bewu�t fremdes Gedankengut als mein eigenes ausgebe (und nichts anderes ist das Abschreiben ohne Zitatanmerkung), dann ist das ein Betrug, den ich Verfasser selbst begehe. Klar tragen auch hier die Korrektoren eine gewisse Mitschuld, weil sie das nicht erkannt haben, aber initial geht der Betrug/Fehler von mir aus. Und es geht hier ja nicht um eine Zeile oder drei... sondern um eklatant gro�e Teile der gesamten Arbeit. Dabei spielt es in meinen Augen keine Rolle, ob und inwiefern eine wie immer geartete Aussage der Doktorarbeit davon betroffen ist oder nicht...


Hm. Vielleicht. Ich scheue mich ein wenig bei der Verwendung des Begriffes "Betrug", ohne zu wissen, wie weit das "Kopieren" geht. Aber vermutlich liegt das einfach an einer unterschiedlichen Wichtung des Wortes. "Betrug" klingt f�r mich immer irgendwie nach einem Kapitalverbrechen, nach einem Kriminellen. Und "Abschreiben" sehe ich weniger kriminell, als vielmehr unfein und unseri�s. Bei Betrug gibt es immer einen (meist materiell) Gesch�digten - beim Abschreiben ist die Art der Sch�digung schwer feststellbar, man verschafft sich mehr einen eigenen Vorteil als einen anderen wirklich zu sch�digen. Aber ich gebe zu, dass die Grenzen zwischen "unseri�s" und "betr�gerisch" sehr verschwommen sind und dass mein Verst�ndnis des Begriffs m�glicherweise etwas zu ...eng ist.

Quote

Hinzu kommt der bereits erw�hnte Vorwurf, da� er das Ganze ja nicht mal selbst geschrieben hat. Zumindest in Teilen nicht. Das w�re ein weitere Betrug, denn auch das ist nicht erlaubt.


Hier sind wir uns einig. Allerdings ist es im konkreten Fall eben nur ein Vorwurf. Vorwerfen kann man viel - wenn es nicht eindeutige Hinweise gibt, taugen sie letztendlich gar nichts zur Bewertung der Sachlage.

Quote

Schlie�lich noch der Vorwurf, da� er den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages f�r seine Doktorarbeit mi�braucht hat. Das w�re doppelter Betrug, da erstens Ghostwriter f�r sich... und eben Mi�brauch der staatlichen Schrift f�r private Zwecke.


Auch hier ist es wichtig zu kl�ren, ob diese Arbeit (?) ausschlie�lich f�r seine Arbeit erstellt wurde, oder ob die entsprechende Anfertigung ohnehin erfolgen sollte und er sie nur zus�tzlich privat genutzt hat. Ersteres: Amtsmissbrauch. Zweites: Nur dann ein Vergehen, wenn die Schrift oder Ausz�ge aus ihr vom Recht der Ver�ffentlichung ausgenommen wurden (sprich: Versto� gegen die Geheimhaltung). Soweit ich wei� ist dieser Fakt noch ungekl�rt, sollte aber eigentlich leicht aufzudecken sein.

Quote

Ja, es sind Vorw�rfe und es steht noch nix fest. Allerdings erh�rtet sich leider der Eindruck, da� das alles nicht wirklich falsch sein k�nnte... auch und vor allem wegen des Verhaltens von Uns-Gutti selbst. Insofern ist es wirklich kein Wunder, da� er im Mittelpunkt des Interesses steht und da� ich von deinen ehrbaren Differenzierungsversuchen nicht so �berzeugt bin.


Nun ja - 21% der Arbeit als Plagiate entlarvt - da f�llt die "Differenzierung" inzwischen selbst mir als krampfhaft bem�hter neutraler "Partei" zunehmend schwerer...

Ddraigfyre #439454 22/02/11 02:25 PM
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Originally Posted by Ddraigfyre

Und ja, ich teile die Bef�rchtung, dass der Kerl irgendwann Kanzler wird. Aber schlimmer als Kohl und Schr�der kann er auch nicht sein. Hoffe ich zumindest...


Das habe ich mir bei "Das-steht-mir-aber-zu!" Ulla Schmidt auch gedacht. Und wen haben wir bekommen?
Siehste! So schnell kann man sich irren! Schlimmer geht immer!

buad #439458 22/02/11 03:11 PM
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Originally Posted by buad
Genaugenommen w�rde ich aber den Begriff "Betrug" f�r so ein offensichtliches Versagen des Lehrk�rpers nicht verwenden, zumal es einfach ein grober Fehler im System zu sein scheint.

Genau. Wenn es nur darum ginge, da� die Korrektoren versagt haben, dann w�re es kein Betrug. Wenn sie wissentlich ein Auge zudr�cken, dann wirds schon enger, aber dahingehenden Vorw�rfe gibt es ja noch nicht.


Quote
Der Grat zwischen "noch gerade so tolerierbar" und "eindeutig Betrug" ist hier mMn sehr schmal (wobei die Beispiele nicht unbedingt die besten sind...)

Auch da sind wir ja fast einer Meinung... ich w�rde dieses Themengebiet ja sogar zu Gunsten von Uns-Gutti werten... da ich die Arbeit nicht kenne, gehe ich mal davon aus, da� darin nicht vors�tzlich gelogen und Tatsachen unterschlagen werden. Und da bin ich sogar so zuvorkommend, da� ich meine, da� selbst wenn dem so w�re, man dies eher den Korrektoren anlasten m��te... das w�re also alles kein Grund f�r das momentan herrschende Donnerwetter. smile


Quote
Nun ja - 21% der Arbeit als Plagiate entlarvt - da f�llt die "Differenzierung" inzwischen selbst mir als krampfhaft bem�hter neutraler "Partei" zunehmend schwerer...

Na also... langsam wirds noch was mit dir. wink


Ich wollte eigentlich nur darauf hinaus, da� bei solch groben Abschreibereien schwierig bis unm�glich ist, deine differenzierte Herangehensweise zu betreiben... die Frage ist, wo ein Kavaliersdelikt (gepaart mit dem offensichtlichen Unverm�gen der Korrektoren) aufh�rt und das vors�tzliche Abschreiben in gro�em Ausma� beginnt. Ich denke, bei Uns-Gutti sind wir schon l�nger im Zweiteren.


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
elgi #439460 22/02/11 04:01 PM
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Guttenberg ist mir im Prinzip v�llig egal, irgendwelche Erwartungen an ihn hatten sich ja bereits beim Parteibuch erledigt. Von mir aus kann er auch ruhig Minister bleiben, relevante Unterschiede w�rde ein Wechsel nun sicher nicht bringen.
Allerdings bin ich durchaus der Meinung, dass bei einer Person, die v�llig grundlos zur Lichtgestalt stilisiert wird, es notwendig ist wieder Vernunft in die Betrachtung zu bringen. Notfalls auch mit heftigeren Mitteln, zumindest, so lange bei Fakten geblieben wird.

Kleine Flei�aufgabe f�r die verbliebenen Fans. Macht mal eine Liste mit den Dingen, die so toll an ihm sind. Wenn auf dieser letztlich nur gestellte Hochglanzfotos und leeres Blubbern landen, ist eine Neubewertung sicher eine gute Idee.

Dass seine Eigenleistung bzw. die tats�chlich nicht plagiierten Textstellen des Verfassers der Arbeit f�r den erfolgreichen Abschluss einer Promotion ausreichen, ist vielleicht m�glich, aber wohl nicht sehr wahrscheinlich. Wenn man sich das Wiki anschaut, ziehen sich die Plagiate durch die gesamte Arbeit und unter den herausragenden Fundstellen findet sich bereits einiges, was h�tte selbst geschrieben werden m�ssen. Als wesentlich f�r die Arbeit wurden die Stellen schlie�lich angesehen, sonst w�ren sie nicht drin.
Letztlich ist das aber egal, eine Dissertation, die auf Klopapier geschrieben wird, kann nobelpreisw�rdigen Inhalt haben, wird vermutlich aber trotzdem nicht erfolgreich sein. Derartige Plagiate vergiften die Arbeit sicher noch mehr. Entsprechend dem 4. Link in meinem letzten Post denken Richter (studierte und eventuell sogar promovierte Juristen) zumindest so.

PS: Promotionsexperte im Interview "Damit kommt Guttenberg nicht davon"

Last edited by Steffen; 22/02/11 04:12 PM.
buad #439468 22/02/11 06:30 PM
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Originally Posted by buad
MMn rechtfertigt eine abgeschriebene Doktorarbeit nicht zwangsweise einen R�cktritt. Klar, die wei�e Weste ist beschmutzt - willkommen in der Politik! Anders s�he es aus, wenn die Doktorarbeit Grundlage f�r die Einstellung als Minister w�re, denn Herrn Guttenberg konnte nun doch nicht die Bef�higung zu eigenst�ndiger wissenschaftlicher Arbeit zweifelsfrei nachweisen. Aber dann w�re immer noch zu kl�ren, ob die in der Arbeit getroffenen Schlussfolgerungen - die letztlich der Kern einer jeden Promotion sind - ebenfalls nur Plagiate sind, oder ob sie ihr Verfasser tats�chlich aus eigener Leistung aus den zuvor zitierten und kopierten Quellen abgeleitet hat. Denn bei aller Emp�rung �ber Plagiate: man darf das Wesentliche einer Promotionsarbeit nicht vergessen! Die Einleitung ist gewiss nicht der Kern einer solchen Arbeit, sie abzuschreiben ist einfach nur peinlich, jedoch nicht zwangsl�ufig ein Ausdruck der Unf�higkeit. Ob die gesamte Arbeit durch die zahlreichen Plagiate zu einem nicht ernstzunehmenden Machwerk wird, oder ob die Plagiate nichts zur wesentlichen Aussage der Arbeit beitragen und diese durch weglassen oder Umformulieren derselben noch immer im Kern die gleiche bleiben w�rde -*das* ist mMn das wesentliche bei einer solchen Diskussion! Und dar�ber k�nnen genaugenommen nur unvoreingenommene Experten entscheiden (die es vermutlich nicht gibt).


Die Frage, ob Guttenbergs Arbeit eine eigene Aussage enth�lt oder nicht, ist meiner Meinung nach v�llig zweitrangig, denn die umfangreichen Plagiate machen jeden m�glichen wissenschaftlichen Wert zunichte. In der Wikipedia gibt es einen interessanten Artikel Betrug und F�lschung in der Wissenschaft, in dem es unter "Plagiate in einer Dissertation" hei�t:

Als �T�uschung �ber die Eigenst�ndigkeit der erbrachten wissenschaftlichen Leistung� bewertete der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-W�rttemberg mit Beschluss vom 13. Oktober 2008 (Aktenzeichen: 9 S 494/08)[8] �die nicht gekennzeichnete �bernahme kompletter Passagen aus dem Werk eines anderen Autors in einer Dissertation�, sofern sie �planm��ig und nicht nur vereinzelt� erfolge. Eine solche planm��ige �bernahme fremden Gedankenguts ergebe sich bereits daraus, �dass sich die Plagiate an mehreren Stellen der Dissertation auffinden lassen und verschiedene Fremdautoren betreffen.� Kleine �nderungen an nicht-gekennzeichneten �bernommenen Passagen bewertete das Gericht nicht als Beleg f�r versuchte Eigenst�ndigkeit des Formulierens, sondern � im Gegenteil � als Beleg f�r �die gezielte Verschleierungsabsicht des Kl�gers.� Dies k�nne die Hochschule �zur Entziehung des verliehenen Doktorgrades berechtigen.� Ausdr�cklich hob der VGH in einem Leitsatz hervor: �Auf den Umfang der abgeschriebenen Stellen sowie auf die Frage, ob die Arbeit auch ohne das Plagiat noch als selbst�ndige wissenschaftliche Arbeit h�tte angesehen werden k�nnen, kommt es grunds�tzlich nicht an.�

An der Aberkennung des Doktortitels f�hrt meiner Meinung nach kein Weg vorbei. Gesch�he das nicht, w�rde sich die Uni Bayreuth hochgradig l�cherlich machen. Deswegen muss Guttenberg nicht zwangsl�ufig als Minister zur�cktreten, aber als Bildungsminister etwa w�re er ja wohl nicht tragbar, nachdem er bei seiner eigenen Dissertation derart abgeschrieben hat. In den Verantwortungsbereich des Verteidigungsministers fallen allerdings die beiden Universit�ten der Bundeswehr, und auch den dort Studierenden und Lehrenden sollte man meiner Meinung nach niemanden im Ministeramt zumuten, dem der Doktortitel wegen Betrugs aberkannt wird (wenn es so kommt).

Vielleicht sollte Guttenberg einfach wieder Wirtschaftsminister werden - in der Wirtschaft wird schlie�lich genauso viel gelogen und betrogen wie in der Politik, wenn nicht noch mehr wink

Und nochmal zur eigenen Aussage, die Guttenbergs Dissertation haben mag oder nicht: Das kann die �berwiegende Mehrheit wahrscheinlich (noch) nicht beurteilen, aber ich finde die folgende Passage dieses Artikels aufschlussreich:

Dass hier, im Wissenschaftlichen, etwas im Argen liegt, darauf verwies schon die Erkl�rung Guttenbergs, seine Arbeit umfasse "�ber 1300 Fu�noten und 475 Seiten". Das mag so sein, und es gibt historische oder philologische Arbeiten, die, vor allem wenn sie quellenkritisch vorgehen, einen solchen Aufwand im Umgang mit Belegstellen und Referenzen notwendig erscheinen lassen. Denn in den Fu�noten wird, aus Gr�nden, die keineswegs in den Fu�noten selbst liegen, dokumentiert, dass der Kandidat den Stand der Forschung kennt und sich in ihm zu bewegen wei�. Ein Wissenschaftler, der etwas zu sagen hat, h�lt daher die Zahl der Fu�noten so knapp wie gerade eben n�tig.

Anders ist es, wenn schon die Zahl der Fu�noten selbst als wissenschaftliche Errungenschaft gelten soll: Denn darin offenbart sich nicht nur eine Beflissenheit gegen�ber dem Forschungsstand (oder dem Stand des akademischen und publizistischen Geredes), die einem selbst�ndigen wissenschaftlichen Urteil nur schlecht ansteht, sondern auch eine betr�chtliche Ignoranz gegen�ber dem Zweck von Fu�noten. Anders gesagt: Im universit�ren Betrieb irgendwie mitmachen zu d�rfen, aus ganz und gar nicht wissenschaftlichen Gr�nden - das ist der Sinn der zu einem eigenen, selbstbewusst auftretenden Ausdruck von Wissenschaftlichkeit verkommenen Protzerei mit den Quisquilien der akademischen Arbeit.

Lurker #439538 23/02/11 08:48 PM
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Uni Bayreuth entzieht Guttenberg den Doktortitel
Tja, damit hat er sich wohl durchgemogelt, zwar plagiiert aber bewusst get�uscht - interessiert ja nicht. Also kann er bei seinem Behauptungen bleiben, obwohl sie so offensichtlich Unfug sind.
Auch wenn er es angedroht hat, aber so d�mlich wird er sicher nicht sein, gegen irgendjemanden vorzugehen und eine gerichtliche Pr�fung seines Machwerkes riskieren.

Ralf #439539 23/02/11 09:06 PM
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Originally Posted by Ralf
Diesen Montag in der S-Bahn: Nicht zum ersten Mal waren an meiner Haltestelle beide Ticketstempel-Automaten defekt, also bin ich logischerweise einfach so eingestiegen. Prompt wurde ich kontrolliert, habe dem Herrn alles genau erkl�rt, der mir daraufhin versicherte: "Alles in Ordnung, ich schreibe das jetzt auf, das wird dann sp�ter �berpr�ft und Sie bekommen anschlie�end per Post die Best�tigung, da� nichts weiter geschieht."

Ich habe gerade zuf�llig gesehen, dass bei RTL in dieser Sendung "Einspruch" genau dieser Sachverhalt diskutiert wurde. Und scheinbar ist die Rechtslage da eindeutig: Du musst zahlen, egal, was der Kontrolleur da erz�hlt hat. Kaputte Automaten sind keine Entschuldigung.

Hat sich auf deinen Widerspruch schon etwas ergeben?

Pergor #439567 24/02/11 08:47 AM
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Wenn die Info von RTL kommt, kann sie doch gar nicht stimmen. grin

Pergor #439570 24/02/11 09:26 AM
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Originally Posted by Pergor

Ich habe gerade zuf�llig gesehen, dass bei RTL in dieser Sendung "Einspruch" genau dieser Sachverhalt diskutiert wurde. Und scheinbar ist die Rechtslage da eindeutig: Du musst zahlen, egal, was der Kontrolleur da erz�hlt hat. Kaputte Automaten sind keine Entschuldigung.

Hat sich auf deinen Widerspruch schon etwas ergeben?


Noch nicht, aber die Verbraucherzentrale NRW beispielsweise, die in NRW als Schlichtungsstelle f�r den �ffentlichen Nahverkehr dient, schreibt eindeutig:
"Steht aber zum Beispiel kein funktionierender Fahrkartenautomat zur Verf�gung oder alle Entwerter an der Einstiegsstelle sind defekt, haben Sie es nicht zu vertreten, bei einer Kontrolle keinen g�ltigen Fahrschein vorlegen zu k�nnen. Sie m�ssen in solchen F�llen sofort das Fahrpersonal ansprechen und sich ggfs. beim Umsteigen erneut um ein Ticket bem�hen."
Da ich das getan habe und auch mit einer Kopie der Streifenkarte belegen kann, sieht mir das *eigentlich* nach einem klaren Sachverhalt aus (und der offiziellen Schlichtungsstelle glaube ich definitiv eher als RTL ...).

Ralf #439588 24/02/11 02:39 PM
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Leute, die Rechtslage ist hier dieselbe, wie bei defekten Parkscheinautomaten. Oder soll man da der Politesse vielleicht k�nftig 5,- � hintern Scheibenwischer klemmen? rolleyes


Ddraigfyre #439590 24/02/11 03:33 PM
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M�sste man vielleicht einen Zettel dazuklemmen: "Dies ist f�r die Politesse. Unbefugte bitte nicht nehmen." smile

buad #439591 24/02/11 04:19 PM
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Originally Posted by buad
MMn rechtfertigt eine abgeschriebene Doktorarbeit nicht zwangsweise einen R�cktritt.


Wenn Guttenberg einger�umt h�tte, dass er abgeschrieben und damit betrogen hat, und wenn er diesen Betrug glaubw�rdig bereut h�tte, dann h�tte er meiner Meinung nach Minister bleiben k�nnen, obwohl die Stellung als Dienstherr der beiden Bundeswehr-Unis sicher problematisch gewesen w�re. Mit der Taktik, nur "Fehler" einzur�umen und die bewusste T�uschung zur�ckzuweisen, hat er sich meiner Meinung nach jedoch selbst disqualifiziert.

Erstens ist es in keinster Weise glaubw�rdig, dass die vielen abgeschriebenen Stellen nur versehentlich in die Arbeit gerutscht oder versehentlich nicht als Zitate ausgewiesen sind. Bei einigen wenigen mag so etwas passieren, aber bei mehr als 20% der Arbeit? Und kleine �nderungen, wie sie bei Guttenberg zuhauf vorkommen, hat ja schon der VGH Baden-W�rttemberg als Beleg f�r eine "gezielte Verschleierungsabsicht" gewertet. Insofern gehe ich davon aus, dass die Uni Bayreuth die gezielte T�uschung durch Guttenberg noch feststellen lassen wird, auch wenn sie sich da auf Indizien st�tzen muss.

Zweitens kommt man, selbst wenn man sich darauf einl�sst, Guttenberg zu glauben, zu keinem besseren Urteil �ber seine Qualifikation. Er hat also in sieben Jahren "m�hevollster Kleinarbeit" ein Werk abgeliefert, das vor Fehlern nur so strotzt? Und in diesen sieben Jahren war er nicht in der Lage, seine eigene Arbeit zumindest so weit zu �berpr�fen, dass er seine Fehler erkannt und die Fehlerzahl drastisch reduziert h�tte? Nein, jemand, der bei einem solchen Projekt eine derart grottige Arbeitsweise offenbart, ist offenbar leider viel zu inkompetent f�r ein Ministeramt. Bei seiner Doktorarbeit hat er ja sicher sein Bestes gegeben, wenn ihn der Verlust des Titels so sehr schmerzt. Und wer kann jemanden, der Fehler am laufenden Band produziert, selbst wenn er sein Bestes gibt, als Minister wollen?

Der Hochstapler spielt Minister - so weit ist es schon, dass erstmals in der Geschichte des Bundestages kein Ordnungsruf ergeht, wenn ein Abgeordneter als L�gner, Betr�ger und Hochstapler bezeichnet wird. F�r den Moment hat Guttenberg sich durchgemogelt, aber ich glaube nicht, dass er sich langfristig mit seiner Salami-Taktik, immer nur so viel einzugestehen wie unbedingt n�tig, einen Gefallen getan hat.

Lurker #439597 24/02/11 06:34 PM
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So, vielleicht ist langsam mal gutt mit Guttenberg, So wichtig ist der Schmalzkopf nun wirklich nicht.

Viel schlimmer: Libyen. Gadaffi l�sst sein Volk zusammenschie�en und der Westen schaut zu. Selbst Caf� Latte Obama sieht keinen Anlass f�r harsche Worte, wedelt nur mahnend mit dem Zeigefinger. Als einziger auf den Barrikaden ausgerechnet Little Miss Sunshine Westerwelle.

Warum sind die Amis eigentlich noch nicht da? Libyen hat doch reichlich �l...


Ddraigfyre #439629 25/02/11 12:48 PM
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Das libysche �l droht bislang nicht in die H�nde von jemandem zu fallen, der es den Amis vielleicht nicht mehr verkaufen w�rde - anders etwa als bei der Besetzung Kuwaits durch den Irak. Insofern ist das Interesse an einem milit�rischen Eingreifen in Libyen gering.

Und eine Diskussion �ber Libyen wird hier vermutlich nicht gro� in Gang kommen, weil die meisten weitgehend einer Meinung sind ... Gaddafi-Fans d�rfte es hier nicht viele geben.

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