Darauf bin ich vorher nicht eingegangen, weil mir die Zeit fehlte. Aber vielleicht jeztt:

Originally Posted by Ddraigfyre
Was soll ein Kind denn in einem Land mit der Muttersprache der Eltern? Die Wahlheimat seiner Eltern ist jetzt seine Heimat. Wenn ich z.B. nach Japan gehen würde und dort Nachwuchs produziere, dann sind die Kinder Japaner, keine Deutschen. Ihr Leben findet in Japan statt, was sollen sie da mit Deutsch? Das können sie später lernen, falls sie mal die Verwandten in Deutschland besuchen wollen. Wer seinem Kind dann zunächst mal nur die eigene Muttersprache beibringt, handelt imho verantwortungslos und egoistisch und verbaut ihm das Leben.

Es ist auffällig, daß insb. in Mittel- und Nordeuropa das Familiengefühl immer weniger wert ist. Die fortschreitende Vereinsamung und Entwurzelung der Menschen ist die Folge daraus, auch wenn das natürlich bei weitem nicht auf alle Menschen in besagten Gebieten zutrifft.
Aber wenn jemand ernsthaft fragt, was ein Kind denn mit der Muttersprache der Eltern anfangen soll, dann ist das ein deutliches Zeichen dafür. Es mag dafür nun gute Gründe geben, aber traurig finde ich es schon. Alleine durch die Tatsache, daß ich z.B. die Muttersprache meiner Eltern beherrsche, habe ich Zugang zu einem Großteil meiner Familie und auch zu ihrer Kultur. Ich finde, daß mir das nicht gereade zum Nachteil gereicht.
Und ich frage mich, wie die Menschen in Japan von Einwanderern in ihr Land halten, die sich bewußt und übertrieben auf die japanische Sprache stürzen und von ihrer ehemaligen Heimat fast schon gar nix mehr wissen wollen... die alte Muttersprache nahezu ignorieren... und es somit so gut wie unmöglich für ihre Kinder machen, einen Zugang zu ihrer Familie und ihrer Vergangenheit zu finden. Ich mag mich täuschen, aber ich hatte schon den Eindruck, daß auch in Japan solche Dinge wie Familientraditionen und Respekt vor der eigenen Geschichte nicht gerade unwichtig sind.

Um es einfacher auszudrücken:
Wenn du denkst, daß dein Kind automatisch Japaner ist, nur weil es in Japan geboren wird, dann bist du entweder naiv oder argumentierst bewußt naiv. Abgesehen davon, daß man ein Drachenjunges vom gewöhnlichen Japaner unterscheiden kann, wird ein "Ausländer" in den allermeisten Ländern nicht automatisch nicht als ein Einheimischer betrachtet. Da kann er die Sprache noch so gut beherrschen. Insofern ist deine Vorstellung davon, daß dein Kind Japaner sein wird, wohl eher Wunschdenken.
Von daher ist es unsinnig, als Einwanderer nicht wenigstens den Vorteil der Mehrsprachigkeit zu nutzen.

Hinzu kommen die sprachwissenschaftlichen Argumente: Je besser ein Kind möglichst früh eine Sprache erlernt, desto leichter fällt ihm das Erlernen weiterer Sprachen. Da in den allermeisten Fällen die Eltern ihre eigene Muttersprache immer noch am besten beherrschen, liegt es da also nahe, das Kind eben in dieser Sprache zu erziehen. Die Landessprache nützt dem Kind in den ersten paar Jahren so gut wie nichts... sie schadet ihm natürlich auch nicht unbedingt. Aber die Hauptsprache ist nun einmal die Basis für alles weitere, was dann folgt.


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"