TRUE GRIT:

Arkansas, 19. Jahrhundert: Nach dem Mord an ihrem Vater heuert die 14-jährige Mattie Ross (OSCAR-Nominierung für Hailee Steinfeld) den als skrupellos geltenden, trunksüchtigen US-Marshal "Rooster" Cogburn (ebenfalls OSCAR-nominiert: Jeff Bridges) an, um den flüchtigen Mörder Dick, äh, Tom Chaney (Josh Brolin) in ihrer Begleitung zur Strecke zu bringen. Ihrer Suche schließt sich vorübergehend der Texas Ranger LaBoeuf (Matt Damon) an, der Chaney in Texas für den Mord an einem Senator vor Gericht bringen will.

Naja, sehr viel mehr braucht man zur Handlung nicht zu erzählen, die ist nämlich wirklich sehr simpel. Deshalb verwundert es auch umso mehr, daß so viele Kritiker diese zweite Verfilmung des Romans von Charles Portis (für die erste mit dem deutschen Titel "Der Marshal" [sic!] erhielt John Wayne als "Rooster" Cogburn seinen einzigen OSCAR) als "Epos" bezeichnen. Episch ist an "True Grit" wenig, wenn man mal von den westerntypisch grandiosen Landschaftsaufnahmen absieht. Die Geschichte, die "True Grit" erzählt, ist ja eben nicht eine überlebensgroße, sondern eine kleine, intime, persönliche. Eine Geschichte von einem jungen Mädchen auf der Suche nach Gerechtigkeit. Eine Geschichte über die unwahrscheinliche, sich ziemlich kurios entwickelnde Freundschaft zwischen einem vorlauten, aber patenten Teenager, einem alternden Trunkenbold, der geradezu die Personifikation des Klischees "raue Schale, weicher Kern" darstellt, und einem großmäuligen texanischen Gesetzeshüter (der eigentlich auch nur ein besserer Kopfgeldjäger ist). Und eine Geschichte von Läuterung und Lernen für alle drei Hauptfiguren.

Garniert wird diese simple Story von jenem köstlichen, oft hintergründigen und immer skurrilen Humor, der die Regie-Brüder Joel und Ethan Coen seit jeher auszeichnet und der die eigentlich ziemlich klischeehaften Charaktere erst richtig interessant macht. Und damit die perfekte Vorlage für drei ausgezeichnete Darsteller-Leistungen liefert. Jeff Bridges spielt seine Rolle mit sichtlichem Genuß und ohne Scheu vor Übertreibungen, zudem versucht er erfreulicherweise gar nicht erst, seinen "Rooster" an den von John Wayne anzulehnen. Hailee Steinfeld ist eine echte Entdeckung, zudem ist es erfreulich, daß sie bei den Dreharbeiten tatsächlich erst 14 Jahre alt war, während die Mattie-Darstellerin der Wayne-Version, Kim Darby, bereits über 20 war. Was man ihr im Film auch ansieht, das hat mich immer ein wenig gestört. Und Matt Damon ist eigentlich der heimliche Star des Films mit seiner herrlich großkotzigen Texaner-Darstellung. grin
Dazu kommt ein typischer Western-Soundtrack von Carter Burwell, der zwar sicherlich keine Innovations-Preise gewinnen wird, aber das Geschehen stimmungsvoll untermalt.

Fazit: Auch wenn "True Grit" definitiv kein Epos ist - er ist ein richtig guter Western, besser auch als die erste Verfilmung "Der Marshal", was vor allem der persönlichen Note der Coens zuzuschreiben ist, die die eigentlich vorhersehbare Story erheblich interessanter und unterhaltsamer macht. 8,5 Punkte ("Der Marshal": 6,5).

Last edited by Ralf; 07/03/11 02:06 PM.