DER LETZTE TEMPELRITTER:

Mitteleuropa im 14. Jahrhundert: Die Kreuzritter Behmen (Nicolas Cage) und Felson (Ron Perlman) sind nach einem vom kirchlichen Führer der Kreuzzüge befohlenen Massaker an Frauen und Kindern desertiert, müssen nun aber erkennen, daß es in Europa nicht besser aussieht: Die Pest wütet. Und zu allem Überfluß werden die Ritter auch noch als Deserteure erkannt und verhaftet. Kardinal d´Ambroise (Sir Christopher Lee) bietet ihnen jedoch die Freiheit an, wenn sie eine Hexe (Claire Foy aus der Pratchett-Verfilmung "Going Postal"), die für den Ausbruch der Pest verantwortlich sein soll, zu einem abgelegenen Kloster bringen, wo die dortigen Mönche sie mit einem heiligen Ritual töten und den Pest-Fluch aufheben sollen. Gemeinsam mit einem weiteren Ritter (Ulrich Thomsen), einem ortskundigen Betrüger (Stephen Graham, der "Babyface Nelson" aus Michael Manns "Public Enemies"), einem Priester (Stephen Campbell Moore aus der TV-Serie "Ashes to Ashes") und einem jungen Möchtegern-Ritter machen sie sich auf den beschwerlichen Weg ...

Es scheint sich zu einem Trend auszuweiten, daß die Kreativität der Autoren von Fantasy- oder actionbetonten Historienfilmen sich in einem sehr guten Prolog weitgehend erschöpft. Letztes Jahr war das bei "Solomon Kane" zu beobachten, in schwächerem Ausmaß auch bei "Centurion" oder zuletzt bei "Der Adler der neunten Legion". Nun auch bei "Der letzte Tempelritter" - was übrigens ein ziemlich erbärmlicher Versuch ist, ahnungslosen Kinobesuchern eine nicht existente Verbindung zum erfolgreichen Cage-Film "Das Vermächtnis der Tempelritter" zu suggerieren. Der Originaltitel "Season of the Witch" ist viel besser und treffender. Aber das nur am Rande.

Mein Hauptproblem mit "Der letzte Tempelritter" von Regisseur Dominic Sena ("Nur noch 60 Sekunden") ist, daß die mühevoll, aber gelungen aufgebaute düstere Mittelalter-Athmosphäre immer wieder durch alberne Buddy-Comedy-Elemente gebrochen wird, meist in Form von Macho-Dialogen zwischen Cage und Perlman, die man eher in einem "Stirb Langsam"- oder "Lethal Weapon"-Film erwarten würde. Warum zum Teufel kann eine solche düstere Fantasy-Handlung nicht mal konsequent ernsthaft durchgezogen werden? Das Potential dafür wäre allemal vorhanden! Gut, dann würden die Kritiker wieder meckern, daß der Film sich doch viel zu ernst nähme - aber dafür wären die Zuschauer glücklich! Aber nein, den doofen Zuschauern kann man so eine Handlung ohne Alibi-Humor ja nicht zutrauen ... down

Dabei ist der Look des Films wirklich gelungen (wenn auch aufgrund niedrigeren Budgets nicht so phantastisch wie zumindest phasenweise bei "Solomon Kane"), die Darsteller sind hochkarätig (wenn auch nicht allzu sehr schauspielerisch gefordert), die Story ist grundsätzlich interessant (wenn auch im Mittelteil etwas ereignislos) und nicht mal übermäßig vorhersehbar und die Musik von Atli Örvarsson gefällt besser als zuletzt bei "Der Adler der neunten Legion" (noch ein "wenn auch" wink : es das beste Stück dummerweise erst im Abspann zu hören gibt ...).

"Der letzte Tempelritter" reiht sich damit in die lange Liste von Filmen, speziell von sogenannten Genrefilmen, ein, die ihr Potential nur ansatzweise ausschöpfen. Zumindest für Fans des Genres ist er aber trotz seiner Mängel immerhin noch eine nette Unterhaltung, deshalb (und aufgrund des gelungenen Showdowns) vergebe ich relativ großzügige 6,5 Punkte.

Die Story des letztjährigen "Black Death" von Christopher Smith klingt übrigens sehr ähnlich und hat deutlich bessere Kritiken bekommen. Leider habe ich den damals verpaßt, muß ich irgendwann mal nachholen ...