THOR 3D:

Die Wissenschaftler Jane Foster (OSCAR-Gewinnerin Natalie Portman) und Erik Selvig (Stellan Skarsgard) sowie ihre Prakikantin Darcy Lewis (Kat Dennings) staunen nicht schlecht, als sie eines Nachts mitten in der Wüste von New Mexico einen gutgebauten blonden Hünen (Chris Hemsworth, Kirks Vater im Prolog von "Star Trek") anfahren, der scheinbar mitten aus einem mysteriösen Wirbelsturm hervorkommt. Daß der Knabe sich auch noch allen Ernstes als Thor, Sohn Odins, vorstellt, wird zunächst als Nebenwirkung des Unfalls abgetan - welch Irrtum ...

Eigentlich boykottiere ich aus Prinzip alle Filme, die nachträglich in 3D konvertiert wurden. Auf diese Weise habe ich u.a. "Alice im Wunderland", "Kampf der Titanen" oder "The Green Hornet" verpaßt (wobei ich den Kritikern zufolge wohl nicht so richtig viel verpaßt habe ...), doch für "Thor" mußte ich nun einfach eine Ausnahme machen. Erstens aufgrund der erstaunlich guten Kritiken, zweitens aufgrund meines ausgeprägten Wikingerfaibles. smile
Ehrlich gesagt hatte ich bis zur Bekanntgabe des Filmdrehs vor zwei oder drei Jahren auch keine Ahnung, daß Thor den Sprung von den nordischen Göttersagen zu den amerikanischen Superhelden-Comics geschafft hat. Aber nun weiß ich: Ja, das funktioniert ziemlich gut und macht vor allem jede Menge Laune!

Mit Shakespeare-Experte Kenneth Branagh im Regiestuhl war ja eigentlich klar, daß "Thor" nicht nur ein x-beliebiger weiterer Superhelden-Film werden würde. Und tatsächlich merkt man dem fertigen Resultat den Willen an, dem Publikum nicht nur herausragende Schauwerte zu liefern, sondern auch eine Story mit Substanz. Dieses Bemühen funktioniert zwar vollständig, aber zumindest einigermaßen. Da die Handlung zweigeteilt ist - neben dem Erzählstrang um den von Odin auf die Erde verbannten Thor gibt es einen weiteren um Thors listigen Bruder Loki, der die Macht in Asgard übernehmen will - und es jede Menge interessanter Charaktere gibt, kann der 2-Stunden-Film naturgemäß nicht allen gerecht werden und generell wirkt der Film etwas überfrachtet und überambitioniert.

Das führt dazu, daß speziell schauspielerische Schwergewichte wie Sir Anthony Hopkins (als Odin), Natalie Portman oder vor allem Rene Russo, die als Odins Gemahlin Frigga kaum etwas zu tun hat, gnadenlos unterfordert sind. Auf der anderen Seite können sich jedoch relative Newcomer wie Titeldarsteller Chris Hemsworth, sein Gegenspieler Tom Hiddleston als Loki, Jaimie Alexander als Thors Kampfgefährtin Sif oder Idris Elba als Heimdall in ihren Rollen überzeugend präsentieren. Vor allem Hiddleston hat mich sehr positiv überrascht, gelingt es ihm doch (natürlich im Verbund mit den Drehbuch-Autoren), dem eigentlich recht klischeehaften Bösewicht Loki durchaus überraschende Facetten jenseits der reinen Schwarz-Weiß-Malerei abzugewinnen. Richtig nervig fand ich von den Schauspielern eigentlich nur Ray Stevenson (Titus Pullo in "Rom") als alberner Gimli-Verschnitt Volstagg - aber das lag vermutlich weniger an ihm als an der Figur, die er spielen mußte.

Was "Thor" trotz der leichten Story-Schwächen wirklich sehenswert macht, ist neben dem hochkarätigen Schauspielerensemble, den alles in allem überzeugenden Spezialeffekten und Ausstattung sowie der gelungenen Musik von Patrick Doyle vor allem der überraschend reichhaltig enthaltene Humor, der den gesamten Film (speziell in dem auf der Erde spielenden Erzählstrang) durchzieht. "Thor" macht einfach Laune und die Leinwand-Chemie zwischen Hemsworth und Portman stimmt auch.

Was nun die 3D-Konvertierung betrifft: Letztlich kostet sie "Thor" bei mir sogar einen halben Punkt. Größtenteils sieht zwar alles sehr ordentlich aus, besser macht 3D den Film aber definitiv nicht. Schlimmer noch: Speziell in den (zum Glück nicht zu häufigen) Massen-Kampfszenen sorgt die nachträglich erzeugte Dreidimensionalität sogar dafür, daß alles wesentlich unübersichtlicher wird als es in 2D der Fall wäre. Und das nervt.

Dennoch: Insgesamt ist "Thor" ein gelungener, sehr unterhaltsamer vorzeitiger Auftakt einer hoffentlich besseren Sommer-Blockbuster-Saison als der letztjährigen. 7,5 Punkte.

P.S.: Nach dem Abspann gibt es natürlich wieder die obligatorische zusätzliche Szene - diesmal sogar eine recht lange. Allerdings muß man dafür eben erstmal den Abspann über sich ergehen lassen, der von einem Song der Foo Fighters unterlegt ist. Ich weiß, das sehen viele anders (viele aber auch genauso wie ich und ich kenne sogar schon eine Person, die wegen diesem Lied bewußt auf die Zusatz-Szene verzichtet hat!), aber in meinen Ohren ist das, was die Foo Fighters fabrizieren, einfach nur unmelodisches Geschrei, das wenig mit Musik zu tun hat. Sorry, Elgi. wink