Ich hätte es den Amis auch gegönnt, da sie IMHO trotz einer gewissen Großspurigkeit durchaus sympathisch rüberkommen - außerdem waren sie im Finale eigentlich das bessere Team (zu meiner Überraschung, denn im vorherigen Turnierverlauf hatten sie ja eher durch Effizienz und Kampfkraft geglänzt als spielerisch). Aber für die Japanerinnen freue ich mich noch mehr, da sie spieltechnisch einfach mehr draufhaben und mir die typisch asiatische Zurückhaltung doch noch etwas sympathischer ist als die wohl ebenfalls typische amerikanische Offenheit. Als Spielerin des Turniers hätte ich allerdings eher Abby Wambach als Homare Sawa ausgezeichnet.
Aber insgesamt muß auf jeden Fall festgehalten werden, daß diese Frauen-WM die Erwartungen in fast jeder Hinsicht übertroffen hat. Hinsichtlich der Zuschauerzahlen sowieso (über 15 Millionen allein in Deutschland bei einem Finale ohne deutsche Beteiligung! Selbst in den langweiligsten Vorrundenpartien zwei bis drei Millionen Zuschauer!), aber auch in Bezug auf spielerische Qualität und vor allem Ausgeglichenheit. Keine Kantersiege mehr (das höchste waren zwei 4:0-Siege, bei Männer-WMs gibt es normalerweise höhere Ergebnisse, wenn auch bei doppelter Teilnehmerzahl), natürlich allgemein weniger Tore, aber dafür ungewohnt viele richtig spannende Spiele und diese ab dem Viertelfinale auch noch eigentlich durchgehend unterhaltsam. Das läßt selbst das relativ frühe Aus der Deutschen gegen den späteren Weltmeister verschmerzen (daß damit aber gleichzeitig auch Olympia 2012 verpaßt wurde, nervt mich immer noch!).
Okay, die Schiedsrichterinnen haben sich im Durchschnitt nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert (wie bei den Männern halt ...), die nordkoreanische Dopingaffäre ist dämlich (aber mit einem kläglichen Ausscheiden in der Vorrunde bestraft worden) und die nigerianische Lesbenhasser-Trainerin war ähnlich peinlich wie die Nicht-Reaktion der FIFA darauf (und auch hier gab es zur Strafe das Aus nach der Vorrunde).
Aber unterm Strich überwiegt eindeutig das Positive und vor allem gab es ein Finale, das zwar nicht durchgehend spielerisch hochklassig gewesen sein mag (etwas viel Kick ´n´ Rush für meinen Geschmack, vor allem in der von den Amis dominierten ersten Hälfte), aber definitiv aufregender und dramatischer als alle Männer-WM-Finals, die ich je gesehen habe (und das sind alle seit 1986).