DER SCHRECKEN VON ARLINGEN von Thomas Walach-Brinek:

Der junge Geron ist ein geachteter Gelehrter und Magister an der Universität in Methumis, ehe er dort in Ungnade fällt und die Stadt verlassen muß. Gemeinsam mit seinem loyalen Diener Grimaldo, einem erfahrenen Krieger, nimmt er den Auftrag an, eine mysteriöse Mordserie in dem kleinen, extrem abgelegenen Fischerdorf Arlingen zu untersuchen. Die Dorfbewohner glauben an das Wirken böser Mächte und Geron soll ihrem Aberglauben seine wissenschaftlichen Methoden entgegensetzen ("Sleepy Hollow" läßt grüßen) ...

Beginnen wir mit dem Positiven: Der Schreibstil von Walach-Brinek ist sehr blumig und sehr gelungen (gerade im direkten Vergleich zum auffällig schlichten Stil des vorangegangenen DSA-Romans "Caldaia"). Zu Beginn befürchtete ich schon, es wäre sogar ein wenig zu viel des Guten, doch als nach wenigen Seiten offenbar wird, daß der Ich-Erzähler ein Horasier ist, fand ich diesen Stil vollkommen angemessen und alles in allem sehr angenehm (auch wenn er mitunter etwas weitschweifig wird). Zudem sind die Rückblenden auf Gerons Vergangenheit recht interessant.

Leider war es das dann auch schon wieder mit den positiven Punkten. Und ehrlich gesagt habe ich gar keine Lust, über die negativen allzu viel zu schreiben, weil ich nach nun bereits mehreren IMHO nicht überzeugenden DSA-Romanen in Folge etwas frustriert bin. Deshalb in Kürze: Ich will ja gar nicht groß davon anfangen, daß der Sinn einer "Sleepy Hollow"-Prämisse in einer Welt, in der die Existenz von Magie, Göttern und Dämonen völlig außer Frage steht, diskutabel ist. Das läßt sich verschmerzen.
Wirklich genervt hat mich jedoch, daß Geron die einzige handelnde Figur mit ernstzunehmender Tiefe ist; daß mehr oder weniger alle anderen Charaktere schablonenhafte Abziehbilder ohne echtes Innenleben sind; daß der Bösewicht der Geschichte viel zu früh klar ist; daß Geron zu oft nicht nachvollziehbar handelt; daß überhaupt die meisten Storyentwicklungen viel zu gehetzt wirken, um glaubwürdig sein zu können (kein Wunder, bei erneut deutlich weniger als 300 Seiten, die zudem nicht nur die Gegenwartshandlung beinhalten, sondern auch die nicht unbedingt kurzen Rückblenden); das typische B-Movie-Ende; einige Logikfehler, die darauf hindeuten, daß wohl einige Passagen des Buches vor der Veröffentlichung gestrichen wurden.

Tja, solche Sachen halt. Wie man eine Geschichte dieser Art überzeugend und hochgradig spannend erzählt, hat erst letztes Jahr Linda Budinger in ihrem "Eiswolf" vorgemacht. "Der Schrecken von Arlingen" kann da trotz seiner bemerkenswerten sprachlichen Qualitäten bei weitem nicht mithalten.
Note 4-

P.S.: Kurioserweise scheine ich erneut eine deutlich negativere Kritik zu verfassen als die meisten anderen "DSA-Roman-Rezensierer" im Netz. Bin ich etwa plötzlich und ohne jeden Grund so viel anspruchsvoller geworden? Oder treffen die aktuellen DSA-Romane einfach irgendwie nicht meinen Geschmack? Oder brauche ich einfach mal eine Pause? Die werde ich jetzt auf jeden Fall einlegen. Als nächstes nehme ich mir deshalb Stephen Frys "Das Nilpferd" vor - etwas viel Gegensätzlicheres zu den DSA-Romanen kann man wohl kaum finden ... smile