BARNEY´S VERSION:

Barney Panofsky (OSCAR-Nominierung für Paul Giamatti) ist ein ziemlicher Durchschnittstyp mit Tendenzen zum Loser: Er sieht nicht sonderlich gut aus, berufsmäßig läuft es als Produzent einer miesen TV-Seifenoper immerhin halbwegs ordentlich, aber seine Freunde nutzen ihn nach allen Regeln der Kunst aus und seine Traumfrau trifft er auf einer Hochzeit - dummerweise seiner eigenen! Das hält ihn jedoch nicht davon ab, Miriam (Rosamund Pike, "Stirb an einem anderen Tag", "Stolz & Vorurteil") hartnäckig nachzustellen ...

"Barney´s Version" ist die Verfilmung eines erfolgreichen kanadischen Romans. Ob es eine gute Verfilmung ist, kann ich mangels Kenntis der Vorlage nicht beurteilen. Ein guter bis sehr guter Film ist es aber auf jeden Fall. Wie wahrhaftig und bewegend, mit welch tiefem Mitgefühl und leisem Humor Regisseur Richard J. Lewis (bisher fast nur bei TV-Serien tätig) in Rückblicken das an dramatischen Ereignissen durchaus reichhaltige Leben Barneys inszeniert, ist einfach eine Wohltat. Gelegentlich hätte man das Erzähltempo des gut 130-minütigen Films sicherlich etwas straffen können, aber generell ist gerade diese Unaufgeregtheit, in der man Barney, diesen so authentisch wirkenden Mann mit den vielen offensichtlichen Schwächen und den ebenso überzeugenden, aber erst bei genauerem Hinsehen erkennbaren Stärken kennenlernt, die große Stärke von "Barney´s Version".

Natürlich kann das nicht funktionieren ohne einen herausragenden Hauptdarsteller, dem man diese vielfältige Figur auch abnimmt. Und Paul Giamatti, jener geborene Nebendarsteller, der erst mit der Independent-Tragikomödie "Sideways" so richtig seinen Durchbruch geschafft hat, der ihm gelegentlich auch Hauptrollen wie diese einbringt, erfüllt seinen Job schlicht und ergreifend: perfekt. Dazu kommt ein tolles Schauspielensemble selbst für kleinste Nebenrollen, darunter Dustin Hoffman als Barney´s Vater, Minnie Driver als seine zweite Frau, Scott Speedman als sein bester Freund, dazu Bruce Greenwood, Mark Addy, Saul Rubinek, Maury Chaykin in einer seiner letzten Rollen und natürlich Rosamund Pike, die Barneys Besessenheit mit der von ihr verkörpterten Miriam absolut nachvollziehbar macht. Außerdem haben einige der bekanntesten kanadischen Filmregisseure schöne Cameos im Film (z.B. David Cronenberg, Atom Egoyan und Denys Arcand, aber auch Richard J. Lewis selbst), was aber außerhalb Kanadas kaum jemand bemerken wird ... wink

Fazit: "Barney´s Version" ist ein langsamer Film, ein anspruchsvoller Film, der zum Mitfühlen, Träumen und Nachdenken anregt. Ein Film, der von einem großartigen Paul Giamatti und seinen sehr guten Schauspielkollegen lebt, aber natürlich auch von den intelligenten Dialogen, von dramatischen Szenen wie auch von unzähligen kleinen, mitunter beinahe magischen Momenten. Ein Film zum Lachen und zum Weinen, ein Film zudem mit dem wohl besten Alters-Makeup, das ich bislang gesehen habe (dafür gab es ebenfalls eine OSCAR-Nominierung), und ein Film, der gleich dreimal die Musik von Leonard Cohen verwendet - was für mich schon alleine fast Grund genug wäre, ihn zu lieben. grin Kurzum: "Barney´s Version" ist einfach schön. 8,5 Punkte.