PLANET DER AFFEN - PREVOLUTION:
(wieder mal ein dämlicher deutscher Titel - allerdings ist der Originaltitel "Rise of the Planet of the Apes" auch nicht *so* viel besser ...)

San Francisco in der Gegenwart bzw. der nahen Zukunft: Wissenschaftler Will Rodman (James Franco, "127 Hours") experimentiert verbissen an einem Medikament gegen Alzheimer - durchaus aus persönlicher Motivation heraus, da sein Vater (John Lithgow) an dieser tückischen Krankheit leidet. Als es zu einem unglücklichen Zwischenfall mit einem der Schimpansen kommt, an denen das Medikament getestet wird, wird das gesamte Projekt auf Eis gelegt und alle Test-Affen werden eingeschläfert - nur ein neugeborenes Affenbaby schmuggelt Will aus dem Gebäude, nennt es Caesar und zieht es bei sich zu Hause wie ein eigenes Kind auf, während er gleichzeitig genau beobachtet, wie sich das Alzheimer-Medikament (dessen Auswirkungen er offensichtlich von seiner eingeschläferten Mutter geerbt hat) auf es auswirkt. Und die Wirkung ist erstaunlich, denn es scheint nicht nur gegen Alzheimer zu helfen, sondern auch die Intelligenz zu steigern ...

"Planet der Affen - Prevolution" ist eine Mischung aus Prequel und Reboot der in den 1960er und 1970er Jahren legendären "Planet der Affen"-Reihe - und zudem ein sehr loses Remake des damaligen vierten Films "Eroberung vom Planet der Affen". Und entgegen allen Erwartungen im Vorfeld ist es dem noch recht unerfahrenen britischen Regisseur Rupert Wyatt ("The Escapist") gelungen, einen richtig guten Film aus der alten Geschichte zu machen. Einen Film, der wohl als zweitbester aller bisherigen "Affen"-Filme in die Filmhistorie eingehen wird (nach dem allerersten Film mit Charlton Heston).

Dabei beginnt es gar nicht so toll. Die erste Filmhälfte ist zwar gut gemacht, aber die Handlung und die Charaktere sind arg klischeehaft, es gibt einige Logiklöcher und die "menschlichen" Hauptdarsteller Franco, Lithgow und Freida Pinto ("Slumdog Millionaire") bleiben verhältnismäßig blaß. Caesar dagegen, "dargestellt" per bewährtem Motion-Capture-Verfahren von Andy "Gollum" Serkis, beeindruckt ebenso wie in der zweiten Filmhälfte seine ebenfalls komplett computergenerierten "Affenfreunde". wink Eine OSCAR-Nominierung für die besten visuellen Effekte sollte sicher sein - meiner Meinung nach hätte er von den bisherigen Filmen sogar den Sieg verdient (aber ich befürchte, der wird an "Transformers 3" gehen ...).

In der zweiten Filmhälfte geht es dann so richtig rund: Das Erzähltempo wird deutlich gestrafft, die Menschen verkommen endgültig zu Nebendarstellern und die Affen übernehmen eindrucksvoll die Herrschaft über die Kinoleinwand. In dieser zweiten Hälfte gibt es eine ganze Reihe echter "What the fuck?"-Momente - umso mehr, wenn man wie ich komplett ungespoilert in den Film geht. Dazu kommt die sehr gelungene, treibende Musik von Patrick Doyle, die das gestiegene Tempo noch unterstreicht.

Fazit: "Planet der Affen - Prevolution" setzt die erstaunliche qualitative Renaissance der Blockbuster-Prequels in Hollywood fort, die in den vergangenen Jahren vor allem von Christopher Nolans "Batman Begins" und "The Dark Knight" angetrieben wurde, diesen Sommer bereits einen frühen Höhepunkt in "X-Men: Erste Entscheidung" fand und auch in den nächsten Jahren noch anhalten könnte (u.a. mit "The Amazing Spider-Man"). Der Film ist rasant, für Blockbuster-Verhältnisse durchaus tiefgründig und gespickt mit denkwürdigen Szenen. Wären nicht die genannten Schwächen vor allem der ersten Filmhälfte sowie die allgemein zu wenig ausgereiften menschlichen Charaktere - in Nebenrollen sind u.a. Tom "Draco Malfoy" Felton, Brian Cox (u.a. "25 Hours", "Die Bourne Verschwörung"), David Hewlett aus "Stargate Atlantis", David Oyelowo (Danny in den ersten Staffeln von "Spooks") und Tyler Labine (Sock in "Reaper") zu sehen -, hätte der Film ein echtes Meisterwerk werden können - so ist er auf jeden Fall ein richtig guter Sommerblockbuster (in 2D!). 8 Punkte.

Last edited by Ralf; 16/08/11 05:52 PM.