Es ist wieder Fantasy Filmfest-Zeit und diesmal gibt es insgesamt sieben Rezensionen von mir (heute ist zwar noch der Abschlu�tag mit dem sehr interessanten Schlu�film "Attack the Block", aber nachdem ich mir gestern vier Filme am St�ck angeschaut habe, ist mein ganzer K�rper so verspannt, da� ich mich wohl nicht mehr dazu werden aufraffen k�nnen, heute noch mal nach N�rnberg zu fahren - ich werd� halt doch langsam zu alt f�r den Schei� ... wink ). Den Beginn macht:

CHILLERAMA:

Ein echter Festival-Film: Das f�r seine obskure Filmauswahl bekannte Kaufman-Drive-In-Kino mu� seine Pforten schlie�en und gibt seine Abschiedsvorstellung mit vier Filmen.
Der erste ist "Wadzilla" von Adam Rifkin, eine Parodie der Tierhorrorfilme der 1950er Jahre � la "Tarantula" oder "Formicula" - nur, da� es hier ein Riesen-Spermium ist, das in New York Panik ausl�st! Das ist erstaunlicherweise gar keine �berm��ig originelle Idee, denn bereits in "Was Sie schon immer �ber Sex wissen wollten ..." hat Woody Allen eine �hnliche Parodie mit einer Riesenbrust geschaffen, aber nat�rlich geht es in "Wadzilla" noch weitaus trashiger, hemmungsloser und geschmackloser zu. Zur Freude des gutgelaunten Publikums. laugh
Witzige Gastauftritte von Ray Wise als Wissenschaftler und Eric Roberts als General tragen zum Spa�faktor positiv bei. Ein gelungener Auftakt.
Der zweite Film-im-Film ist "I was a Teenage Wearbear" von Tim Sullivan, der beim Publikum mit Abstand am schlechtesten ankam. Das liegt aber weniger an mangelnder Qualit�t (sofern man bei einem Film wie "Chillerama" �berhaupt von "Qualit�t" sprechen kann ... wink ), sondern daran, da� das Publikum nicht wirklich mit einer Satire auf die Jugend/Musical-Filme der 1960er � la "West Side Story" oder "Denn sie wissen nicht, was sie tun" samt haarstr�ubender Gesangsnummern und schwuler SM-Einlagen gerechnet hatte. Zwar ist diese Story gemischt mit Anspielungen auf Horrorfilme � la "The Wolfman" und es geht in Bezug auf Gewalt und Sex sehr heftig zu, aber so richtig pa�t "I was a Teenage Wearbear" einfach nicht zu einem solchen Publikum. Ich als alter Musicalfan finde ihn aber gelungen, auch und gerade weil er teilweise fast schon subtil ist ... smile
Als drittes kommt das Highlight des Abends: "The Diary of Anne Frankenstein" von Adam Green ("Hatchet", "Frozen")! Bei DEM Titel mu� wohl jeder erstmal kr�ftig schlucken, aber erstaunlicherweise erweist sich der Film schnell als keineswegs so piet�t- und geschmacklos, wie der Titel vermuten l��t. Vielmehr handelt es sich um eine zum Schreien komische Mischung aus "Frankenstein" und "Inglorious Basterds", bei der deutschsprachige Zuschauer zudem einen klaren Vorteil haben: Denn die Darsteller sprechen allesamt Deutsch (und zwar *richtiges* Deutsch, nicht dieses kaum verst�ndliche Kauderwelsch, das in Hollywood-Kriegsfilmen aus den 1950ern und 1960ern gerne als "perfektes Deutsch" deklariert wurde ...), dazu gibt es englische Untertitel. Lediglich Hitler (gespielt von Joel David Moore, am bekanntesten vielleicht f�r seine wiederkehrende Gastrolle als wissenschaftlicher Assisstent Colin Fisher in "Bones") spricht bzw. bellt eine unverst�ndliche Fantasiesprache. Da die meisten hier "Chillerama" vermutlich sowieso nie sehen werden, will ich in diesem Fall einfach mal die Story spoilern:
Hitler will wie einst Frankenstein aus totem Fleisch eine lebende Kreatur erschaffen, mit der er die Welt erobern will. Der erste Teil gelingt ihm bezeichnenderweise durch den Einsatz j�discher Artefakte und Rituale, allerdings sieht die Kreatur - gespielt von Ex-Jason Voorhees-Darsteller Kane Hodder aus den "Freitag, der 13."-Filmen - aus wie ein j�discher Rabbi und nachdem Hitler sie zu lange nervt, t�tet sie kurzerhand die Nazi-Wachen und Eva Braun, rei�t dann Hitler einen Arm aus pr�gelt ihn damit zu Tode! Hitlers letzte Worte (seine einzigen in verst�ndlichem Deutsch): "Ich bin doch nur ein Laienschauspieler ..."

Geschmacklos? Definitiv. Politisch inkorrekt? Aber hallo. Tolle Unterhaltung? Eindeutig. Man mu� es einfach sehen, um es glauben zu k�nnen ...

Damit kommen wir zum vierten und letzten Film der Abschiedsvorstellung des Autokinos: "Deathication", im wahrsten Sinne des Wortes ein Schei�-Film, der zum Gl�ck nach wenigen Minuten von einer Invasion sexgieriger Zombies im Autokino unterbrochen wird (laut Abspann hei�t dieses Segment denn auch "Zom-B-Movie", Regie: Joe Lynch, "Wrong Turn 2"). Der Kinobesitzer und Orson Welles-Fan Cecil B. Kaufman (Schauspiel-Veteran Richard Riehle) erwehrt sich der Zombies mit Waffengewalt und einem runden Dutzend der knackigsten Oneliner der Filmgeschichte (von "Say hello to my little friend" bis "I�m too old for that shit"), w�hrend einige Jugendliche einfach nur versuchen, lebendig aus dem Schlamassel herauszukommen. Wie bei einer Zombieinvasion kaum anders zu erwarten, wird es noch blutiger und geschmackloser als in den vorherigen Segmenten, bleibt dabei aber bis zum Schlu� witzig.

Tja, was soll man zu einem Werk wie "Chillerama" sagen? Es ist eben wirklich ein Festival-Film, eine Granate des schlechten Geschmacks, die man vermutlich nur genie�en kann (wenn �berhaupt), wenn man ihn zusammen mit einem partywilligen Publikum sieht. Das habe ich getan und trotz fehlender echter Story, vieler wirklich geschmackloser Gags und einem Alkoholpegel von 0,0 Promille hat mir "Chillerama" richtig Spa� gemacht. Daf�r gibt es 8 Punkte.
Alleine am heimischen TV-Ger�t s�he das sicher anders aus, aber als Partyfilm ist "Chillerama" einfach eine Wucht. smile