Mein letzter FFF-Film ist einer, bei dem ich fast garantieren kann, daß er Elgi gefallen wird (und das nicht nur, weil der Soundtrack größtenteils aus Metallica-Songs besteht grin ):

HESHER:

Familie Forney droht nach dem Tod der Mutter zu kollabieren: Vater Paul (Rainn Wilson in einer Rolle, die so ziemlich das Gegenteil zu der aus "Super" ist) ist wie erstarrt, Sohn T.J. (Devin Brochu) versucht mit wenig Erfolg, irgendwie mit der Situation klarzukommen und die betagte Großmutter Madeleine (die dreifache OSCAR-Nominee Piper Laurie aus "Carrie", "Haie der Großstadt", "Twin Peaks" und vielen Klassikern mehr) verzweifelt beinahe beim Versuch, die Familie irgendwie zusammenzuhalten.
Doch dann tritt durch einen Zufall Hesher (Joseph Gordon-Levitt) in T.J.s Leben. Der grimmige Heavy-Metal-Fan lebt in einem Van, hat sich einen riesigen Stinkefinger auf den Rücken malen/tätowieren lassen und macht gerne Sachen kaputt - und nach dem Treffen mit T.J. quartiert er sich kurzerhand bei dessen Familie ein. Paul hat nicht genügend Energie, um ihn daran zu hindern, Madeleine freut sich sogar über ein bißchen Gesellschaft und T.J. hat einfach keine Wahl. Doch Heshers Anwesenheit verändert die Menschen um ihn herum ...

"Hesher", das Langfilmdebüt von Regisseur Spencer Susser, ist im Grunde genommen ein Familiendrama mit einem Spritzer schwarzen Humors und einer großen Portion Anarchie (personifiziert von Hesher). Die trostlose Familiensituation von T.J. wird glaubwürdig und ernsthaft illustriert, der ganze Film ist von starker Melancholie durchzogen. Doch wo in anderen Filmen dieser Art wohl vor allem über die Probleme geredet würde, setzt der Regisseur (und Co-Autor) hier auf die Figur des Hesher als Katalysator. Seine Wut auf die Welt korrespondiert mit T.J.s Seelenlage, und doch beeinflusst Hesher den Jungen, erstaunlicherweise sogar auf eine positive Art und Weise. Dabei verhält sich Hesher über weite Strecken wie ein echtes Arschloch. Er stalkt T.J., hilft ihm aber nicht, wenn er vom Schultyrann verprügelt wird. Er stiftet ihn zur feurigen Rache an, nur um ihn dann einfach am "Tatort" zurückzulassen. Er mischt sich in T.J.s erste naive und natürlich aussichtslose Liebe zur freundlichen (aber selbst problembeladenen) Supermarktkassiererin Nicole (Natalie Portman) ein. Kurz: Er macht T.J.s Leben zur Hölle.

Und doch: Auf extrem verquere Art und Weise erinnert mich "Hesher" an Frank Capras berühmtes Weihnachtsmärchen "Ist das Leben nicht schön?" mit James Stewart und Hesher ist gewisserweise die perverse Version von Schutzengel Clarence. Auch wenn T.J. es (lange) nicht merkt: Heshers Anwesenheit hilft ihm und seiner Familie tatsächlich, wenn auch eher auf Umwegen.

Die Subtilität, mit der Susser diese Beziehung der Familie Forney zu Störenfried Hesher schildert, ist erstaunlich und lobenswert, die Ehrlichkeit der Darstellung von Hesher mit all seinen Fehlern, aber eben auch seinen guten Seiten, eine wahre Freude. Besonders berührend fällt dabei Heshers Beziehung zu T.J.s gutherziger, aber überforderter Großmutter Madeleine aus.

Von den Kritikern wird Joseph Gordon-Levitt, bekanntlich seit "Brick" einer meiner absoluten Lieblingsschauspieler, für seine Darstellung der Titelfigur gefeiert. Aber ehrlich gesagt: Ich fand ihn in Filmen wie "Mysterious Skin", "Die Regeln der Gewalt" oder eben "Brick" deutlich besser. Natürlich spielt er den Hesher unglaublich cool und rotzig, aber schauspielerisch verlangt ihm diese Figur gar nicht so viel ab. "Hesher" ist sowieso eher ein Ensemblefilm, in dem alle wichtigen Darsteller überzeugen, aber keiner wirklich heraussticht.

Fazit: "Hesher" erzählt eine eigentlich ganz einfache, unspektakuläre Geschichte und macht aus ihr etwas Besonderes, indem er mit der Titelfigur eine Person in die Handlung integriert, die so gar nicht dazu zu passen scheint - es aber letztlich doch tut. Dafür gibt es 8,5 Punkte.