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Joined: Apr 2005
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Da du deine Dissertation jetzt in deine Signatur aufgenommen hast: Was wird sie denn kosten? Amazon gibt dazu noch nichts an.
Ich vermute, du durftest sie nicht mit Bildern aus den diskutierten Filmen illustrieren, weil dann Lizenzgebühren fällig geworden wären, oder?
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Joined: Mar 2003
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Da du deine Dissertation jetzt in deine Signatur aufgenommen hast: Was wird sie denn kosten? Amazon gibt dazu noch nichts an.
Ich vermute, du durftest sie nicht mit Bildern aus den diskutierten Filmen illustrieren, weil dann Lizenzgebühren fällig geworden wären, oder? Oh, ich hatte gar nicht gemerkt, daß amazon.de noch keinen Preis angibt. Eigentlich wollte ich auch die Produktseite des Verlags in die Signatur aufnehmen, aber dummerweise ist deren Adresse zu lang. Hier geht´s aber natürlich: Von "Citizen Kane" bis "The Social Network" Der Preis beträgt also 29,90 Euro, beim Link kann man auch das Inhaltsverzeichnis abrufen (das aber relativ spärlich ist, da ich im Normalfall keine kurzen Kapitel mag - zumindest wenn ich sie schreibe  ). Das Format ist übrigens zwischen DIN A 4 und DIN A 5 angesiedelt, im normalen DIN A 5-Taschenbuch-Format wären es deutlich über 300 Seiten. Fotos sind leider keine enthalten, weil in der Tat die Lizenzierungsproblematik ziemlich komplex ist. Zwar darf man Fotos kostenlos einfügen, wenn sie eindeutig der Analyse dienen und nicht nur illustrativen Charakter haben, aber das ist natürlich rechtlich ziemlich schwammig und mir damit zu riskant. Und für jedes Bild Genehmigungen einzuholen hätte erstens sehr lange gedauert und wäre zweitens wahrscheinlich auch teuer geworden. Es gibt zwar noch die Möglichkeit, sich die Bilder günstig beim Deutschen Filmarchiv zu "leihen", aber das ist dann nach Auskunft meines Verlages offenbar immer noch nicht rechtlich unangreifbar. Vielleicht in der 2. Auflage ... 
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Joined: Mar 2003
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Und damit zu meiner vierten FFF-Rezension: A LONELY PLACE TO DIE:Alison (Melissa George) unternimmt mit einigen Freunden eine Klettertour durch die schottischen Highlands. Der Ausflug nimmt jedoch jäh eine höchst unerwartete Wendung, als die Fünfer-Gruppe über ein in einer im Boden vergrabenen Kiste gefangenes Kind stolpert. Natürlich graben sie das nicht die englische Sprache beherrschende Mädchen aus und wollen es zur nächstgelegenen Ortschaft bringen, doch schon nach kurzer Zeit müssen sie erkennen, daß die Kidnapper ihnen dicht auf den Spuren sind - und die kennen keinerlei Skrupel ... Die Story von "A Lonely Place to Die" klingt zunächst nach einem klassischen Horrorfilm mit "Zehn kleine Negerlein"-Prinzip, nach einem "The Descent" oder "Beim Sterben ist jeder der erste" in den Bergen. Und in der ersten Filmhälfte trifft das auch ziemlich genau zu. Die Freunde und das befreite Mädchen hetzen durch die bergige Landschaft und versuchen ihren Häschern zu entkommen, das Ganze ist von Regisseur Julian Gilbey extrem rasant und spannend in Szene gesetzt (wenn auch nicht immer ganz logisch). Bis dahin wäre "A Lonely Place to Die" also ein sehr solider, aber reichlich unorigineller Action-/Horror-Thriller mit großartigen Landschaftsaufnahmen aus den schottischen Highlands. Doch dann wendet sich das Blatt: Eine weitere Personengruppe entert das Geschehen und aus der bis dahin so stringenten Handlung entwickelt sich im Nu eine erstaunlich komplexe und gut konstruierte Thriller-Handlung mit überraschenden Wendungen und James Bond-Anleihen. Leider hat sich für mich durch genau diesen plötzlichen Anstieg an Komplexität und Dialoghäufigkeit ein entscheidendes Problem ergeben: Ich habe nichts verstanden! Hauptdarstellerin Melissa George (eine Australierin) spricht vorbildlich, aber mit den meisten Nebendarstellern (überwiegend Schotten und Engländer) hatte ich ganz erhebliche Probleme. Damit konnte ich der Handlung zwar weiterhin grob folgen, aber die Feinheiten der Story entgingen mir leider zu einem Gutteil, weshalb ich nun auch nur eine vorläufige Wertung abgeben kann - und die beträgt 7 Punkte. Sollten die Dialoge aber nicht grottenschlecht sein, kann ich garantieren, daß die Wertung nach Genuß der deutschen oder einer untertitelten Version um 0,5 bis 1,5 Punkte ansteigen wird.  Denn trotz der so unterschiedlichen Hälften funktioniert "A Lonely Place to Die" eindeutig als gutes Beispiel für die Qualität des britischen Spannungskinos. 
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Joined: Mar 2003
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Bei FFF-Kritik Nummer 5 kann ich mich relativ kurz fassen:
POINT BLANK:
Krankenpfleger Samuel (Gilles Lelouche, "Kleine wahre Lügen", "Adéle und das Geheimnis des Pharaos", "Public Enemy No. 1") rettet einem Patienten das Leben, als dieser von einem Unbekannten im Krankenhaus ermordet werden soll. Als "Dank" wird seine hochschwangere Ehefrau Nadia (die wunderschöne Elena Anaya, übrigens Hauptdarstellerin des neuen Almodóvar-Films "The Skin I live in") entführt und er gezwungen, den von ihm geretteten Patienten aus dem Krankenhaus zu bringen und dem Entführer Nadias zu übergeben. Notgedrungen gehorcht Samuel und gerät damit mitten in eine große Verschwörungsgeschichte mit verschiedenen Gangstergruppen, rivalisierenden Polizeiabteilungen und einem toten Millionär ...
"Point Blank" ist ein typischer französischer Action-Thriller á la "22 Bullets" oder "Kein Sterbenswort": Die Story ist ziemlich unglaubwürdig, aber die Umsetzung überzeugt mit konstant hohem Tempo, adrenalingeladener Spannung und charismatischen Darstellern. Ich wäre überrascht, wenn es lange bis zum obligatorischen Hollywood-Remake dauert. 8 Punkte.
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Joined: Mar 2003
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Oh, ich hatte gar nicht gemerkt, daß amazon.de noch keinen Preis angibt. Eigentlich wollte ich auch die Produktseite des Verlags in die Signatur aufnehmen, aber dummerweise ist deren Adresse zu lang. Hier geht´s aber natürlich: Von "Citizen Kane" bis "The Social Network"Was für eine Art von Verlag ist das denn ? Was bringt der so an Themen heraus, gibt es dazu ein spezielles Verlagskonzept ?
When you find a big kettle of crazy, it's best not to stir it. --Dilbert cartoon
"Interplay.some zombiefied unlife thing going on there" - skavenhorde at RPGWatch
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Joined: Apr 2003
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POINT BLANK: [...] Ich wäre überrascht, wenn es lange bis zum obligatorischen Hollywood-Remake dauert. 8 Punkte.
Das wäre dann vermutlich der vierte "Point Blank", der in meinem DVD Regal landen würde - nach diesem, dem mit Lee Marvin und dem mit Mickey Rourke.
Last edited by Patarival; 07/09/11 09:50 AM.
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Joined: Mar 2003
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Was für eine Art von Verlag ist das denn ? Was bringt der so an Themen heraus, gibt es dazu ein spezielles Verlagskonzept ?
Ist allgemein spezialisiert auf wissenschaftliche Fachbücher. Gibt auch etliche themengebundene Reihen heraus, darunter eine Filmreihe (ein Grund, warum ich neben anderen auch diesen Verlag angeschrieben hatte). Allerdings erscheint mein Buch nun nicht in dieser Reihe, weil es dafür schlicht zu lang ist - zum Konzept der Reihe gehört eine Seitenhöchstzahl von 150 bis maximal 200 (im Format DIN A 5), meines ist etwa doppelt so lang.  Eine Übersicht über die Reihen gibt es auf der Startseite der Verlagshomepage: ibidem-Verlag
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Joined: Apr 2005
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INSIDIOUS:Zur Handlung hat Ralf in seiner Rezension schon fast alles geschrieben, was man ohne Spoiler schreiben kann. Ich gebe ihm völlig Recht damit, dass der Film eine sehr dichte Atmosphäre hat, aber auch die Schwächen hat er richtig benannt: Die Musik wird an mehreren Stellen viel zu aufdringlich eingesetzt, und beim Drehbuch hätte man ein paar weniger überzeugende Passagen mit einfachen Mitteln deutlich besser machen können. Sehr unglaubwürdig fand ich zum Beispiel, wie Josh zur Zusammenarbeit mit Elise bewegt wird, nachdem er diese zunächst abgelehnt hat: Er geht in Daltons Zimmer und sieht sich Kinderzeichnungen an, die dort hängen; diese zeigen eine rote Tür, den rotgesichtigen Dämon und eine Astralreise ... da das nach dem Umzug ist und Dalton die ganze Zeit im "Koma" lag, dürfte die Zeichnungen ja wohl einer der Elternteile aufgehängt haben. Und dem ist dabei nichts Merkwürdiges aufgefallen? Da hätten sie Josh lieber in einer Mappe mit Zeichnungen blättern lassen sollen, die seit Daltons Unfall vielleicht keiner mehr angefasst hat. Auch die von Ralf angesprochene Wendung im letzten Drittel des Films hätte man fantastischer ausgestalten können, aber dazu reichte vielleicht das Budget nicht. Ich fand die Grundidee gut, aber die visuelle Umsetzung enttäuschend, und das Ende war auch eher "na ja" als toll. Ein klarer Pluspunkt sind meiner Meinung nach hingegen die beiden nerdigen Nebencharaktere Specs und Tucker - mit den beiden als Hauptfiguren könnte man sicher auch einen interessanten Film machen. Insgesamt ist Insidious ein Gruselfilm, den man sich schon gut ansehen kann, jedenfalls gibt es im Genre genug deutlich Schlechteres, und deswegen erhält er von mir 7 Punkte.
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Joined: Mar 2003
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Ein klarer Pluspunkt sind meiner Meinung nach hingegen die beiden nerdigen Nebencharaktere Specs und Tucker - mit den beiden als Hauptfiguren könnte man sicher auch einen interessanten Film machen.
Ich fand die beiden auch gut, aber interessanterweise scheinen viele der Meinung zu sein, daß der Film ab dem Eintreffen der beiden deutlich an Qualität verliere. Natürlich leiten sie einen "Stimmungswechsel" innerhalb des Films ein, bis dahin ist "Insidious" ja eher ein bodenständiger und ziemlich humorloser Gruselfilm. Anschließend wird es erstens "nerdiger" und zweitens phantastischer. Vielleicht einfach ein bißchen ZU phantastisch für jemanden, der einfach nur einen gut gemachten Gruselfilm erwartet hatte ...  Aber nun zu meinem sechsten FFF-Film - dem schwächsten, den ich bei der diesjährigen Veranstaltung erwischt habe: RED STATE:Irgendwo in der amerikanischen Provinz: Teenager Jarod (Kyle Gallner alias "Beaver" in "Veronica Mars", in "C.S.I. New York" ist er in einer wiederkehrenden Gastrolle als Mac Taylors Stiefsohn zu sehen) und zwei Freunde fahren erwartungsfroh zu einem übers Internet vereinbarten Sexdate mit einer Unbekannten. Dumm gelaufen: Das Sexdate erweist sich als Falle, die von der Anhängerschaft des berüchtigten christlich-fundamentalistischen Predigers Abin Cooper (Michael Parks, am bekanntesten wohl durch seine Rolle als Sheriff Earl McGraw in Tarantinos "Kill Bill" und "Death Proof") gestellt wurde. Als Cooper höchstpersönlich einen Polizisten erschießt, der den Machenschaften seiner Sekte eher zufällig auf die Spur zu kommen droht, schaltet der örtliche Sheriff die Bundesbehörden ein. Da das Amt für Alkohol, Tabak, Schußwaffen und Sprengstoffe dem radikalen Prediger schon länger auf der Spur ist, sieht man dort die Gelegenheit, seiner Sekte schnell ein Ende zu bereiten und schickt eine Spezialeinheit unter Führung des erfahrenen Joseph Keenan (John Goodman) zur zu einer Festung umgebauten Farm von Abin Cooper. Als die Bundesagenten sofort unter Beschuß genommen werden, eskaliert die Situation, während Jarod versucht, aus der Farm zu entkommen ... Kevin Smith ist der König der Slacker-Komödien. "Clerks", "Mall Rats", "Chasing Amy", "Dogma", "Jay und Silent Bob schlagen zurück" - allesamt Filme, die von den vielen Anhängern kultisch verehrt werden. Nachdem jedoch bereits "Jay und Silent Bob schlagen zurück" Schwächen gezeigt hatte, schuf er mit der harmlosen romantischen Komödie "Jersey Girl" seinen ersten echten Flop (kommerziell wie auch künstlerisch) und konnte auch anschließend mit "Clerks II" und "Zack and Miri make a porno" nicht wieder ganz an die Qualitäten seiner Werke aus den 1990er Jahren anknüpfen. "Zeit für was Neues", dachte er sich wohl und drehte kurzerhand mit "Red State" seinen ersten Horrorfilm (wie er selbst sagt). Nun, tatsächlich ist "Red State" eigentlich gar kein Horrorfilm, sondern eher ein sehr schwarzhumoriger Action-Thriller mit einer deutlichen Botschaft. Leider muß ich gleich konstatieren, daß Kevin Smith auch mit "Red State" nicht wieder zu seiner alten Form zurückgefunden hat - zumindest nicht durchgehend, denn in der brillanten Schlußviertelstunde zeigt er dann doch noch, was er vor allem als Drehbuch-Autor eigentlich drauf hat. In den ersten 70 Minuten ist der Film jedoch erschreckend mittelmäßig, teilweise sogar langweilig geraten. Die notgeilen Teenies, die zu Beginn die Hauptfiguren zu sein scheinen, funktionieren nicht gerade als Identifikationsfiguren für das Publikum, insofern ist einem auch ihr Schicksal relativ egal. Die fundamentalistische Sekte ist zwar durchaus erschreckend und nicht unrealistisch dargestellt und Michael Parks überzeugt als charismatischer Prediger sehr wohl (auch wenn ihn Smith IMHO zu viel predigen läßt, was dann eben auf Dauer eher langweilt als erschreckt), dennoch bleiben die Geschehnisse unterm Strich sehr konventionell. Besser wird es dann, als - relativ spät - die Bundesagenten Coopers Festung umstellen. Erstens weil John Goodman einfach eine unfaßbar coole Sau ist und zweitens weil es nun auch endlich so richtig zur Sache geht. Dennoch kann "Red State" auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich überzeugen. Der Storyverlauf bleibt weitgehend überraschungsarm, die ständigen Perspektivwechsel zwischen Cooper und seinen Anhängern, den Teenies und den Bundesagenten nerven und man wartet eigentlich nur noch darauf, daß es wenigstens einen gelungenen Showdown gibt. Aber dann kommt der angesprochene Geniestreich von Kevin Smith, den zu spoilern allerdings eine wahre Sünde wäre. Ich kann nur sagen: Egal, wie man die ersten 70, 75 Minuten findet (und meinem Eindruck nach fand ihn der Großteil der Zuschauer übrigens deutlich besser als ich), für dieses grandiose, haarsträubende Ende lohnt es sich definitiv, durchzuhalten!  Was die Botschaft betrifft, die ich erwähnte: Natürlich geht es Smith primär darum, gegen den Fundamentalismus zu wettern und dabei auch und gerade gegen den in der Öffentlichkeit wohl immer noch unterschätzten christlichen Fundamentalismus. Daraus läßt sich übrigens auch der Titel des Films ableiten, denn als "Red State" wird in den USA ein republikanisch geprägter Bundesstaat bezeichnet (im Gegensatz zu den demokratisch geprägten "Blue States"), in denen Religion und eben auch seine extremen Ausprägungen bekanntlich eine deutlich größere Rolle spielt. Die Titelwahl und die christlichen Fundementalisten als Antagonisten haben Smith erwartungsgemäß bereits jede Menge Beschimpfungen von Anhängern der entsprechenden politischen Richtung eingebracht, wobei aber unterzugehen scheint, daß sich seine Botschaft in "Red State" keineswegs darauf beschränkt. Denn die Bundesbehörden werden als mindestens ebenso durchgeknallt und skrupellos dargestellt wie die religiösen Fanatiker. Im Grunde genommen ist John Goodmans Agent Keenan fast die einzige Person im gesamten Film, die man als einigermaßen vernünftig bezeichnen kann. Natürlich ist Smiths Kritik in beide Richtungen nicht gerade subtil und letztlich wird er - eine ironische Parallele zum Sektenführer Abin Cooper - wohl sowieso nur zu den bereits "Bekehrten" predigen, aber das ist ja meistens so. Schauspielerisch wird "Red State" eindeutig von John Goodman und Michael Parks dominiert, die übrigen Rollen sind, obwohl teilweise prominent besetzt (u.a. mit OSCAR-Nominee Melissa Leo, Kevin Pollak sowie zahlreichen Seriendarstellern wie Patrick Fischler aus "Lost", Kerry Bishé aus der letzten Staffel von "Scrubs", Marc Blucas aus "Buffy", Anna Gunn aus "Breaking Bad" oder Kevin Alejandro aus "Shark"), eigentlich zu klein, um beeindrucken zu können. Fazit: "Red State" ist ein gut gemeinter Versuch von Kevin Smith, aus seinem bisherigen Genre auszubrechen und einen Film mit einer wichtigen Aussage zu drehen, der aber - trotz des stets präsenten schwarzen Humors - zu lange zu mittelmäßig und konventionell ausfällt, um wirklich überzeugen können. Durch die mitreißende und (voraussichtlich) unvergeßliche Schlußviertelstunde rettet sich der Film aber noch knapp auf 6,5 Punkte.
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Joined: Mar 2003
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Mein letzter FFF-Film ist einer, bei dem ich fast garantieren kann, daß er Elgi gefallen wird (und das nicht nur, weil der Soundtrack größtenteils aus Metallica-Songs besteht  ): HESHER:Familie Forney droht nach dem Tod der Mutter zu kollabieren: Vater Paul (Rainn Wilson in einer Rolle, die so ziemlich das Gegenteil zu der aus "Super" ist) ist wie erstarrt, Sohn T.J. (Devin Brochu) versucht mit wenig Erfolg, irgendwie mit der Situation klarzukommen und die betagte Großmutter Madeleine (die dreifache OSCAR-Nominee Piper Laurie aus "Carrie", "Haie der Großstadt", "Twin Peaks" und vielen Klassikern mehr) verzweifelt beinahe beim Versuch, die Familie irgendwie zusammenzuhalten. Doch dann tritt durch einen Zufall Hesher (Joseph Gordon-Levitt) in T.J.s Leben. Der grimmige Heavy-Metal-Fan lebt in einem Van, hat sich einen riesigen Stinkefinger auf den Rücken malen/tätowieren lassen und macht gerne Sachen kaputt - und nach dem Treffen mit T.J. quartiert er sich kurzerhand bei dessen Familie ein. Paul hat nicht genügend Energie, um ihn daran zu hindern, Madeleine freut sich sogar über ein bißchen Gesellschaft und T.J. hat einfach keine Wahl. Doch Heshers Anwesenheit verändert die Menschen um ihn herum ... "Hesher", das Langfilmdebüt von Regisseur Spencer Susser, ist im Grunde genommen ein Familiendrama mit einem Spritzer schwarzen Humors und einer großen Portion Anarchie (personifiziert von Hesher). Die trostlose Familiensituation von T.J. wird glaubwürdig und ernsthaft illustriert, der ganze Film ist von starker Melancholie durchzogen. Doch wo in anderen Filmen dieser Art wohl vor allem über die Probleme geredet würde, setzt der Regisseur (und Co-Autor) hier auf die Figur des Hesher als Katalysator. Seine Wut auf die Welt korrespondiert mit T.J.s Seelenlage, und doch beeinflusst Hesher den Jungen, erstaunlicherweise sogar auf eine positive Art und Weise. Dabei verhält sich Hesher über weite Strecken wie ein echtes Arschloch. Er stalkt T.J., hilft ihm aber nicht, wenn er vom Schultyrann verprügelt wird. Er stiftet ihn zur feurigen Rache an, nur um ihn dann einfach am "Tatort" zurückzulassen. Er mischt sich in T.J.s erste naive und natürlich aussichtslose Liebe zur freundlichen (aber selbst problembeladenen) Supermarktkassiererin Nicole (Natalie Portman) ein. Kurz: Er macht T.J.s Leben zur Hölle. Und doch: Auf extrem verquere Art und Weise erinnert mich "Hesher" an Frank Capras berühmtes Weihnachtsmärchen "Ist das Leben nicht schön?" mit James Stewart und Hesher ist gewisserweise die perverse Version von Schutzengel Clarence. Auch wenn T.J. es (lange) nicht merkt: Heshers Anwesenheit hilft ihm und seiner Familie tatsächlich, wenn auch eher auf Umwegen. Die Subtilität, mit der Susser diese Beziehung der Familie Forney zu Störenfried Hesher schildert, ist erstaunlich und lobenswert, die Ehrlichkeit der Darstellung von Hesher mit all seinen Fehlern, aber eben auch seinen guten Seiten, eine wahre Freude. Besonders berührend fällt dabei Heshers Beziehung zu T.J.s gutherziger, aber überforderter Großmutter Madeleine aus. Von den Kritikern wird Joseph Gordon-Levitt, bekanntlich seit "Brick" einer meiner absoluten Lieblingsschauspieler, für seine Darstellung der Titelfigur gefeiert. Aber ehrlich gesagt: Ich fand ihn in Filmen wie "Mysterious Skin", "Die Regeln der Gewalt" oder eben "Brick" deutlich besser. Natürlich spielt er den Hesher unglaublich cool und rotzig, aber schauspielerisch verlangt ihm diese Figur gar nicht so viel ab. "Hesher" ist sowieso eher ein Ensemblefilm, in dem alle wichtigen Darsteller überzeugen, aber keiner wirklich heraussticht. Fazit: "Hesher" erzählt eine eigentlich ganz einfache, unspektakuläre Geschichte und macht aus ihr etwas Besonderes, indem er mit der Titelfigur eine Person in die Handlung integriert, die so gar nicht dazu zu passen scheint - es aber letztlich doch tut. Dafür gibt es 8,5 Punkte.
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Joined: Mar 2003
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Klingt interessant und wird vorgemerkt. 
Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
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Joined: Mar 2003
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CAPTAIN AMERICA: THE FIRST AVENGER (3D):1943: Nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor sind die USA in Patriotismus gegen den Aggressor vereint und die Jugend der Landes stürmt zu den Army-Rekrutierungsbüros, um gegen Nazis und Japaner kämpfen zu dürfen. So auch der schmächtige Steve Rogers (Chris Evans), der aber aufgrund eines Asthma-Leidens abgelehnt wird. Dennoch versucht er es immer wieder bei verschiedenen Rekrutierungsstellen, bis er ob seiner Hartnäckigkeit dem Arzt und Wissenschaftler Dr. Erskine (Stanley Tucci) auffällt. Dieser sorgt dafür, daß Rogers angenommen wird und an seinem Versuchsprogramm für einen Supersoldaten teilnimmt. Das Experiment gelingt schließlich und nach anfänglicher Skepsis zeigt Rogers, was er als "Captain America" alles drauf hat ... Für etliche Branchenkenner war "Captain America" ein heißer Favorit auf den eher unbeliebten Titel "kommerzieller Flop des Jahres". Eine teure Superheldenverfilmung, die alleine ob ihres Namens in weiten Teilen der Welt eher Ablehnung als Begeisterung aufkommen läßt. Eine Besetzung mit weitgehend Unbekannten in den Hauptrollen in Verbindung mit einem Regisseur mit gemischter Erfolgsbilanz (Joe Johnston, "Rocketeer", "Jumanji", "Jurassic Park 3", "Hidalgo", "The Wolfman") sowie einem Starttermin in der zweiten Sommerhälfte ließ sogar befürchten, daß der Film nicht mal in den USA richtig funktionieren würde. Ganz unbescheiden kann ich sagen, daß mir von Anfang an klar war, daß "Captain America" zumindest in seiner Heimat sehr wohl erfolgreich laufen würde. Man darf den Patriotismus der Amis einfach nicht unterschätzen und wenn dann auch noch erstaunlich gute Kritiken dazukommen, führt das nicht nur zu einem US-Start leicht über den Erwartungen, sondern vor allem zu starken Folgewochen. Diese positive Bilanz wiederum im Verbund mit der positiven Mundpropaganda, die via Internet auch die amerikanischen Landesgrenzen überwand, sorgte sogar dafür, daß "Captain America" wider Erwarten (und, das gebe ich gerne zu, auch entgegen meiner Vermutung) sogar zum weltweiten Hit avancierte. Deutschland ist übrigens eine der ganz wenigen Ausnahmen, hier ist der Film mit deutlich unter 400.000 Zuschauern regelrecht abgeschmiert. Warum auch immer. Daß "Captain America" bis auf diese Ausnahme international so gut funktioniert, liegt sicher auch darin begründet, daß den Filmemachern das Kunststück gelungen ist, den unvermeidlichen Patriotismus so ausgewogen zu balancieren, daß er dem amerikanischen Publikum locker ausreicht, dem Großteil der ausländischen Zuschauer aber nicht übel aufstößt. Da ist es sehr hilfreich, daß Steve Rogers zu Beginn des Films überraschend ausführlich eingeführt wird - daß seine "Mutation" zu Captain America erst nach 40 Minuten und damit einem Filmdrittel vonstatten gehen würde, war nun wirklich nicht zu erwarten. Und in diesem ersten Filmdrittel überzeugt "Captain America" zudem mit einem gesunden Sinn für Selbstironie, der jeglichen Patriotismus-Anflügen eigentlich sofort die Schärfe entzieht. Wie Johnston und die Drehbuch-Autoren mit dieser absehbaren Problematik umgegangen sind, verdient in der Tat großes Lob.  Auch die mutige Besetzungspolitik rentiert sich: Chris Evans ("Fantastic Four", "Nanny Diaries") überzeugt sowohl als schwächlicher Steve Rogers als auch als muskelbepackter Captain America mit Charme und Humor, Hayley Atwell (die bereits im TV-Mehrteiler "Die Säulen der Erde" beeindruckte) gibt einen hervorragenden Love Interest, Hugo Weaving liefert als größenwahnsinniger Nazi-Wissenschaftler "Red Skull" eine gewohnt solide Leistung ab und in Nebenrollen dürfen auch Tommy Lee Jones, Stanley Tucci, Toby Jones oder Dominic Cooper (als Howard Stark, Vater von Tony "Iron Man" Stark - übrigens ist Cooper bereits sein dritter Darsteller, denn in Rückblenden der beiden "Iron Man"-Filme wurde Howard Stark zunächst von Gerard Sanders und dann von John Slattery verkörpert ...) ihr bewährtes Können zeigen. Zudem legt sich Captain America im Laufe der Handlung eine Art persönlicher Eingreiftruppe zu, die mit schillernden Charakteren leider mehr verspricht, als ihr seltener Einsatz im Film dann tatsächlich halten kann. Überhaupt gilt das eigentlich für den gesamten Film. Die erste Hälfte liefert tolles, hoch unterhaltsames Abenteuerkino ab, aber in der zweiten Filmhälfte begeht "Captain America" dann einen Fehler, der so vielen Eventfilmen unterläuft: Es gibt fast nur noch Action und fast keine Handlung mehr (selbst der Humor gerät deutlich in den Hintergrund). Das hat mich selbst bei Hochkarätern wie Christopher Nolans letztjährigem "Inception" gestört, bei "Captain America" ist es leider sogar noch deutlich extremer. Die Handlung ist dramaturgisch sowieso ziemlich holprig und ziemlich genau zur Hälfte des Films kommt es bereits zu einem Action-Höhepunkt, der gut und gerne als Showdown durchgehen würde. Wie soll man das anschließend noch toppen? "Captain America" versucht es durch die Aneinanderreihung immer weiterer Actionszenen mit kaum noch Ruhepausen dazwischen - und scheitert mit dieser Methode erwartungsgemäß. Irgendwann langweilt die Nonstop-Action einfach nur noch und man sehnt das Ende herbei (das dann dafür sogar überraschend abrupt kommt). Technisch kann man "Captain America" nicht viel vorwerfen. Die Spezialeffekte überzeugen, selbst vom 3D-Einsatz war ich leicht positiv überrascht. Zwar gibt es in ein paar Szenen das bekannte Unschärfe-Problem, aber insgesamt wirkt die Dreidimensionalität erfreulich natürlich (wenn auch ziemlich unspektakulär). Der Actionscore von Alan Silvestri ("Die Mumie") ist eher durchschnittlich geraten. Fazit: "Captain America: The First Avenger" ist eine Superhelden-Comicverfilmung mit Stärken und Schwächen. Glücklicherweise überwiegen insgesamt die Stärken dank der sympathischen Besetzung und der sehr gelungenen ersten Filmhälfte. Für diejenigen, die sich schon auf das nächstjährige Superhelden-Treffen in Joss Whedons "The Avengers" (mit Iron Man, dem Hulk, Thor und Captain America - nach dem Abspann gibt es übrigens den "Avengers"-Teaser zu sehen) freuen, handelt es sich sowieso um einen Pflichtbesuch. 7 Punkte.
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Joined: Mar 2003
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Gestern habe ich mir sozusagen ein Fantasy Filmfest-Nachklapp-Double Feature gegönnt, denn beide Filme liefen bereits dort: ATTACK THE BLOCK:Die Story des diesjährigen FFF-Abschlußfilms ist schnell erzählt: Toughe Londoner Ghetto-Kids müssen sich gegen gremlin-artige Alien-Invasoren wehren. Im Internet wurde der britische "Attack the Block" schnell als neuer Kultfilm gefeiert, doch inzwischen ist der Hype deutlich abgeflaut. Kein Wunder, denn das ironische Werk bietet nicht mehr und nicht weniger als eine grundsolide Umsetzung einer grandiosen Idee. Erstaunlicherweise gelingt es Regisseur Joe Cornish sogar, die Protagonisten angemessen unsympathisch einzuführen (mit einem Überfall auf eine Krankenschwester, die später zur widerwilligen Verbündeten gegen die Aliens avanciert), sie dann aber zunehmend doch recht nett wirken zu lassen, sodaß man gar nicht wirklich in Versuchung kommt, mit den Aliens mitzufiebern (wovon ich im Vorhinein ehrlich gesagt ausgegangen war ...  ). Das mag ein wenig verharmlosend sein, aber dafür fließen in die teilweise recht gewitzten Dialoge durchaus immer wieder gesellschaftskritische Elemente ein. Natürlich ist "Attack the Block" bei weitem keine Studie der seit Jahren bekannten Probleme der Engländer mit randalierenden Jugendlichen (da ging der letztjährige "Harry Brown" schon eher in die Richtung), aber zumindest mißbraucht er das Thema nicht für reines Popcorn-Kino. Die überwiegend unbekannten Schauspieler (bis auf Komiker Nick Frost aus "Shawn of the Dead" u.ä. in einer Nebenrolle) machen ihre Sache sehr ordentlich, die Spezialeffekte - inklusive weniger, dafür umso überraschenderer Splattereffekte - sind angesichts des niedrigen Budgets okay, gleiches gilt für die Musik von Steven Price. Wie gesagt: "Attack the Block" ist nicht das Highlight, das man angesichts des Voraus-Hypes erhoffen durfte, bietet aber doch sehr solide Unterhaltung. 7 Punkte. FINAL DESTINATION 5 (3D):Die ersten beiden Teile der ironischen Horror-Reihe um den rachsüchtigen Tod, der Menschen, die ihm ungeplant entkommen sind, einen nach dem anderen doch noch in sein Reich holt, habe ich geliebt. Sympathische Darsteller, viel schwarzer Humor, das leichtfüßige Spiel mit Genre-Klischees, phantasievolle Todesarten - einfach toll! Teil 3 war für mich dann eine ziemliche Enttäuschung, auf den vierten Film (den ersten in 3D und den noch immer erfolgreichsten der ganzen Reihe) habe ich aufgrund katastrophaler Kritiken gleich ganz verzichtet. Doch nun startete FD5 zu wieder deutlich positiveren Rezensionen, wurde von etlichen Kommentatoren sogar als bester Film der Reihe seit dem allerersten bezeichnet. Also war ich natürlich wieder dabei. Und was soll ich sagen? Großer Fehler ... Dabei müßte "Final Destination 5" eigentlich funktionieren, denn seine einzelnen Elemente wissen zu überzeugen: Es gibt wieder eine schön spektakuläre Auftakt-Katastrophe (diesmal der Einsturz einer riesigen Brücke), einige der folgenden Todesfälle sind virtuos in Szene gesetzt, es gibt ein paar nette neue Story-Ideen und einen gelungenen Schlußtwist (der zudem sogar ein paar vermeintliche Ungereimtheiten erklärt). Und trotzdem konnte ich mich einfach nicht mit dem Film anfreunden. Warum? Weil er Charme und Verspieltheit der ersten beiden Teile vermissen läßt, weil die Figuren ziemlich blaß bleiben und wohl vor allem, weil einige der Todesfälle für meinen Geschmack eindeutig zu sadistisch und voyeuristisch in Szene gesetzt sind. Zwar war die Reihe nie zimperlich und von Anfang an ziemlich blutig, aber der Brutalitätsgrad hat IMHO eindeutig zugenommen (vielleicht vergleichbar mit der "Saw"-Reihe, auch wenn ich von der nur die ersten beiden Teile gesehen habe) und das gefällt mir nicht. Der Gewaltgrad der ersten Filme, in denen doch noch recht viel der Phantasie des Zuschauers überlassen blieb, war VOLLKOMMEN ausreichend. Oder liegt es am Ende vielleicht nur am (gelungenen) 3D-Einsatz, durch den man sich stärker involviert fühlt? Ich weiß es nicht, aber Fakt ist: Ich mag es nicht! Am besten ist der Gegensatz von Stärken und Schwächen eigentlich gleich beim ersten Post-Katastrophen-Todesfall zu erkennen: Der ist wahrlich virtuos umgesetzt, mit zahlreichen Verzögerungseffekten und falschen Fährten, ganz wie bei "Final Destination 2" - doch der Abschluß ist einfach nur brutal und ziemlich eklig. Schade. Dazu kommt, daß einige Storywendungen, die der Geschichte eigentlich etwas Pfiff geben und die "Das Thema ist endgültig ausgelutscht!"-Kommentare verhindern sollen, schlicht zu vorhersehrbar sind, um überzeugen zu können. Und einige Logik- und Glaubwürdigkeitsfehler gibt es auch noch. Insgesamt also ein enttäuschender Film. Durch die Überraschung am Ende schafft es "Final Destination 5" wenigstens noch auf genau 5 Punkte.
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Joined: Mar 2003
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Und wieder ein Doppelpack: MARGIN CALL - DER GROßE CRASH:Eine große Investmentbank entlässt einen Großteil ihrer Mitarbeiter im Bereich Risikomanagement. Der ebenfalls gefeuerte Chef der Abteilung, Eric Dale (Stanley Tucci), gibt seinem Protegé Peter Sullivan (Zachary "Spock" Quinto) einen USB-Stick, den er sich mal näher anschauen solle. Als am Ende des Tages alle anderen bereits das Büro verlassen haben, studiert Peter die Daten, rechnet ein wenig herum - und kommt zu dem Schluß, daß die Bank aufgrund eines Kalkulationsfehlers kurz vor dem finanziellen Kollaps steht! In Windeseile ruft er seinen neuen Vorgesetzten Will Emerson (Paul Bettany) zurück zum Büro und zeigt ihm, was er entdeckt hat. Als dieser erkennt, auf was Peter gestoßen ist, beruft er alle hohen Tiere des Unternehmens ein, um zu beraten, wie man die Bank noch retten könne ... "Margin Call" zeigt einen fiktiven Blick auf die letzte Nacht vor dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers, der (in Verbindung mit der folgenschweren Weigerung der republikanischen Bush-Regierung, unterstützend einzugreifen) die noch immer nicht überstandene weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise so richtig ausbrechen ließ. Natürlich heißt die Bank im Film anders (oder ist sogar namenlos, ich kann mich eigentlich nicht erinnern, daß irgendein Name genannt wurde), aber jeder weiß, daß Lehman gemeint ist. Das Interessante an der Geschichte ist offensichtlich, daß sie aus der Insider-Perspektive der Bankverantwortlichen geschildert wird. Also ein sehr aktuelles, hochbrisantes und interessantes Thema, das Regisseur und Drehbuch-Autor J.C. Chandor in seinem Low-Budget-Leinwanddebüt angepackt hat. Das ist sicher auch ein Grund dafür, daß er ein solch hochkarätiges Darstellerensemble anheuern konnte (neben den genannten sind noch Kevin Spacey, Jeremy Irons, Demi Moore und Simon Baker in tragenden Rollen zu sehen). Tatsächlich ist "Margin Call" vor allem in der ersten Filmhälfte ein gut gemachtes, gut gespieltes und spannendes Kammerspiel. Wirklich erhellend ist die Handlung jedoch leider nicht. Die Charakterisierungen bleiben eher an der Oberfläche, auch auf die tatsächlichen Hintergründe der Krise wird eher am Rande eingegangen. Zwar ist dem Film anzurechnen, daß er auf populistische klare Schuldzuweisungen großteils verzichtet (auch wenn durchaus einige typische Banker-Klischees gewälzt werden), aber als tiefgründige Analyse kann man ihn sicher nicht ansehen. Schade, da wäre deutlich mehr möglich gewesen. Mein Hauptproblem mit "Margin Call" ist eigentlich die Figur, die Jeremy Irons spielt: Unternehmenschef John Tuld. Mal davon abgesehen, daß Irons mit Anzug und Krawatte irgendwie albern aussieht, wirkt seine Rolle auch noch wie eine billige Gordon-Gekko-Kopie und kann auf diese Weise in zweierlei Hinsicht nicht überzeugen. Erstens, weil diese extrem flache Figur nicht wirklich zu den zwar wie gesagt auch eher oberflächlichen, aber trotzdem einigermaßen authentischen übrigen Charakteren paßt. Und zweitens, weil auch durch Irons´ übertriebene Darstellung dieser Tuld wie eine Karikatur seiner selbst wirkt (zusätzlich unterstrichen durch Sätze wie "Ich bin ganz bestimmt nicht auf diese Position gekommen, weil ich soviel weiß!"). Die Schwäche von "Margin Call" ist, daß der Film sein Thema und seine Figuren zwar im Großen und Ganzen ernstnimmt, aber letztlich inspirationslos wirkt und keinerlei neue Ideen oder Einsichten zum Geschehen einbringt. Den Hauptverursachern der Krise wird zwar ein (fiktives) Gesicht gegeben und auch ansatzweise versucht, ihre Motivation nachzuvollziehen - aber unterm Strich bleibt ein ziemlich enttäuschender Ertrag. Als Wirtschaftsfilm kann "Margin Call" also nur bedingt überzeugen, als Kammerspiel ist er vor allem dank spielfreudiger Darsteller wie Spacey, Tucci und Quinto (der übrigens auch als Produzent beteiligt ist) sowie einiger netter Dialoge vor allem in der ersten Stunde durchaus unterhaltsam. Das reicht immerhin noch für 6,5 Punkte. THE GUARD - EIN IRE SIEHT SCHWARZ:Sergeant Gerry Boyle (Brendan Gleeson) ist ein ziemlich unkonventioneller irischer Dorfpolizist ("Ich liebe Korruption!"). Er erfreut sich seines recht einfachen Lebens, bis plötzlich eine Leiche mit einem Loch im Kopf in seinem Zuständigkeitsbereich gefunden wird. Dann verschwindet auch noch sein neuer Partner spurlos und auf einer Informationsveranstaltung referiert FBI-Agent Wendell Everett (Don Cheadle) vor den Polizisten der Gegend über eine Gruppe gefährlicher Drogenschmuggler (darunter Mark Strong und Liam Cunningham). Boyle erkennt in einem der von Everett gezeigten Fotos sein Mordopfer wieder und gemeinsam mit dem FBI-Agenten nimmt er die Ermittlungen auf ... Obige Inhaltsbeschreibung klingt (bis auf das Boyle-Zitat) nach einem ziemlich konventionellen Krimi. Das täuscht jedoch extrem. "The Guard" ist das Leinwanddebüt des Iren John Michael McDonagh. "McDonagh?", mag der ein oder andere nun fragen, "Kenne ich den Namen nicht irgendwoher?" Durchaus möglich, denn sein Bruder Martin hat vor drei Jahren seinerseits sein Kinodebüt gegeben und mit "Brügge sehen ... und sterben?" (ebenfalls mit Gleeson in einer Hauptrolle) gleich mal eben ein kleines Meisterwerk des schwarzen Humors geschaffen. In der Familie McDonagh muß es lustig zugegangen sein, denn auch "The Guard" strotzt nur so vor herrlich fiesem und zynischem irischen Humor. Vor allem Boyles knackige Oneliner und seine Versuche, den FBI-Agenten zum Wahnsinn zu treiben, lassen mit Sicherheit kein Auge trocken bleiben.  Dennoch sind die stilistischen Ähnlichkeiten zum betont melancholischen "Brügge sehen ... und sterben?" gar nicht so groß, wie man meinen könnte. Zwar ist der Humor bei beiden Filmen ähnlich schwarz, aber "The Guard" erinnert mehr an eine Mischung der Filme von Quentin Tarantino und dem jungen Guy Ritchie ("Bube, Dame, König, GrAs", "Snatch"). Vor allem die herrlich coolen Gangster sind sehr deutlich an die Tarantino-Gangster in Filmen wie "Reservoir Dogs" oder "Pulp Fiction" angelehnt, wenn sie beispielsweise über ihre Lieblings-Philosophen diskutieren. Das Herz des Films ist jedoch ohne jede Frage Brendan Gleeson in der Titelrolle. Ich bin ja schon seit "Braveheart" ein Fan von ihm und freue mich, daß er inzwischen zu einem sehr begehrten und auch populären Nebendarsteller in Großproduktionen geworden ist, der in der Heimat auch immer wieder Hauptrollen wie diese hier bekommt. Aber die politisch extrem unkorrekte Rolle des Sergeant Gerry Boyle ist ihm geradezu auf den Leib geschrieben.  Fazit: Wer auch nur ein bißchen was für irischen Humor übrig hat oder generell auf schwarzhumorige Filme steht, der sollte sich "The Guard" keinesfalls entgehen lassen! 8,5 Punkte. In einem Interview hat Don Cheadle, der auch als Produzent beteiligt ist, übrigens erfreulicherweise die Möglichkeit einer Fortsetzung eingeräumt, falls der Film finanziell erfolgreich genug ist. Angesichts der Tatsache, daß "The Guard" bereits der erfolgreichste irische Independent-Film aller Zeiten ist und auch international ordentlich läuft, dürften die Chancen gut stehen. Ich freu´ mich schon drauf. 
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The Guard habe ich mir ebenfalls vorgenommen. Allerdings nicht auf Deutsch, den ich fand die Trailer/Ausschnitte in der Hinsicht recht langweilig... aber auf Englisch habe ich ihn hier in der Gegend noch nicht gefunden... und Untertitel wären bei Iren ja auch nicht so schlecht. 
Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
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In der Tat, in den USA soll es nämlich zu zahllosen "Walk-Outs" gekommen sein, da die Amis den irischen Dialekt nicht verstanden haben. Und da ich die gleiche Erfahrung beim Fantasy Filmfest bei einigen irischen oder auch englischen Filmen (ich erinnere an die Jugendlichen in "Harry Brown" ...) gemacht habe, kann ich mir das gut vorstellen. OmU wäre in diesem Fall wohl wirklich die beste Wahl. Aber auf jeden Fall ist er auch auf Deutsch prima! 
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DIE DREI MUSKETIERE (3D):Sollte es tatsächlich jemanden geben, der die weltberühmte Geschichte um D´Artagnan und die drei Musketiere Athos, Porthos und Aramis noch nicht kennt, soll er doch bitteschön bei Wikipedia nachlesen - oder gleich bei Alexandre Dumas.  Die spektakuläre, in Deutschland mit internationaler Starbesetzung gedrehte Neuverfilmung der universell beliebten Story war eines der letzten vom deutschen Star-Produzenten Bernd Eichinger angestoßenen Großprojekte. Das fertige Resultat ist dem Anfang des Jahres verstorbenen Eichinger gewidmet, qualitativ aber leider nur mittelmäßig ausgefallen. Dabei hatte ich ehrlich gesagt große Hoffnungen in das Projekt gesetzt, denn während ich bei den bisherigen Filmen des umstrittenen Regisseurs Paul W.S. Anderson ("Resident Evil", "Death Race", "Event Horizon") vor allem die in der Regel von ihm selbst verfaßten und ziemlich schwachen Drehbücher kritisiert hatte, übernahm für "Die drei Musketiere" ein durchaus namhaftes Autoren-Duo die Schreibarbeit. Nur daß deren Resultat am Ende irgendwie doch die gleichen Schwächen aufweist wie die Drehbücher von Anderson. Oder ist es egal, wie die Drehbücher aussehen, weil Anderson letztlich doch immer dreht, was er will? Keine Ahnung, jedenfalls krankt "Die drei Musketiere" vor allem an mangelnder, ja fast nonexistenter Charakterzeichnung. Das ist schon deshalb sehr schade, weil die Darsteller ihre Sache fast durchgehend gut machen und mit sichtlicher Spielfreude ans Werk gehen (nur Til Schweiger in einer kleinen Nebenrolle wirkt irgendwie albern ...). Christoph Waltz spielt den Kardinal Richelieu mit gewohnter boshafter Süffisanz, Milla Jovovich gibt die sexy und verschlagene Milady de Winter, Orlando Bloom macht seine Sache als Buckingham ebenso gut wie der (allerdings noch stärker als die anderen Darsteller unterforderte) Mads Mikkelsen als Rochefort. Und auch die drei Musketiere selbst wissen in Person von Ray Stevenson ("Rom", "Punisher: War Zone"), Matthew MacFadyen ("Spooks", "Die Säulen der Erde") und Newcomer Luke Evans (demnächst als Bard in den "Hobbit"-Filmen zu sehen) sowie Logan Lerman ("Percy Jackson") als junger D´Artagnan mit Charisma und Tatkraft zu überzeugen. Wie viel könnte man aus diesen Schauspielern in diesen über Jahrhunderte hinweg bewährten Figuren herausholen? Es ist fast ein Wunder, wie es diesem Film gelingt, sie dem Zuschauer trotz einer Filmlänge von 110 Minuten so überhaupt nicht näherzubringen - stattdessen wird das sowieso schon große Figurenensemble auch noch um einen völlig überflüssigen "Comedic sidekick" der Musketiere ergänzt ... Das ist also das Hauptmanko des neuen "Die drei Musketiere" und es ist ein gewichtiges. Allerdings kann Anderson dafür in anderen Bereichen einiges wiedergutmachen. Die Optik ist sehr gelungen, sowohl was Schauplätze (u.a. wurde in Bamberg und Schloß Herrenchiemsee gedreht) betrifft als auch Kameraarbeit, Spezialeffekte und die pompösen Kostüme. Auch die Dreidimensionalität wird gekonnt eingesetzt - zwar wirkt es hier nicht so spektakulär wie in Andersons letztjährigem "Resident Evil: Afterlife", übertrifft aber dennoch die meisten anderen 3D-Filme des Jahres problemlos. Die Musik des Österreichers Paul Haslinger gefällt ebenfalls, wenngleich sie in manchen Momenten nicht gerade subtil eingesetzt wird. Fazit: "Die drei Musketiere" versucht, sich das Beste aus Blockbustern wie "Fluch der Karibik" und "Sherlock Holmes" zu nehmen und zudem die Vorlage von Alexandre Dumas ein wenig mit Jules Verne-Elementen aufzufrischen (wobei man im Grunde aber doch überraschend eng bei Dumas´ Geschichte bleibt), um ein erfolgreiches neues Franchise zu schaffen (am Ende fehlt eigentlich nur der "Fortsetzung folgt"-Schriftzug). Aus diesen Bemühungen resultiert jedoch nur ein maßvoll unterhaltsames, gut besetztes Actionfeuerwerk mit interessanten, aber komplett unterentwickelten Charakteren. Cineastisches Fastfood, sozusagen: Gesehen, einigermaßen gefallen, vergessen. 6 Punkte. P.S.: Angesichts der Tatsache, daß die bisherigen Einspielergebnisse ähnlich mittelmäßig ausfallen wie der Film selbst, ist es übrigens eher unwahrscheinlich, daß es tatsächlich zu einer Fortsetzung kommen wird (angesichts eines Budgets von angeblich rund $100 Mio.). Höchstens ein sehr gutes Ergebnis in den USA, wo "Die drei Musketiere" erst kommende Woche startet, und/oder auf dem immer wichtiger werdenden russischen Markt könnte das wohl noch ändern.
Last edited by Ralf; 12/10/11 01:47 PM.
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Mir hat ja der österreichische Akzent des französischen Kardinals gefallen.  Aber ich kann dir nur zustimmen, in Erinnerung bleiben wird mir der Film nicht. Es klingt vielleicht komisch, aber ich fand ihn viel zu kurz. Zum einen wegen der fehlenden Charakterfokusierung, zum anderen fand ich die Story auch arg gequetscht. Nach dem Ende hab ich mich gefragt, wie die so viel Zeug in die zwei Stunden packen konnten. Langweilig war er also für mich zumindest nicht. Aber sonderlich spannend auch nicht. ^^ Und D'Artagnan ging mir irgendwie auf den Keks. >_>
"They say if you play the Windows XP CD backward, you can hear satanic words." - "Oh, that's nothing. If you play it forward it installs Windows XP...!"
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Ich habe gerade gestern mit einigen Freunden über den Film gesprochen. Eventuell werden wir ihn am Wochenende noch anschauen. Dabei habe ich die Frage gestellt, ob er womöglich besser sein könnte als die Version mit Michael York als D'Artagnan. Anscheinend nicht. 
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Eindeutig nicht. Aber die York-Version ist ja auch ein echter Klassiker. 
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