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HYSTERIA:
(deutscher Titel: "In guten Händen")

London, Ende des 19. Jahrhunderts: Der junge, fortschrittliche Arzt Dr. Mortimer Granville (Hugh Dancy) wurde in so ziemlich jedem Krankenhaus in der Stadt rausgeworfen, weil die dortigen alteingesessenen Ärzte seine Methoden (z.B. Händewaschen vor Operationen) für neumodischen Quatsch halten, er sich aber partout nicht davon abbringen läßt. Mortimers letzte Hoffnung auf einen Job als Arzt ist der Frauenarzt Dr. Robert Dalrymple (Jonathan Pryce), der sich in seiner Praxis auf Frauen mit dem Krankheitsbild "Hysterie" spezialisiert hat. Davon sind in der Regel ältere unverheiratete oder verwitwete Frauen betroffen, deren Beschwerden am besten durch manuelle Stimulation der Vulva gelindert werden können, die in einem sogenannten hysterischen Paroxysmus kulminiert. Anders formuliert: Die Damen werden zum befreienden Orgasmus gebracht!
Tja, Mortimer erweist sich schnell als wahrer Meister in dieser Art der Behandlung, doch fühlt er - besser gesagt: seine rechte Hand - sich bald mit dem Ansturm "hysterischer" Frauen überfordert. Da trifft es sich gut, daß sein stinkreicher und exzentrischer Stiefbruder Lord Edmund St.John-Smythe (Rupert Everett) gerade an der Erfindung eines elektrischen Staubwedels herumtüftelt, für den Mortimer eine andere praktische Verwendungsform erkennt ...

Ja, "Hysteria" ist ein britischer Film über die Erfinung des Vibrators! Ein pikantes Thema natürlich und so verwundert es kaum, daß es noch keinen Starttermin für die prüden USA gibt. Überraschender ist allerdings, daß selbst in Großbritannien bislang noch kein Kinostart absehbar ist. Wir Deutschen haben es da besser, denn "Hysteria" wird am 22. Dezember in unseren Kinos starten. Lohnt sich die ganze Aufregung denn überhaupt?
Nun, inhaltlich natürlich nicht. Die amerikanische Regisseurin Tanya Wexler geht mit der Thematik insgesamt sehr dezent um, trotz natürlich einiger zweideutiger Witze und zahlreicher visueller sexueller Anspielungen vielleicht sogar zu prüde.

Denn in meinen Augen wirkt der ganze Film doch recht banal. Es handelt sich letztlich um eine typische britische Komödie mit altbekannten (und daher von Beginn an vorhersehbaren) Handlungsmustern, zwischendurch allzu forcierter dramatischer Zuspitzung sowie größtenteils oberflächlichen und viel zu klischeehaften Charakteren. So ist "Hysteria" ein nettes Feelgood-Movie ohne echten Biß, das zwar für einige Lacher und viele Schmunzler gut ist, aber garantiert nicht zu orgiastischen Begeisterungsstürmen hinreißt ... wink

Zwar agieren die Hauptdarsteller Hugh Dancy und Maggie Gyllenhaal (als fortschrittliche Tochter von Dr. Dalrymple) überzeugend, absolutes Highlight ist jedoch die Performance von Rupert Everett, der sich in der (farbenprächtigen und damit für den Darsteller natürlich auch dankbaren) Rolle des Lord St. John-Smythe als echter Scenestealer erweist. Ich wünschte, es gäbe ein Spin-Off mit ihm als Hauptfigur - DAS könnte ein wirklich witziger Film werden. grin

Davon abgesehen ist und bleibt "Hysteria" aber eine oberflächlich, mild amüsante Komödie ohne jeden Tiefgang (pun NOT intended! wink ). Dank Rupert Everett 7 Punkte, ohne ihn wären es nur 6 (was dann ja schon wieder zur Thematik gepaßt hätte ...).