DIE HAUT, IN DER ICH WOHNE:

Einen Überblick über den Inhalt des neuen Films des spanischen Starregisseurs Pedro Almodóvar ("Sprich mit ihr", "Volver") könnte ich nur mit erheblichen Spoilern leisten. Daher muß ich sehr vage bleiben: Es geht um den visionären plastischen Chirurgen Robert (Antonio Banderas) und eine Patientin namens Vera (Elena Anaya), die Robert aus für den Zuschauer zunächst unklaren Gründen in seinem Privatanwesen behandelt und/oder gefangen hält. "Die Haut, in der ich wohne" kombiniert dabei Thriller-Elemente mit Drama, Romantik und Almodóvars typischem Sinn für skurrilen, oft überdrehten Humor (der allerdings hier vergleichsweise spärlich gesät ist).

Für mich hat diese Mischung leider nicht wirklich funktioniert. Zu Beginn des Films war ich noch fasziniert von der mysteriösen Story, der fast traumhaften Athmosphäre und der sehr gelungenen musikalischen Untermalung. Doch nach gut einer halben Stunde gibt es einen Bruch. An dieser Stelle springt die Handlung nämlich in die Vergangenheit, um zu erklären, wie es zu der Gegenwartskonstellation kommen konnte. Das Problem ist: Almodóvar enthüllt den (eigentlich ziemlich spektakulären) Clou seiner Geschichte meiner Meinung nach viel zu früh innerhalb dieser Rückblicke. Oder aus einer anderen Perspektive betrachtet: Er hält die Rückblicke viel zu lange aufrecht, nachdem sie das Wesentliche bereits offenbart haben. Das auf die Enthüllung folgende ist nämlich sehr vorhersehbar, wenig spektakulär, ehrlich gesagt: langweilig. Zwar bleibt die Musik ein Trost und auch die Leistungen der beiden Hauptdarsteller sowie der wichtigsten Nebendarsteller Marisa Paredes und Jan Cornet sind aller Ehren wert - außerdem liefert mir Elena Anaya hier einmal mehr gute Argumente für meine These, daß sie eine der schönsten Schauspielerinnen überhaupt ist. smile

Aber unterm Strich fehlt einfach die Spannung (was dafür, daß die Thriller-Elemente eigentlich überwiegen, natürlich besonders kontraproduktiv ist), darüber können auch die stilistischen Stärken nur unzureichend hinwegtäuschen. Dazu kommt, daß die Handlungsentwicklung für meinen Geschmack doch ein wenig abstrus wirkt und auch der "Showdown" eher antiklimaktisch rüberkommt.

"Die Haut, in der ich wohne" ist tatsächlich der erste Almodóvar-Film, den ich mir im Kino angeschaut habe. Leider habe ich mir nicht gerade sein bestes Werk dafür ausgesucht (und kann nun auch verstehen, warum die Spanier einen anderen Film für den Auslands-OSCAR nominiert haben). 5,5 Punkte.