WICKIE AUF GROßER FAHRT (3D):

Der kleine Wickie (Jonas Hämmerle) versucht noch immer, seinen Vater Halvar stolz auf sich zu machen - mit eher mageren Resultaten. Doch als eines Nachts der Erzfeind der Wikinger von Flake, der Schreckliche Sven (Günter Kaufmann), Halvar entführt, bekommt Wickie seine große Chance. Gemeinsam mit den starken Männern macht er sich auf, um seinen Vater zu befreien - den der Schreckliche Sven übrigens deshalb entführt hat, weil er im Besitz eines Amuletts ist, das den Weg zu Donnergott Thors legendärem Hammer weisen soll ...

Zwei Jahre nach dem von Bully Herbig inszenierten und extrem erfolgreichen "Wickie und die starken Männer" kam in diesem Spätsommer die Fortsetzung "Wickie auf großer Fahrt" in die deutschen Kinos - diesmal komplett ohne Bully, die Regie übernahm der Jugendfilm-erprobte Christian Ditter ("Vorstadtkrokodile"). Und erstaunlicherweise gelang diesem das Kunststück, eine Fortsetzung zu schaffen, die besser ist als der bereits gute Vorgänger (auch wenn ich diesen inzwischen auf 7 Punkte herabgestuft habe, da mir bei der Zweitsichtung im TV die Schwächen doch negativer auffielen als seinerzeit im Kino).
Wo Bully Herbig wenig überraschend vor allem auf Comedy gesetzt hatte, steht bei Christian Ditter eher klassisches (und natürlich stets familiengerechtes) Abenteuerkino im Vordergrund. Zudem wirkt die Handlung wesentlich runder als beim eher anekdotenhaft anmutenden ersten Teil.

Von den Darstellern, die im Vorgänger eine größere Rolle gespielt haben, sind bis auf Jürgen Vogel alle wieder dabei und machen ihre Sache weiterhin gut (allen voran Günter Kaufmann und die damals von Bully gecasteten starken Männer), dazu gibt es mit der jungen Valeria Eisenbart als (wohl nicht zufällig an Ronja Räubertochter erinnernde) neue Freundin/Rivalin von Wickie sowie Kurzauftritten von Eva Padberg (als sexy Walküre) und Christian Ulmen (als Ritter) gute Verstärkung.

Besonders überraschend ist übrigens, wie gelungen "Wickie auf großer Fahrt" auf der technischen Seite ist. Die Spezialeffekte sind teilweise ziemlich beeindruckend und der 3D-Einsatz übertrifft qualitativ das meiste, was in diesem Jahr aus Hollywood zu sehen war!

Umso trauriger ist es, daß "Wickie auf großer Fahrt" an der Kinokasse weit weniger erfolgreich abschnitt als sein Vorgänger. Zwar sind rund 1,7 Millionen Zuschauer für einen deutschen Film eigentlich immer noch ein gutes Ergebnis - aber nach 5 Millionen für "Wickie und die starken Männer" durfte man definitiv einiges mehr erwarten (zumal die Produktionskosten für deutsche Verhältnisse nicht gerade gering ausgefallen sein dürften). Woran es wohl lag? An der Abwesenheit des so PR-trächtigen Bully Herbig? Am ausgerechnet in der Startwoche im September traumhaft schönen Spätsommerwetter, das den Leuten die Lust auf einen Kinobesuch nahm? Oder an den 3D-Preisaufschlägen, die sich gerade für Familien - die bei den Wickie-Filmen sicherlich die Hauptzielgruppe sind - ziemlich happig summieren?

Keine Ahnung, jedenfalls wäre es schade, sollte "Wickie auf großer Fahrt" der letzte Wickie-Film mit der bewährten Besetzung bleiben.

Fazit: Wer den ersten "Wickie"-Film mochte, darf sich auch risikolos die Fortsetzung anschaute. Und wer den ersten Film nicht mochte, könnte positiv überrascht werden von einem rasanten, (relativ) spannenden, humorvollen und einfach "runden" Abenteuerfilm für die ganze Familie. 8 Punkte.