DIE ABENTEUER VON TIM & STRUPPI - DAS GEHEIMNIS DER EINHORN (3D):

Als der rasende Reporter Tim (Jamie Bell) auf dem Flohmarkt ein wunderschönes Modell des historischen Segelschiffs "Einhorn" entdeckt, schlägt er sofort zu - und kommt damit gleich zwei seltsamen Gestalten kurz zuvor, die ihm das Schiff sofort wieder abkaufen wollen. Doch Tim, neugierig geworden ob des regen Interesses an einem einfachen Schiffsmodell, lehnt ab und behält es. Allerdings nicht lange, denn schon am gleichen Abend wird es aus seiner Wohnung gestohlen. Davon läßt sich Tim natürlich nicht entmutigen und bei seinen Nachforschungen findet er bald heraus, daß das "Einhorn"-Modell einen Teil des Schlüssels zu einem verlorenen Schatz birgt. Gemeinsam mit seinem treuen Hund Struppi macht sich Tim auf die abenteuerliche Suche ...

Hinter der ersten Hollywood-Verfilmung der legendären belgischen Comic-Reihe von Hergé stehen richtig große Namen: Steven Spielberg hat die Regie übernommen, Peter Jackson fungiert als Produzent und soll die Fortsetzung inszenieren, das Drehbuch stammt von Steven Moffatt ("Coupling", "Sherlock", "Dr. Who"), Edgar Wright ("Hot Fuzz", "Shaun of the Dead") und Joe Cornish ("Attack the Block"). Dazu kommen ein gewaltiges Budget von weit über $100 Mio., die modernste 3D-Technik und eine aufwendige Umsetzung der Dreharbeiten: Denn "Tim & Struppi" wurde ganz normal als Realfilm gedreht, anschließend aber aufwendig mittels Motion-Capturing-Verfahren in einen Animationsfilm umgewandelt.

Ein Verfahren, das bei Zemeckis-Filmen wie "Der Polarexpress" oder "Beowulf" noch für Kopfschütteln und Fragen wie "wenn man schon all diese tollen Schauspieler verpflichtet - warum beläßt man es dann nicht gleich bei einem Realfilm?" gesorgt hatte, hier aber paßt wie die Faust aufs Auge. Einmal natürlich, weil es sich nunmal um die Verfilmung einer Comic-Vorlage handelt und es keine Schauspieler gibt, die der Vorlage genau entsprechen. Entscheidend ist jedoch, daß die Technik mittlerweile sehr viel ausgereifter ist und die Figuren in "Tim & Struppi" nun tatsächlich authentisch wirken - ganz anders als in den erwähnten Zemeckis-Werken. Hier kann man wirklich ganz leicht vergessen, daß man animierten Figuren zusieht, so realistisch wirken sie. Und wer sich mit den Darstellern ein bißchen auskennt, der erkennt auch immer wieder genau bestimmte unverkennbare Manierismen von Jamie Bell als Tim, Andy Serkis als Captain Haddock oder Daniel Craig als Sakharin. Verstärkt wird die technische Brillanz noch durch den hervorragenden Einsatz der 3D-Technik - damit kann meiner Meinung nach kaum ein anderer 3D-Film mithalten, höchstens vielleicht "Avatar".

Leider kann die Handlung mit dieser technischen Brillanz nicht ganz schritthalten. Trotz der namhaften und sehr talentierten Autoren kommt die Story recht zäh in Fahrt, auf der anderen Seite ist dafür der finale Akt - wie in so vielen Hollywood-Blockbustern - zu actionbetont geraten. Dazwischen liefert Steven Spielberg jedoch einen ausgesprochen spaßigen Abenteuerfilm in bester "Indiana Jones"-Tradition ab, mit vielen gelungenen Gags und noch mehr rasanten Actionsequenzen.
Die Figurenzeichnung ist in Ordnung, aber nicht unbedingt herausragend, da darf in der hoffentlich kommenden Fortsetzung gerne mehr geboten werden. Die Musik von John Williams ist sehr solide, aber ehrlich gesagt glaube ich, daß er mit nun 79 Jahren seine allerbeste Zeit als Filmkomponist doch hinter sich hat.

Ein kleiner Kritikpunkt zumindest in der deutschen Synchronfassung ist, daß die Sprecher IMHO teilweise nicht so ganz zu den Figuren passen. Zwar werden die regulären Sprecher der Darsteller verwendet, aber Daniel Craig klingt mir hier beispielsweise zu sehr nach Adam Sandler als nach James Bond ...

Fazit: "Tim & Struppi" brilliert in technischer Hinsicht, leidet unter leichten Storyschwächen, ist insgesamt aber ein rundum gelungenes Vorweihnachts-Familien-Abenteuer-Spektakel. grin
8 Punkte.

P.S.: Was die Fortsetzung betrifft: Eigentlich wurde "Tim & Struppi" von Anfang an als Trilogie konzipiert. Den ersten Teil sollte Spielberg drehen, den zweiten Jackson, den dritten möglicherweise beide zusammen. Ob es überhaupt zu einer Fortsetzung kommt, ist allerdings noch nicht sicher. Denn die bisherigen Einspielergebnisse sind in den großen Filmländern zwar solide, aber (außer in Frankreich) eher unter den Erwartungen. Bleibt zu hoffen, daß die USA - wo der Film erst an Weihnachten starten wird - substanziell zum Einspielergebnis beitragen werden, sonst könnte es ob des hohen Budgets tatsächlich eng werden. Und da "Tim & Struppi" in den USA nicht allzu bekannt sind, wäre ein Riesenergebnis dort eher überraschend ...