JANE EYRE:

Die 19-jährige Jane Eyre (Mia Wasikowska aus "Alice im Wunderland" und der ersten Staffel von "In Treatment") findet eine Anstellung als Gouvernante der Ziehtochter des wohlhabenden Mr. Rochester (Michael Fassbender, "Inglourious Basterds", demnächst vermutlich OSCAR-nominiert für "Shame"). Trotz eines zu Beginn recht ruppigen Umgangstons untereinander verlieben sich die beiden allmählich ineinander, allen Standesgrenzen zum Trotz. Doch Mr. Rochester hütet ein dunkles Geheimnis, das wie ein Damoklesschwert über beider gemeinsamem Schicksal hängt ...

Der Literaturklassiker "Jane Eyre" von Charlotte Bronté wurde bereits unzählige Male verfilmt, vor allem in England, oft auch als Mini-Serie fürs TV. Die neues Adaption von Regisseur Cary Joji Fukunaga ("Sin Nombre") hält sich ziemlich dicht an die Vorlage (wie mir zumindest meine Begleiterin versicherte, die im Gegensatz zu mir das Buch gelesen hat), wirkt aber dennoch nicht übermäßig altbacken. Das liegt vor allem in der hervorragenden technischen Umsetzung sowie den schauspielerischen Leistungen begründet.

Wenn ich mich nicht irre, wurde beispielsweise tatsächlich der gesamte Film (oder zumindest die wichtigsten Szenen) ganz im Stil der dänischen "Dogma"-Filme ohne künstliche Beleuchtung gedreht. Das funktioniert wunderbar, denn auf diese Weise wirkt die kunstvolle Ausleuchtung mittels Öllampen oder Kerzen nicht nur authentisch, sondern wird von Regisseur und Kameramann auch noch phantasievoll zur Untermalung von Dialogen und Stimmungen verwendet. Ähnliches gilt für die Geräuschkulisse, die - ohne je aufdringlich zu wirken - das alte Gemäuer von Rochesters Landhaus fast zu einer weiteren Figur des Geschehens macht. Auch die gefühlvolle, klavierlastige Musik von Dario Marianelli fügt sich nahtlos in das athmosphärische Geschehen ein.

Schauspielerisch weiß primär Mia Wasikowska in der Titelrolle zu begeistern, aber auch Michael Fassbender liefert erneut eine gute Leistung ab und von Dame Judi Dench und Jamie Bell in den beiden wichtigsten Nebenrollen erwartet man sowieso nichts anderes. Es gibt beispielsweise eine Szene, in der Rochesters (französisches) Mündel ein Lied vorträgt - dabei in die Gesichter der zuschauenden und -hörenden Wasikowska und Dench zu sehen, ist ein wahres Vergnügen für Anhänger der Schauspielkunst. Völlig ohne Worte vermitteln beide Darstellerinnen eine Abfolge zahlreicher (und bei beiden unterschiedlicher) Emotionen, daß es eine wahre Freude ist.

Nun klingt meine bisherige Rezension wohl ziemlich begeistert - dennoch kann ich "Jane Eyre" keine allzu hohe Wertung verleihen und dafür gibt es einen einfachen Grund: Ich finde die Handlung nicht übermäßig interessant. Das ist natürlich nicht primär dem Film anzulasten, sondern der Buchvorlage (die zudem vermutlich eher das weibliche Geschlecht ansprechen dürfte). Aber das ändert nichts daran, daß ich mich aller technischen und schauspielerischen Brillanz zum Trotz nur knapp überdurchschnittlich gut unterhalten fühlte. 7 Punkte.

Wer die Buchvorlage mag, darf sich aber sicherlich mindestens einen Punkt hinzudenken.