MONEYBALL:

Die Oakland A´s sind in der amerikanischen Major League Baseball wohl in etwa das, was in der deutschen Fußball-Bundesliga Mainz oder Freiburg sind: Ein Verein mit moderatem Budget, der auf eine gewitzte Transferpolitik und eine gute Ausbildungsarbeit angewiesen ist, um zumindest ab und zu mit den Großen der Liga mithalten zu können. Manager Billy Beane (OSCAR-nominiert: Brad Pitt) reicht das nicht mehr, nachdem sein Team gegen den Branchenprimus New York Yankees wie üblich das entscheidende Spiel verloren hat. Angeregt durch den jungen Analytiker Peter Brand (der bisherige Comedy-Spezialist Jonah Hill aus Filmen wie "Superbad" wurde für seinen Genrewechsel ebenfalls mit einer OSCAR-Nominierung belohnt) versucht Beane daher ein neues Konzept, um endlich auch einmal die Meisterschaft gewinnen zu können: Er stellt das Team für die neue Saison zusammen, indem er sich vorrangig auf statistische Auswertungen von Peter stützt und Spieler kauft, die aus verschiedenen Gründen (Alter, ausschweifendes Privatleben, ungewöhnliche Spielweise) billig zu haben sind, obwohl die Statistiken für sie sprechen ...

Eines vorweg: Obwohl ich inzwischen bereits einige Baseball-Filme gesehen habe (z.B. "Eine Klasse für sich"), gibt es im Grunde genommen noch immer keine einzige Regel dieses seltsamen Spiels, die ich wirklich verstanden habe. Da es den meisten Deutschen (sogar den meisten Europäern) ähnlich geht, braucht man keine prophetischen Gaben, um "Moneyball" in den meisten Märkten außerhalb der USA einen wenig erfolgreichen Lauf vorherzusagen. Dabei kann man den Film problemlos genießen, ohne auch nur die geringste Ahnung von Baseball zu haben! Bis auf ein Spiel, das recht ausführlich (für meinen Geschmack denn auch zu ausführlich) gezeigt wird, spielt der Sport selbst sowieso keine große Rolle in "Moneyball". Es geht vielmehr um aufeinanderprallende Spiel- bzw. Transferphilosophien, ja, im Grunde ist Billy Beane sogar so eine Art Schumpeter-Unternehmer, der mit (wenngleich nicht selbst entwickelten) neuen Ideen gegen die traditionelle Vorgehensweise antritt und damit naturgemäß zunächst auf erhebliche Widerstände innerhalb und außerhalb des Vereins trifft. Zudem läßt sich Beanes Philosophie problemlos auf andere Sportarten übertragen, eigentlich ist "Moneyball" die Verfilmung der auch in Deutschland beliebten Sportphrase "Die Mannschaft ist der Star".

Regisseur Bennett Miller ("Capote") hat seinen Film relativ konventionell inszeniert, weshalb er zwar über weite Strecken zu unterhalten weiß und nicht zuletzt dank eines guten Schusses Humor jede Menge gute Laune verbreitet - ohne jedoch an die filmische Klasse beispielsweise eines "The Social Network" heranzukommen. Wo David Fincher im Großen und Ganzen auf die Genrekonventionen pfiff, sieht man "Moneyball" immer wieder an, daß er seine Geschichte ziemlich reißbrettartig erzählt. Das bedeutet, daß es natürlich nicht ohne - inhaltlich komplett überflüssige - Storyschwenker zu Beanes Familie geht und auch einige Rückblicke auf seine erfolglose Karriere als Spieler ziehen den ganzen Film doch ziemlich in die Länge (rund 130 Minuten).

Letztlich könnte man "Moneyball" daher in die Kategorie "konventionelles, aber sehr unterhaltsames Feelgood-Movie" einordnen - wären da nicht die letzten rund 30 Minuten, die leider ziemlich zäh und erstaunlich antiklimaktisch sind und damit den guten Gesamteindruck etwas verwässern.

Dank der beiden spielfreudigen Hauptdarsteller, der Handlung in bewährter Underdog-Manier und gewitzter Dialoge ist "Moneyball" dennoch empfehlenswert: 7,5 Punkte.