Originally Posted by Lurker
Das mag dir sophistisch erscheinen, aber mich würde eine begründete Antwort von jemandem, der religiöse Überzeugungen tatsächlich für schützenswerter hält, schon interessieren.

Da bist du bei mir an der falschen Adresse, denn der beschriebenen Meinung bin ich nicht.


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Das lässt sich doch ganz leicht umkehren: Bestimmte Formen der politischen Meinungsäußerung sind straffrei, daher sollten entsprechende Formen der religiösen Meinungsäußerung auch straffrei sein. Schon haben wir positive Gleichheit, nicht negative. Und die Forderung nach Abschaffung bestehender Verbote lässt sich ebenso leicht als Ansatz zur Problemlösung und damit als positives Denken auffassen.

Aber du tust doch genau das, was ich versucht habe zu kritisieren. Du denkst in Verbotskategorien, weil du offensichtlich etwas im Sinne hast, was in dieser oder jener Ansicht verbietenswert wäre. Ich hingegen stelle die Frage, warum man denn etwas machen wollen sollte, was in dieser oder jener Ansicht verbietenswert wäre. Ich bin mir schon dessen bewußt, daß das sehr nach Friede, Freude, Eierkuchen klingt... und auch dessen, daß man ja im Grunde genommen an aller Kritik etwas finden könnte, woran man sich stört. In der Hinsicht verallgemeinere ich, das gebe ich zu. Aber die Tatsache, daß wir von Verboten reden, ist ja genau das, was ich meine. Wenn ich etwas auf eine Art kritisiere, die erst gar nicht in die Gefahr des Verbotenwerdens kommt, erreiche ich meiner Meinung mehr, als wenn ich eine Art und Weise wähle, die so viele Menschen so sehr verletzt, daß man überhaupt an Verbote denkt. "Mehr erreichen" heißt in diesem Zusammenhang, daß man tatsächlich da eine Änderung hervorruft, wo es auch zählt: Nämlich bei den entsprechenden Menschen. Natürlich kann man auch höchstkontrovers ein Thema ins Visier nehmen und es dabei in Kauf nehmen, zahlreiche Menschen mit der - berechtigten - Kritik vor den Kopf zu stoßen. Nur was nützt das? Ja, man hat die Kritik geäußert... toll. Ändert es etwas am Kritisierten?


Ich betone noch einmal: Das heißt nicht, daß man der Mehrheit nach dem Mund reden soll. Um Gottes willen, nein. Und vor allem - noch einmal: Ich unterscheide nicht grundsätzlich zwischen Religion und Politik in der Hinsicht. Ich rede nur von den Menschen, die man mit einer Aktion zum Ziel hat.


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"