Die Abneigung der SPD gegen die Linke wird mehrere Gründe haben. Da ist sicher noch einiger Hass auf die WASG vorhanden. Außerdem dürften die geringen Prozente der SPD schließlich zu einem großen Teil auf das Konto der Linken gehen, deren Wähler ja vermutlich ohne diese Alternative mehrheitlich die SPD ankreuzen würden. Und schließlich einfach Angst, weil es noch genügend im Kalten Krieg sozialisierte Wähler gibt, die annehmen bei etwas Macht für die Linke würde gleich Stalin die Herrschaft übernehmen.
Das stimmt schon. Aber der SPD sollte klar sein, daß sie mit einer weiteren großen Koalition - unter Merkel! - mit größter Wahrscheinlichkeit nicht weiter an Stimmen gewinnen wird, siehe letzte große Koalition. Zumal sie so den Linken noch mehr Möglichkeiten geben werden, sich in der Opposition im Bereich der SPD zu profilieren.
Von daher wäre parteipolitisch eine große Koalition völlig unvernünftig. Am ehesten würde sich aus dieser Warte heraus anbieten, keine große Koalition einzugehen (natürlich schön inszeniert mit Verhandlungen, die sie dann platzen lassen) und aber auch keine Koalition mit den Linken, wenn sie sie denn so sehr fürchten.
Sollte die SPD stattdessen mit dem Argument "Das Beste für das Land tun und der Stimme der Volkes folgen" kommen, würde sich ebenfalls eine rot-rot-grüne Koalition anbieten (also voraussichtlich natürlich, sicher ist es ja noch nicht). Denn wenn es eine Mehrheit links der CDU gibt, dann ist das ebenfalls Volkes Stimme. Dann könnten sie auch nicht sagen, daß sie nicht mit den Linken koalieren werden.
So oder so: Die Linke ist in der Tat die größte Gefahr für die SPD, wenn wir uns nur das Abstimmverhalten anschauen. Aber politisch gesehen sind die programmatischen Überschneidungen immens. Insofern wäre durchaus im Sinne der Sozialdemokratie, möglichst schnell eine Annäherung einzuleiten - und diese Wahl würde eine große Chance dafür darstellen. (Aber wie gesagt nur mit neuen Leuten an der Spitze... denn die aktuellen SPD-Granden haben ja eine Zusammenarbeit ausgeschlossen.)