HERR DER LEGIONEN und HERRIN DES SCHWARMS von Judith C. Vogt:

Bosparan während der Herrschaft von Dalek-Horas: Die nicht mehr ganz junge Patrizierin Sahina, Oberhaupt des Hauses der Veneter, schmiedet wie so viele andere Aristokraten der Stadt ihre Ränke, um in der Gunst der Horas aufzusteigen. Doch im Gegensatz zu den meisten ihrer Konkurrenten ist es bei ihr nicht nur reines Machtstreben, das ihr Handeln veranlaßt, sondern sie hat eine geheime, aber wichtige Agenda, die sie antreibt.
Ihr Sohn Venetus ist derweil als Legionsmagier mit der legendären Legion Shinxiria seit langem in Garetien unterwegs, um die Außengebiete des riesigen bosparanischen Herrschaftsgebietes gegen Barbaren und Orks zu sichern. Da die Shinxiria dem als Hornisse dargestellten Kriegsgott Shinxir gewidmet ist, der unter Dalek-Horas in Ungnade gefallen ist, und die immer weniger werdenden Legionäre seit Jahren keinen Sold mehr erhalten haben und entsprechend unruhig werden, müssen Venetus und die umtriebige Shinxir-Priesterin Crabroda zu einigen Kniffen greifen, um die langersehnte Rückkehr in das zivilisierte Bosparan einzuleiten - als unerwartet entscheidendes Rädchen in der Maschine erweist sich dabei die einfache Legionärin Eiria Punina.
Und dann gibt es da noch die jugendliche Sklavin Puella, die aus der Provinz nach Bosparan verkauft wird und bei einem finsteren Schwarzmagier landet, der ihre magische Begabung erkennt und für seine Zwecke nutzen will ...

Mit dem Zweiteiler "Herr der Legionen" und "Herrin des Schwarms" (inoffizieller Reihentitel: "Tanz der Biene") hat Judith C. Vogt sich an das ambitionierteste Projekt der DSA-Roman-Reihe seit langem gewagt, in dem sie auf 800 Seiten eine fesselnde, verschachtelte und hervorragend konstruierte Geschichte aus dem "Alten Rom Aventuriens" erzählt. Glücklicherweise erweist die Autorin sich als ihren Ambitionen weitestgehend gewachsen, weshalb ich hier gar nicht allzu viele weitere Worte verlieren muß. Die vielschichtige Handlung ist sowieso zu spannend und wendungsreich, um hier ohne Spoilergefahr näher darauf einzugehen zu können, daher nur so viel: Es ist wirklich beeindruckend, wie gut es Vogt gelingt, die drei (ausnahmslos weiblichen, denn Venetus spielt zwar eine wichtige Rolle, zählt aber nicht zum zentralen Trio der Handlung) Hauptperspektiven der anfangs noch weitvezweigten Story harmonisch ineinandergreifen zu lassen. Die einzelnen Kapitel haben zudem eigentlich immer genau die richtige Länge, ehe die Perspektive gewechselt wird, ohne den Leser allzu oft mit fiesen Cliffhangern zu nerven. Auf diese Weise bleibt die Spannung ebenso beständig hoch wie das Verlangen zu erfahren, wie es weitergeht.

Auch das Ränkespiel vor allem im Sahina-Handlungsstrang ist überzeugend - für mich ein entscheidender Punkt, denn Intrigen zu kreieren, die den Leser faszinieren und beeindrucken und ihn vielleicht sogar zu Bewunderung ob der ausgeklügelten Schachzüge bewegen, ist wahrlich keine einfache Aufgabe. Zu oft - gerade in DSA-Romanen - geraten die Intrigen einfach nur plump und ärgerlich. Bei Vogt erreichen sie vielleicht nicht ganz das hohe Entertainment-Niveau der Al'Anfa-Romane von Alex Wichert, Heike Wolf und Anja Jäckel, das ist aber auch der epischeren Dimension der Geschichte vom "Tanz der Bienen" geschuldet und somit absolut verschmerzbar.

Meine einzigen echten Kritikpunkte (abgesehen von der etwas plumpen Motivation von Sahinas Hauptkonkurrentin Fluvia) beschränken sich denn auch auf sprachliche Kleinigkeiten: Erstens benutzt die Autorin für meinen Geschmack etwas zu exzessiv lateinische Begriffe, die in dieser Häufung mitunter den Lesefluß stören und noch nicht einmal ganz vollständig im Glossar erklärt werden (da ich das Große Latinum habe, war das für mich kein so großes Problem, unnötig finde ich es dennoch). Und zweitens habe ich mich zwar grundsätzlich über die geringe Anzahl von Rechtschreib-, Grammatik- und Tippfehlern gefreut, mit der Verwendung des Apostrophs hat Judith C. Vogt aber ein paar Probleme. Doch wie gesagt, das sind Kleinigkeiten, über die man - gerade im Vergleich zu den meisten anderen DSA-Romanen der Post-Heyne-Ära - locker hinwegsehen kann.

Fazit: "Tanz der Biene" ist der beste DSA-Roman, den ich seit einigen Jahren gelesen habe. Note 1-.