DER MEDICUS

Ich sagte, wenn der Film nur halb so gut würde, wie das Buch, dann wäre ich zufrieden. Das hat er zwar nicht geschafft, zufrieden bin ich dennoch. Natürlich war nicht zu erwarten, dass man in 2,5 Stunden den Inhalt eines Romans von über 600 Seiten unterbringen würde, jedoch wurden zumindest die wichtigsten Stationen für eine schlüssige Handlung recht ansprechend umgesetzt - und das mit einem Budget, mit dem man in Hollywood gerade mal die Statisten bezahlt bekommen hätte. Dabei hat man sich im Großen und Ganzen auch relativ gut an die Romanvorlage gehalten, denn soweit ich erkennen konnte, waren die Abweichungen hauptsächlich der stark gerafften Handlung geschuldet.

Wenn man das Buch nicht kennt, ist es imho ein toller Film und mit den Buchkenntnissen auch immer noch durchaus sehenswert. Mich persönlich hat er jedenfalls besser unterhalten, als der zweite Teil vom Hobbit.


47 RONIN

Puh. Zugegeben – einerseits ist es ein durchaus unterhaltsam gemachtes Fantasy-Filmchen, andererseits aber die äußerst misslungene Verwurstung eines der berühmtesten Ereignisse in der japanischen Historie mit typischem Hollywood-Kitsch. Denn wenn Ralf die Geschichte der 47 Ronin auf seinem Blog als “Legende” bezeichnet, ist das schlicht falsch. Eine Legende ist etwas, wo Realität mit Erfindung vermischt und viel hinzugedichtet wird. Hierbei handelt es sich jedoch um ein gut belegtes historisches Ereignis, deren Hollywood-Umsetzung dem Japanophilen im Grunde nur Bauchschmerzen bereiten kann. Als reiner Fantasy-Streifen funktioniert es gut, mit den tatsächlichen Ereignissen hat es jedoch nur noch rudimentär etwas zu tun. Denn historisch korrekt ist in dem Streifen schlicht gar nichts. Weder die Story, noch die Kostüme, Frisuren, Bauten oder Waffen - und selbst die Landschaft weist nur mäßig Japanisches auf und wurde mit reichlich Fantasy-Hintergründen bestückt. Auch der kulturelle Aspekt entspricht trotz mühsamer Erklärungsversuche im Film eher der westlichen Vorstellung von Japan, als dem tatsächlichen Japan.

Im Grunde wirklich schade, denn die reale Geschichte bietet genug Stoff für einen spektakulären Film, ohne dass man ihn in ein Fantasy-Universum verfrachten muss. Für alle japanisch Unbeleckten ist es unterhaltsames Popcornkino, für den Rest wohl eher eine ziemliche Enttäuschung.