Verwundert beobachten wir Fans der DSA-Romane die sich wandelnde Veröffentlichungspolitik von Fanpro/Heyne. Gab es im Jahr 2002 noch satte neun Neuerscheinungen, so waren es 2003 noch gerade drei. Dann hat man sich gerade damit abgefunden, dass Fanpro vielleicht in Zukunft mehr auf Qualität als auf Quantität setzen will (was fraglich ist, da die drei Veröffentlichungen auch nur Durchschnitt sind), oder dass einfach der Nachschub fehlt (was ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann), da entdeckt man plötzlich unter dem Fanpro eigenen Phoenix Label zwei weitere Aventurien Romane. Ob Fanpro die Veröffentlichung der Romane langfristig in die eigene Hand nehmen will - was geschäftlich zumindest bisher unklug wäre: Heyne hat immerhin einen "Namen" und ein "Phoenix" Buch ist mir bisher an keinem Bahnhofskiosk (meine Hauptquelle für DSA-Bücher) begegnet - oder ob hier die Bücher erscheinen, die es nicht zum "richtigen" Verlag schaffen, wird wohl vorerst ein Geheimnis bleiben.
Rezension: "Unsterblicher Traum" von Patricia Renau
Inisharca (genannt Cara) ist die Frau des Dorfschmieds, etwas pummelig, hat zwei Kinder und ist in der Gegend eigentlich nur durch ihr Talent als Näherin bekannt.
Doch ein anderes, verborgenes Talent bringt ihr Leben völlig durcheinender. Mit Hilfe ihrer magischen Fähigkeiten befreit sie den jungen Hexer Feirin aus den Fängen der Inquisition.
Auf der Flucht, durch den Reichsforst, in dem sich ihnen ein kleiner Drache anschließt und hartnäckig an ihnen kleben bleibt, nach Gareth und weiter, wird immer deutlicher, dass es nicht nur der entlaufene Hexer ist, der von der Inquisition gesucht wird, bald heften sich noch einige Paktierer an ihre Fersen.
Hat es etwas mit den seltsamen Träumen zu tun, die Inisharca ihr Lebtag plagen, und zur Zeit so intensiv sind wie nie, oder hat es etwas mit dem glitzernden Stein zu tun, den die Frau ein paar Monde zuvor gefunden hat?
"Unsterblicher Traum" ist zunächst ein "Reise-Roman". Den meisten Orten und Personen - ob hilfreich oder nicht - begegnet man einmal, dann gehen sie ihres Weges. Die Autorin beschreibt sie aber mit genügend Lokalkolorit, so dass man der Flucht der drei Protagonisten durch das Mittelreich und darüber hinaus mit Vergnügen folgt. (Ach ja: Wie weit diese Beschreibungen DSA-Regelkonform sind, muss ich, wie immer, anderen überlassen.)
Bald ist klar, dass Caras Geheimnis für die Geschichte wichtiger wird, als zu Beginn angenommen. Ihre, anfänglich unklaren und durch die seltsame Sprache etwas nervig zu lesenden, Träume rücken weiter und weiter in den Mittelpunkt, so dass ich ab etwa der Hälfte des Buches der Auflösung regelrecht entgegenfieberte. Denn dies ist der Autorin wirklich gelungen: Die Pointen bleiben bis zum Schluss wirklich offen. Klar habe ich das eine oder andere geahnt, aber das kann hinterher ja jeder sagen ...
Woran zu mäkeln wäre: Leider ist der Showdown dann doch etwas schwach, die Lösung eines Rätsels etwas enttäuschend, die "Gutenachtgeschichtenrahmenhandlung" etwas überflüssig. Zudem wechselt die Autorin öfters mitten in einem Absatz die Person (Sichtweise), was verwirrend ist und, außer bei Leuten, die das wirklich beherrschen, als Todsünde gilt.
Zum Buch selber muss ich sagen, dass es einige Druckfehler gibt. An zwei Stellen hatte ich den Eindruck, als ob gar ein ganzes Wort fehlt.
"Unsterblicher Traum" ist eine klassische Aberteuergeschichte mit sympathischen Helden, schurkischen Schurken, einigen schönen Rätseln und etwas Tiefgang. Ohne das Buch in ungerechtfertigte Höhen zu loben, muss ich sagen, dass es das größte "DSA-Lesevergnügen" war seit Alex Ws "Sand und Blut".
Drei Sterne.