RABENGEFLÜSTER von Heike Wolf, Anja Jäcke und Alex Wichert:

Ab und zu gibt es innerhalb der DSA-Romanreihe eine Art Schlüsselroman. Eine Geschichte, die sich nicht nur auf das Buch selbst beschränkt, sondern große Auswirkungen auf das gesamte aventurische Geschehen hat. Idealbeispiel ist natürlich Ulrich Kiesows "Das zerbrochene Rad", bislang letzter Schlüsselroman war wohl "Das Greifenopfer" von Thomas Finn.
Während des Lesens von "Rabengeflüster" befällt einen immer stärker das Gefühl, hier wieder einen solchen Schlüsselroman in Händen zu halten. Ich werde an dieser Stelle nicht verraten, ob es tatsächlich einer ist. Im Grunde genommen ist das auch völlig gleichgültig. Denn alleine durch die Möglichkeit, es könnte sich um einen handeln, steigt die Spannung während des Lesens in ungeahnte Höhen ...

Aber um das Pferd nicht von hinten aufzuzäumen: Man kann das Buch mehr oder weniger als eine Fortsetzung von Wicherts "Sand und Blut" betrachten. Es geht also wieder um die schwarze Perle des Südens, um Al´Anfa. Und damit um politische Intrigen, Machtspielchen und ausschweifende Gelage. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
Konkret geht es diesmal um einen freigewordenen Platz im Rat. Der Patriarch Amir Honak möchte seinen Verbündeten Aurelian Bonareth auf diesem Platz sehen, während der extrem reiche Goldo Paligan seinen jungen Verwandten Amato durchdrücken möchte. Und dann gibt es da noch eine Rebellengruppe, die am liebsten alle Al´Anfaner Granden gleichzeitig zu Boron schicken würde ...

Vermutlich wird dieses Buch nicht jedem gefallen. Es ist vor allem zu Beginn nicht unkompliziert, den ganzen Intrigen und verwandtschaftlichen Verstrickungen zu verfolgen (der regelmäßige Blick auf die anfängliche Personenliste wird einem schnell zur Gewohnheit ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />) und ein Fantasy-Buch, in dem es fast nur um Politik geht, ist ja auch nicht gerade alltäglich.
Mir hat es jedoch sehr gut gefallen! Obwohl ich im wahren Leben Intriganten verachte, bereitet es mir aus irgendwelchen Gründen höchste Freude, in Büchern oder Filmen brillante Ränkespiele zu verfolgen, die immer wieder unerwartete Folgen nach sich ziehen. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Und das wird im "Rabengeflüster" sehr schön beschrieben. Bemerkenswert auch, daß trotz der drei Autorinnen keine größeren Stilbrüche bemerkbar sind (zumindest nicht für mich). Das Buch liest sich extrem flüssig, trotz der zahlreichen Wechsel zwischen den vielen Charakteren.
Einziges kleines Manko wäre vielleicht, daß das Buch mit gut 350 Seiten doch ein wenig zu kurz ist, um die zahlreichen Personen perfekt zur Geltung zu bringen. Das gelang Alex Wichert im ähnlich langen, aber von ihr alleine geschriebenen "Sand und Blut" naturgemäß noch wesentlich besser. Aber vielleicht gibt es ja Hoffnung auf eine oder mehrere Fortsetzungen. Ich würde mich jedenfalls sehr darüber freuen.
Note 1-.