DUNKLE TIEFEN von Daniela Knor:
Tja, dummerweise kann ich nicht konkret auf den Inhalt dieses gelungenen Romans eingehen, da das potentiellen Lesern zuviel Spannung verderben würde. Was ich sagen kann: Erstmals schrieb Daniela Knor einen DSA-Roman, der in der aventurischen Gegenwart spielt - was sich allerdings inhaltlich kaum auswirkt, da fast die gesamte Handlung in einer abgelegenen Zwergenbinge stattfindet. Lediglich die Tatsache, daß einige der Zwerge an der Dritten Dämonenschlacht teilgenommen haben, erinnert einen (allerdings atmosphärisch gut eingebunden) an den Gegenwartsbezug. Nun, es geht um einen alten Kohleförderschacht, den die Zwerge finden und der ihnen Wohlstand verheißt - wenn nicht plötzlich unheimliche Dinge vor sich gehen würden. "Dunkle Tiefen" erinnert in vielerlei Hinsicht an die Moria-Passagen im "Herr der Ringe" - und da die immer mein Favorit in der gesamten Trilogie waren, ist das schon mal positiv. Daniela Knor zeigt erneut ihr herausragendes Talent dafür, in ihren Büchern eine beklemmende, unheimliche Atmosphäre zu schaffen, verbunden mit beinahe unmenschlicher Spannung. Ich habe schon lange kein Buch mehr so schnell durchgelesen wie dieses. Heute nacht um 3.20 Uhr war ich fertig ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
Wie gesagt, leider kann ich nicht wirklich auf konkrete Dinge eingehen, aber wie es Daniela Knor in den ersten gut 150 Seiten gelingt, die Spannung immer weiter ansteigen zu lassen, bis man es fast nicht aushält, ist wirklich bemerkenswert. Leider hat "Dunkle Tiefen" dann aber das gleiche Problem wie viele Horrorfilme: Sobald das Grauen erst einmal sichtbar wird, verliert es viel von seinem Schrecken. Ich war jedenfalls durchaus etwas enttäuscht über die Natur des Unheils, das über die Zwergenbinge hereinbricht.
Dazu kommt, daß man in den letzten 100 Seiten des 280 Seiten dicken Werkes auch merkt, daß die eigentliche Story relativ dünn ist - was sich unter anderem in einem für meinen Geschmack deutlich zu langen finalen Kampf ausdrückt. Weiterhin hat Daniela Knor einige angedeutete Handlungsstränge, die sehr interessant wären, nicht weiter ausgeführt (z.B. einen, der die Hintergründe der Geschichte hätte näher erklären können, ähnlich wie im "Herr der Ringe" die Passage in Durins Grab) und auch das relativ plötzliche Ende konnte mich nicht ganz befriedigen. Ich weiß nicht, ob die Autorin unter Zeitdruck stand oder ob sie gar nicht vorhatte, das alles weiter auszuführen, jedenfalls finde ich es schade.
Dennoch soll das jetzt keinesfalls zu negativ klingen. Die zweite Hälfte des Romans ist IMHO im Vergleich zur grandiosen ersten Hälfte enttäuschend, für sich genommen aber immer noch gut. Neben der sensationell dichten Atmosphäre können vor allem die vielen Details über das Leben der Zwerge in ihrer Binge überzeugen, die die Geschichte noch realistischer wirken lassen.
Die ersten etwa 160 Seiten erhalten von mir fraglos eine 1+. Das ist mit das Beste, was in der DSA-Reihe jemals geschrieben wurde!
Die restlichen gut 100 Seiten bekommen eine knappe 2.
Gesamtnote: 1-.

Daniela Knor beweist damit erneut, daß sie bereits eine sehr gute Autorin ist, die aber sogar noch Potential zu deutlich mehr hat. Glücklicherweise wird sie auch den nächsten Band der "Rhiana"-Reihe schreiben und eine Thorwaler-Reihe ist auch schon in Planung, wir können uns also auf qualitativ hochwertigen DSA-Nachschub freuen. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />