Meine Schwester hat mir zwei DSA-Bücher geschenkt, die sie aus ihrer Sammlung aussortiert hat. Obwohl es sich daher um bereits vor einiger Zeit erschienene Titel handelt, möchte ich die Gelegenheit nutzen und diesen Faden um eine weitere Rezension bereichern (das andere Buch habe ich noch nicht durch).

Bei Barbara Büchners "Seelenwanderer" handelt es sich offenbar um den Nachfolger von "Schatten aus dem Abgrund", welches ich nicht kenne. Da die dort geschehenen Ereignisse, soweit sie eine Rolle spielen, erwähnt werden, spielt das auch keine große Rolle.

Baron Ofrim von Roswylde, genannt "Mawr Bian" (Seidenhaar), und seine Schwester Morla leben als Hexen in Aranien. Aufgrund ihrer elfischen Urgroßmutter Amárandel erfreuen sie sich einer solchen Langlebigkeit, daß sie seit 80 Jahren jedes Jahr zur gleichen Zeit an einem alten Turm, der noch aus der Epoche der Echsenherrschaft stammt, ein seltsames Ritual durchführen, dessen Sinn sie selbst nicht ganz verstehen.

Doch in diesem Jahr ist etwas anders, denn der Schwarze Baron hat seltsame Träume von einem ekligen Echsenkult, seit ihn Kunrad von Marmelund, ebenfalls Baron und eifriger Praios-Inquisitor, folterte. Von Marmelund gilt selbst unter den strengen Praiosoberen als fanatisch, eine Meinung, die sein Helfer Zachaban Malle, Mitglied des nicht besonders zimperlichen Laienordens der Bannstrahler, bestätigt. Überall wittert sein Herr das Machwerk der Echsen bzw. Hexen, welche er als Nachfolger der geschuppten Götzenanbeter ansieht. Die neueste Spur führt die beiden in die Mangrovensümpfe bei Selem. Dort sollen Hinweise zu finden sein auf einen die Dämonin Asfaloth anbetenden Echsenpriester, welcher mit Hilfe eines blutigen Rituals in die Körper anderer Personen schlüpfen und so die Jahrhunderte überdauern kann.

Da das wohl kaum im Sinne des Zwölfgötterglaubens sein kann, tauchen im Verlauf der Geschichte noch zwei Boronpriester samt Golgariten auf. Die einzelnen Puzzlesteine fügen sich denn auch recht schnell zu einem bedrohlichen Ganzen zusammen und der Endkampf kann beginnen.

Helden verschiedener Glaubensrichtungen begegnen sich, um einen gemeinsamen, eindeutig bösen Feind zu bekämpfen - da hätte man einiges draus machen können. Leider weiß die Autorin mit der recht interessanten Konstellation nicht viel anzufangen.

So muß denn an zwei Stellen ein göttliches Wunder herhalten, um ansonsten drohende Handlungssackgassen ("Wie kommen die Protagonisten da wieder raus?") aufzulösen. Es spricht nichts dagegen, auf völlig unrealistische Kampfszenen ("der Held plättet mal eben 50 Echsen und geht dann nach Hause"), zu verzichten, aber die Alternative, ständig solche Eingriffe auf Spannungshöhepunkten einzubauen, ist nicht viel besser.

Zudem verhaspelt sich Büchner mit der erzählten Zeit: Da ist zwar schon Rahja, aber an späterer Stelle wird erwähnt, für Ingerimm sei es ungewöhnlich kühl. Geht man zudem davon aus, daß keine zeitlichen Sprünge stattfinden, paßt die Einteilung ein weiteres Mal nicht: Am Anfang sind es die letzten Tage des Ingerimm, dann kommt der Inquisitor nach Selem, bricht zwei Wochen später auf, und danach vollziehen die Hexen das Ritual am letzten Ingerimm. Wie das passieren konnte, obwohl doch löblicherweise nicht ständig zig verschiedene Erzählstränge durcheinander geworfen werden, bleibt mir schleierhaft.

Mehrere wichtige Fragen werden nicht geklärt: <span class='standouttext'>Spoiler : </span><span class='spoiler'>Wer führte den Mord in Selem aus? Wie konnte eine letzte Unterhaltung zwischen von Marmelund und Malle stattfinden, obwohl beide in verschiedene Richtungen davongetragen wurden? Was ist mit der Dämonin Ych'thszz, die ja angeblich ebenfalls in dem Turm wohnte? Wieso lehrte man die Hexen überhaupt ein solches Ritual, wenn dabei doch nur Böses herauskommen kann?</span>

Als ob es nicht bereits genug Seltsame in den Sümpfen gäbe, tauchen drei verschiedene Rassen auf (abartig gekreuzte oder mutierte wohlgemerkt, also keine Achaz, Marus oder Krakonier). Das inzestuöse Verhältnis der beiden Geschwister wird nicht etwa verurteilt, sondern damit begründet, daß es ja keinen anderen möglichen Langzeitpartner gebe. Gleichzeitig nutzt der Baron mehrere Generationen lang die jeweiligen Dorfschönheiten für Bettgeschichten.

Obwohl es schön ist, wenn Erzählungen nicht abrupt enden, fällt diesmal das Endgeplänkel relativ lang aus. Das Ende wird bewußt offen gelassen, so daß die Geschichte hier zuende sein kann - aber auch noch genügend (z.T. sogar erst nach dem Finale eingeführte) Nebenpersonen bleiben, um Stoff für einen dritten Teil abzugeben.

Der von besseren DSA-Büchern verwöhnte Leser wird das Fehlen des Personenverzeichnisses ebenso bemerken wie die Unvollständigkeit der Liste mit den Fachbegriffen. Die vorne im Buch abgedruckte Karte zeigt zudem vor allem Maraskan, welches nur erwähnt wird, während Roswylde und Selem, zwei wesentliche Orte der Handlung, nicht aufgeführt sind.

Ein Details, welches mir recht gut gefallen hat: Die Beschreibung von Calijnaars Reich, den Motiven sowie den Auswirkungen eines Dämonenpaktes sind fast wortwörtlich aus dem Mysteria Arkana (Regelwerk der 3. Edition) übernommen und auch so in "Mit Geistermacht & Sphärenkraft" (4. Regeledition) erschienen.

Der "Seelenwanderer" enthält manche gute Idee und mehrere interessante Charaktere (gerade bei den Nebenfiguren), erzeugt an vielen Stellen allerdings den Eindruck, als wäre hier noch nicht genug Feinschliff vorgenommen worden. Es gibt zwar viele deutlich schlechtere Fantasy-Literatur; im Vergleich zu anderen DSA-Romanen, die ich schon gelesen habe, fällt dieser Band jedoch ab. Das zweite Buch, welches ich von meiner Schwester erhalten habe, soll deutlich besser sein. Ich werde zu einem späteren Zeitpunkt berichten, ob ich dies bestätigen kann. Den Titel verrate ich an dieser Stelle noch nicht! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />


Ärger im Svellttal? Auf der Suche nach dem Salamanderstein? Dann hilft der Sternenschweif-Reiseführer von Kunar!