Rezension “Maraskengift” von Markus Tillmanns

Nach dem er alles verloren hat, bekommt Brindiji(a)n, der Beni Bornrech auf, den Auftrag, eine geheime Botschaft ins Schwarz-Maraskanische Jergan zu bringen. Er schließt sich einer Reisegruppe an. Mit sieben Reisegefährten geht es in den Dschungel. Schon bald ist klar, dass nicht alle wieder herauskommen werden.

Der Plot, eigentlich eine simple Reisegeschichte, wird in sechzehn Kapiteln abwechselnd von zwei Rur-und-Gror Priestern erzählt, die sich nicht nur über den Namen des Helden uneins sind. Dieser Trick der “erzählten Erzählung” erlaubt dem Autor noch weitere Kniffe, wie Voraussagen, nachgeschobene Ergänzungen und Erläuterungen des Erzählers. Diese unorthodoxe Vorgehensweise birgt natürlich Gefahren, doch – um es vorweg zu nehmen – Markus Tillmanns schafft es hervorragend, eventuelle Klippen zu umschiffen.
Die Geschichte ist nicht unbedingt komisch, doch humorvoll geschrieben, immer mit einem Augenzwinkern, schwarzhumorig skurril. Und: Sie bleibt bis zum Schluss spannend.

Ich möchte hier nichts weiter von der – zugegebenermaßen – dünnen Story erzählen. Nur drei Sachen: Bald nach dem betreten des Dschungels begann es mich als Leser vor lauter Geziefer zu jucken – und ich bin weder empfindlich, noch arachnophob. Die Auflösung des Rätsels ist maraskanischen Zahlenlogik in einer Sherlock Holmes Variation. Und die Schlusspointe ist gelungen.
Bevor ich mich aber in völliger Lobhudelei ergehe, zwei “Meckerpunkte”: Der Held wirkt in langen Passagen unnötig unbeholfen und naiv, was dem Bild, das er zu Beginn und am Ende der Geschichte abgibt wiederspricht. Und, etwa im dritten Viertel wird das ewige durch den Dschungel Gelatsche etwas ermüdend, hier hätte man bei immerhin 350 Seiten etwas kürzen können.

Markus Tillmanns dritter Roman, nach dem – für meinen Geschmack – schwachen “Daimonicon” und dem, bis auf den wirren Schluss, gelungenen “Todgeweiht”, hat mir sehr viel Lesevergnügen bereitet.
Ich vermute, dass die Form der Erzählung stark polarisieren wird, einige den Roman für schlichtweg sch... halten werden. Andere werden ihn lieben, und nicht nur Rollenspieler, die auf das “Maraskan-Szenario” stehen.
Auch Leute, die nicht in Aventurien zuhause sind, sollten damit klarkommen, die kurze Einleitung “Brief eines darpatischen Söldners an seine Geliebte”, sollte genug Hintergrundwissen vermitteln – wirklich beurteilen kann ich das nach etwa 90 DSA-Romanen wohl nicht mehr. Zu wünschen wäre es ihm, bietet das Buch doch einige Stunden Lektüre – ohne Schenkelklatschen, aber mit Dauergrinsen.

Daumen hoch.


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