GOLDENER WOLF von Linda Budinger:

"Goldener Wolf" ist eine Fortsetzung des bereits vor einigen Jahren (noch zu Heyne-Zeiten) erschienen Romans "Der Geisterwolf".
Erneut hat die junge Nivesen-Schamanin Starna eine weite Reise zu bewältigen, doch diesmal geht es nicht um die Rettung ihres versklavten Stammes, sondern darum, ein entführtes Wolfswelpen zurückzuholen. Klingt nicht sonderlich aufregend, doch dieses Welpen hat ein goldfarbenes Fell und ist daher etwas ganz besonderes für alle Nivesen und auch die mit ihnen verbundenen Wolfsrudel.
Also macht sich Starna gemeinsam mit dem eher unwilligen Rikkinen - dem Ziehsohn des alten Schamanen eines benachbarten Stammes - auf, um das Welpen zurückzuholen. Doch bald stellt sich heraus, daß es nicht irgendwelche Pelzjäger waren, die den goldenen Wolf entführt haben, sondern daß weitaus finsterere (und mächtigere) Kräfte ihre Hände im Spiel haben ...

Vom "Geisterwolf" war ich seinerzeit nicht sonderlich begeistert, "Goldener Wolf" hat mir da schon besser gefallen, ohne mich aber zu begeistern.
Das liegt einerseits sicherlich an Budingers Hang zu teils sehr detaillierten Beschreibungen der nivesischen Bräuche (die zumindest teilweise 1:1 übernommen sind von echten Bräuchen der alten skandinavischen Völker) und Schamanen-Rituale. Des weiteren an der sehr klischeehaften Figur des Rikkinen, dessen Charakterwandlung wohl selbst ein unerfahrener Leser bereits nach wenigen Seiten zu 100% vorhersagen kann!
Auch hatte ich bei einigen Passagen das Gefühl, daß die Geschichte künstlich aufgebläht wurde, um auf die bei FanPro inzwischen anscheinend üblichen etwa 350 Seiten zu kommen.
Und: Des öfteren ist es Linda Budinger leider nicht gelungen, bestimmte Szenen so zu beschreiben, daß ich sie mir wirklich vorstellen konnte. Vor allem die zentrale Schlacht in der Mitte des Buches blieb für mich ziemlich rätselhaft und das finde ich schon ärgerlich. Vielleicht liegt es ja an meiner mangelnden Vorstellungskraft, aber normalerweise habe ich solche Probleme nicht ...

Aber auf der anderen Seite gibt es zum Glück auch einiges Positives zu erwähnen:
Dazu zählt vor allem Budingers Fähigkeit, sehr emotional zu schreiben und diese Gefühle auf den Leser zu übertragen. Zudem ist die Geschichte einer Verfolgungsjagd zwar lange Zeit nicht allzu spektakulär oder originell, aber doch abwechslungsreich, stets spannend und flüssig geschrieben (abgesehen von oben erwähnten Ausnahmen). Und das große Finale bringt dann in der Tat Erstaunliches zutage und ließ mich am Ende das Buch durchaus zufrieden aus der Hand legen.
Kein großer Wurf, aber sehr solide Fantasy-Unterhaltung.
Note 3+.