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SIEBEN WINDE von Matthias A.W. Ott:
Ein seltsames Buch.
"Sieben Winde" erzählt die Lebensgeschichte des Thorwalers Asbahk Waskirsson, der in jungen Jahren vom berühmten Skalden Thure Hjalmarsson als Schüler angenommen wird. In den folgenden Jahren lernt er jede Menge über Musik, Geschichte, Gesetze, Runen, Kampf und einiges mehr und schließlich erlebt er auf ausgedehnten Wanderungen durch das Nordland und im Krieg gegen die Liebfelder zahlreiche eigene Abenteuer.
Warum also soll dieses Buch seltsam sein? Nun, das liegt wohl vor allem an Otts etwas gewöhnungsbedürftiger Erzählweise, teilweise aber auch an seinem Schreibstil. So wird schon im Prolog offensichtlich, daß der gute Mann eine gewisse Vorliebe für Schachtelsätze hat. Was ich persönlich sogar sympathisch finde, da ich als Autor selbst dazu neige ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> Aber andere hassen so etwas und dem Lesefluß ist es sicher nicht immer zuträglich. Genauso wenig wie einige andere Sätze, die schlicht unnötig kompliziert sind. (Wobei ich ehrlich gesagt die Vermutung habe, daß zumindest manche davon nur deshalb so kompliziert sind, weil ein Wort fehlt oder zuviel ist oder an der falschen Stelle steht - falls ich mich damit irre, muß ich tatsächlich zugeben, daß mein Intellekt bei einigen Sätzen nicht in der Lage war, ihre Bedeutung zu verstehen! Und das passiert mir beim Lesen von Belletristik höchst selten ...) Aber vor allem dürfte dieser "seltsame Eindruck" wirklich an der unorthodoxen Erzählweise liegen. Nicht selten passiert es, daß Ott die Geschehnisse zielstrebig auf einen ganz bestimmten Höhepunkt zulaufen läßt - nur um diesen dann gar nicht zu beschreiben! Stattdessen geht es einfach NACH dem betreffenden Ereignis weiter (z.B. Asbahks Ottajara) und es wird nur beiläufig erwähnt, was passiert ist. Auf der anderen Seite gibt es dafür Kapitel, in denen Ott in unglaublicher Detailliertheit die unbedeutendsten Ereignisse schildert! Diese etwas paradoxe Vorgehensweise hat natürlich Vor- und Nachteile. Schlecht ist, daß immer wieder eine bestimmte Erwartungshaltung, eine Vorfreude auf etwas geweckt wird, die dann einfach nicht eingelöst wird! Das kann mitunter schon frustrierend sein. Andererseits stellt diese Erzählweise dafür sicher, daß man stets mit der gebotenen Aufmerksamkeit bei der Sache bleibt, weil man wirklich NIE wissen kann, was einen im nächsten Kapitel oder selbst auf der nächsten Seite erwartet. Alles ist möglich!
Seltsam ist "Sieben Winde" auch deshalb, weil es eigentlich keine stringente Handlung gibt. Mit durchaus bemerkenswerter Konsequenz erzählt Ott das Leben des jungen Skaldenschülers - nicht mehr und nicht weniger. Aufgrund der Berühmtheit seines Lehrmeisters umfaßt dieses Leben aber immerhin zahlreiche historische Ereignisse und somit ist "Sieben Winde" zu einem Gutteil auch ein liebevoller Blick auf die Geschichte des Nordlandes der letzten etwa 30 Jahre. Auch "Promis" wie Tronde Torbensson, Iskir Ingibjarson oder Asleif "Foggwulf" Phileasson begegnen wir mit Asbahk. Gerade Liebhaber der "Nordland-Trilogie" werden immer wieder auf Dinge stoßen, die sie mit verklärtem Blick von vergangenen Zeiten träumen lassen ... und seien es nur die kleinen, sonst fast nie erwähnten Ortschaften wie Thoss, Daspota oder Varnheim. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
In der Tat habe ich aber auch das Gefühl, daß man sich wirklich gut mit DSA auskennen sollte, wenn man das Buch komplett genießen können will. Als Leser des Aventurischen Boten konnte ich mich an die meisten historischen Ereignisse (z.B. der Brand Thorwals, die Kämpfe mit den Nostrianern um Kendrar) erinnern, aber ich bin mir ziemlich sicher, daß ich etliche Anspielungen nicht verstanden habe.
Insgesamt läßt sich sagen, daß ich "Sieben Winde" ziemlich schnell durchgelesen habe, weil ich immer wissen wollte, wie es weitergeht. Matthias Ott kann sicherlich sehr gut schreiben (wenn man sich an seine kleinen Eigenheiten gewöhnt), einige Kapitel sind unglaublich intensiv (z.B. das über das brennende Thorwal), viele Dialoge erfreulich geistreich und amüsant und die Charaktere sind ziemlich gut gezeichnet (auch wenn man die Handlungsweisen nicht immer völlig nachvollziehen kann), so daß man trotz der zahlreichen Namen nicht durcheinanderkommt. Aber leider kommt mir das Buch insgesamt nicht wirklich komplett vor. Es gibt zu viele Handlungsstränge, die irgendwann einfach nicht fortgeführt oder auch nur zufriedenstellend erklärt werden (Sylvgard? Die Runen? Asbahks Schicksal?). Eigentlich deutet alles auf eine Fortsetzung hin, von der mir leider bisher nichts bekannt ist und auch der Epilog scheint mir eher darauf hinzudeuten, daß es sich um eine abgeschlossene Geschichte handelt. Sollte das tatsächlich der Fall sein, ist es ein ziemlich unbefriedigendes Ende. Gibt es aber doch eine Fortsetzung, dann bedeutet das für mich eine deutliche Aufwertung von "Sieben Winde". Fakt ist jedenfalls, daß es mit Matthias Ott einen weiteren talentierten DSA-Autoren gibt, von dem ich gerne mehr lesen möchte - gerade auch aufgrund seiner Eigenheiten, die ihn von der Masse abheben! Dennoch ist Steigerungspotential ganz offensichtlich vorhanden und ich hoffe wirklich, daß es eine Fortsetzung von "Sieben Winde" geben wird. Nicht zuletzt, weil ich schon immer Thorwaler-Fan war ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Auch mit der Benotung tue ich mich diesmal sehr schwer. Als erstem Teil einer Reihe würde ich "Sieben Winde" eine glatte 2 geben, weil die mangelnde Stringenz der Handlung durch viele gute Einfälle und die fordernde Schreibweise kompensiert wird. Als abgeschlossenes Buch wäre es eher eine glatte 3. Für jemanden, der einfach nur ein Fantasy-Buch lesen will und keine große Bindung zu Aventurien oder den Thorwalern hat, wäre es vermutlich sogar eine noch niedrigere Note. Aber für die ist das Buch wohl auch gar nicht konzipiert.
P.S.: Achja, ein Tip für die Verantwortlichen bei FanPro: Angesichts der Tatsache, daß die Geschichte über viele Jahre hinweg verläuft, wäre eine gelegentliche Angabe der Jahreszahl hilfreich gewesen, idealerweise zu Kapitelbeginn. Vor allem wenn man bedenkt, daß in manch anderem DSA-Roman bei jedem Kapitel das komplette Datum angegeben wird, obwohl die Geschichte innerhalb weniger Wochen spielt ...
Last edited by Ralf; 19/04/06 05:42 PM.
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Ja ... (Hallo Ralf!) ... was soll ich da noch über
"Sieben Winde" von Mathias AW Ott
schreiben.
Auch ich habe das Buch innerhalb von wenigen Tagen "verschlungen", deshalb sind mir wohl die von Ralf bemängelten Schachtelsätze und und fehlende/zu viele Worte gar nicht aufgefallen. Und auch mich lässt das Buch eher unzufrieden zurück. Fast alle wichtigen Handlungsfäden verlaufen (wie schon geschrieben) ins Leere, enden in Abwesenheit des "Helden", verlaufen im Sand. Am Ende hatte ich mehr Fagen als Antworten. Gerade aus dem Sylvgard-Plot wurde ich gar nicht schlau. Und weshalb wurde Ragna überhaupt vorgestellt? Wozu der Konflikt zwischen Asbahk Iskir? ... etc. usw. ... Und was will uns eigentlich der Epilog sagen?
Auf mich macht das Buch gelegentlich den Eindruck, als hätte der Autor versucht, die Erlebnisse eines P&P Helden zu schildern, der leider bei den meisten Schlüsselszenen verhindert war.
Trotzdem ist es ... auch das hat Ralf schon geschrieben ... eine schöne Reise durch die "Nordlande", besonders für Kenner des ersten Teils der PC-Trilogie.
Noten hab ich schon länger nicht vergeben, sollte ich iregdwann meine Wertungen im unter aufgeführten Link aktuallisieren, werde ich es nachholen
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Bei "Roter Fluß" von Daniela Knor handelt es sich um einen historischen DSA-Roman. Die Handlung spielt also nicht in der DSA-Gegenwart, sondern im Jahre 597 nach Bosparans Fall (umgerechnet 396 vor Hal). Aktuelle Geschehnisse zu behandeln birgt immer die Gefahr mit sich, denjenigen zuviel zu verraten, welche dazugehörige Abenteuer mit ihren Helden spielen wollen. Oder aber es stehen alle auf dem Schlauch, die den Kontext nicht kennen, weil es viel zu viel zu erklären gibt, bis man die Hintergründe verstanden hat. Stattdessen ein Stück DSA-Chronik mit Leben zu füllen und aus einer Randnotiz in den aventurischen Geschichtsbüchern ein ganzes Buch zu machen, kann die reizvollere Alternative darstellen: Es gibt ohnehin schon so viele Seiten in Spielhilfen, welche sich nur mit Geschichte befassen, die bei Abenteuern aber praktisch keine Rolle spielt. Umso erfreulicher ist es, daß diese seitenlangen, drögen Abhandlungen über die Entwicklung Aventuriens von der Schaffung Deres bis heute als Steinbruch für ein Buch mit einem interessant erzählten Stoff genutzt wurden. "Roter Fluß" spielt vor dem Hintergrund des zweiten Orkensturms, der sowohl Thorwal als auch das Mittelreich in arge Bedrängnis brachte. Die Schwarzpelze, sonst nur in kleinen, schlecht ausgerüsteten marodierenden Banden unterwegs, ziehen diesmal zu Tausenden los, um zuerst mehrere kleinere Siedlungen der Menschen im Orkland dem Erdboden gleichzumachen. Doch dann heißt es: Angriffsziel Myrburg! In dieser großen Stadt, welche heute den Namen Phexcaer trägt, leben Thorwaler gemeinsam mit Mittelreichern. Auch wenn sich die Einwohner einer Stadt mitten in der Wildnis traditionell gut gegen manche Gefahr rüsten: Einer gut organisierten orkischen Übermacht hat man wenig entgegenzusetzen. Solche Szenarien sind schon öfters in Fantasy-Romanen behandelt worden. Da tut es gut, daß ein wesentlicher Teil der Handlung im Umland stattfindet und abwechselnd Ereignisse in der Stadt und im Orkland geschildert werden. Hauptheld ist ausgerechnet Hjalgar Herjulfsson, Swafnirkind und Ausgestoßener, der sich als Überlebenskünstler in der Wildnis durchschlägt, indem er die Orkstämme mit Waffen und Alkohol beliefert und im Gegenzug Felle und Gold nach Myrburg schafft. Eine entscheidende Rolle in der Geschichte soll noch Lysmina Berian spielen, eine Bäuerin aus einem Gehöft nahe Myrburg. Aigur Skrajaröter, Sippenoberhaupt und Verfechter des traditionellen Thorwalschen Lebensstils, wittert die Gefahr, tut sich aber schwer damit, die breite Masse der Myrburger davon zu überzeugen. Am falschen Platz zu sein scheint Gorwin Eichhafner, ein Praiosgeweihter und ehemaliger Holzfäller aus Andergast, welcher auf eine Strafexpedition zu den Thorwalern geschickt wurde, um die nicht besonders praiosgläubigen Nordmänner zu bekehren. Und inmitten des drohenden Chaos versucht Sivas Deriak, ein alternder Dieb und Händler, seine Haut zu retten. "Roter Fluß" enthält so viele liebevollen Details, daß man sich als Leser über den kompletten Index am Ende freut, der alle Spezialausdrücke aus Aventurien erläutert. Wer das Computerspiel "Die Schicksalsklinge" gespielt hat, fühlt sich direkt zu Hause. Die anderen hätten sich vielleicht über eine Karte Thorwals gefreut, auf der man erkennen kann, wo Orte wie Groenvelden und Bodon liegen. Im Vergleich zur alten Thorwalbox und dem Nachfolger "Unter dem Westwind" fällt der Roman sehr treffend aus, was die Thorwaler und ihre Geschichte angeht. Was die Inhalte der Orklandbox betrifft, welche nicht nur über die Region, sondern auch über die Stadt Phexcaer berichtet, kann ich keine Aussage treffen, da ich diese Spielhilfe leider nicht kenne. Es kommt sehr gut rüber, wie die verschiedenen Menschen tief verwurzelt in ihrem Glauben an die Zwölfgötter bzw. Swafnir leben und die Orks ein Dasein in ewigem Konkurrenzkampf und Kastenwesen führen. Dabei wird auch zwischen verschiedenen Orkstämmen unterschieden, so daß die gesamte Spanne von den blutdürstigen Kriegern bis zu relativ friedlichen Handelspartnern abgedeckt wird. Die Orks sind zudem nicht dumm, sondern gehen bei der Belagerung bisweilen recht geschickt vor. Es wird auch eine Erklärung dafür geliefert, warum ein Walwütiger zum Ausgestoßenen wird, anstatt in der Obhut eines Swafnirpriesters leben zu können. Das Buch schildert keine bombastischen Ereignisse von epischen Ausmaßen, sondern überzeugt stattdessen durch Helden mit Fehlern und Schwächen und Charaktere, die sich ihrer Begrenztheit bewußt, aber lernfähig sind. Gegen Ende verlieren die Helden ihre Beschränkungen und wachsen angesichts der Gefahr über sich hinaus. Das Titelbild paßt einigermaßen zur Geschichte, auch wenn die Szene so nicht vorkommt (Thorwaler kämpfen auf Flößen gegen Orks - allerdings "oben ohne" und ohne Schild). Von einigen sehr verschachtelten Sätze am Anfang abgesehen, gibt es nicht viel zu kritisieren. Zwar bleibt z.B. unklar, ob sich Askir und Lysmina jemals begegnen (immerhin stammen sie vom selben Wehrdorf und teilen das gleiche Schicksal!). Ebenso wird nicht geklärt, was aus Hardger wird. Allerdings ist das auch relativ unwichtig für die Geschichte. Daniela Knor hat keine langatmige Trilogie um die Belagerung Myrburgs geschrieben, sondern ein nettes, gutes DSA-Buch, wie man es immer wieder gerne liest. Hier zeigt sich ein weiteres Mal, wie man die DSA-Kulisse für stimmungsvolle Einzelbücher nutzen kann. Weiterführende Quellen:Aventurisches Geschichtsbuch insbesondere: - Spezialthemen -> Thorwal -> Aufschwung und Niedergang - Fehlerliste -> Nr. 80 "Myrburg und der Riese Orkfresser" - Fehlerliste -> Nr. 71, "Gründung von Myrburg" Im Geschichtsbuch wird steht folgende Passage: " 369 vor Hal: Myrburg wird nach halbjähriger Belagerung durch die Orks vom Riesen Orkfresser gerettet; der Legende nach war es die Bürgerin Lysmina Berian, die den Riesen derart bewegte, daß er sein Bündnis mit den Schwarzpelzen brach und ihr Heerlager vernichtete" Demnach hat Daniela Knor die Geschichte ein wenig abgewandelt und aus einer halbjährigen Belagerung einen mehrere Tage dauernden Sturm auf die Stadt gemacht. Zudem gibt es im Buch kein offizielles Bündnis zwischen dem Riesen und den Orks. In der Wiki Aventurica wird als Quelle für Informationen über Orkfresser die alte Orklandbox genannt, genauer " Seite 14 in dem Abschnitt 'Die Riesen'". Zum geschichtlichen Hintergrund:In dem Buch sind die Thorwaler sind besonders gut auf Bürger des Mittelreiches zu sprechen. Das hat folgende Gründe: Die Hjaldinger, welche die Vorfahren der Thorwaler waren, wurden von den Canterern aus ihrer ursprünglichen Heimat Güldenland vertrieben. Die Mittelreicher sind die Nachfahren dieser Güldenländer. Klar, daß das zu Konflikten führte. Etwa eineinhalb Jahrhunderte lang stand Thorwal sogar unter mittelreichischer Vorherrschaft. In diese Epoche fällt die Gründung Myrburgs. Die gemeinsame Stadtgründung 685 vor Hal stellt aber eine Ausnahme dar, denn die Priesterkaiser des Mittelreiches wollten die Stellung der Praioskirche in Thorwal durchsetzen und unterdrückten den traditionellen Swafnirkult der Nordmänner. 562 vor Hal, also etwa 200 Jahre vor der Belagerung Myrburgs, gelang es schließlich den Thorwalern in einer Seeschlacht vor Salza, die mittelreichische Flotte vernichtend zu schlagen. Seitdem war Thorwal wieder frei. Der Kampf um Myburg stellte einen historischen Wendepunkt dar. Er fand während des sog. 2. Orkensturms statt, in dessen Verlauf die Orks sämtliche Siedlungen der Menschen im Bodirtal dem Erdboden gleichmachten und zweimal bis in die Stadt Thorwal vordrangen. ( In vielen alten Quellen wird die Belagerung Myrburgs auf 369 vor Hal datiert. Einleuchtender wäre allerdings 396 v.H., wenn man die Daten der in den Folgejahren gefallenen Siedlungen betrachtet. "Roter Fluss" benutzt die frühere Jahreszahl, denn diese entspricht 597 BF.) Wenige Jahre später waren 1/3 der Bevölkerung tot, von Seuchen dahingerafft. Parallel zum Niedergang des Mittelreichs versank Thorwal in der Bedeutungslosigkeit. Dies änderte sich erst gut 300 Jahre später, als man wieder Aktivität der Nordmänner im Süden vermeldete: Hetmann Hyggeliks Raubzüge in den verhaßten Sklavenhalterstädten. Der 3. Orkensturm im Jahre 17 Hal schließlich hätte beinahe Thorwal getroffen, wenn nicht eine Gruppe tapferer Helden die Zholochai zwischen Phexcaer und Einsiedlersee aufgehalten hätten. Doch das ist eine andere Geschichte, die sich in "Die Schicksalsklinge" nachspielen läßt...
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Erstaunlich, daß ich hier vom Orkfresser lese ... ich kannte ihn bisher lediglich von einer Dark Force Karte ohne irgendwelchen Hintergrund, aber mit dem Attribut "Persönlichkeit".
When you find a big kettle of crazy, it's best not to stir it. --Dilbert cartoon
"Interplay.some zombiefied unlife thing going on there" - skavenhorde at RPGWatch
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Der DSA-Roman "Der Letzte wird Inquisitor" von Jesco von Voss wurde mir sowohl von meinem Bruder als auch hier im Forum wärmstens empfohlen. Ein sympathischer Praios-Geweihter als Hauptheld - das klang interessant! Daher wurde es Zeit, sich einen eigenen Eindruck zu machen.
Die Handlung spielt sich Anfang 27 Hal, also kurz nach Borbarads Angriff, im Osten Aventuriens ab, genauer gesagt in den Städten Beilunk, Perricum und der näheren Umgebung. Während sich alle für den bevorstehenden Krieg rüsten, wird Zoltan Imfelde, ein ehemaliger Hauptmann und Spätberufener im Dienst des Götterfürsten, auf eine geheime Mission nach Perricum geschickt. Verrat liegt in der Luft! Heimlichtuerei und üble Machenschaften sind den Dienern des Herrn der Wahrheit und des Lichts verhaßt, besonders natürlich, wenn es sich beim Gegner um einen von Borbarads Schergen handelt. Der eifrige, aber unerfahrene Praios-Novize bekommt daher vorrübergehend den Rang eines Inquisitors und Verstärkung durch eine Gruppe Bannstrahler, um im wahrsten Sinne des Wortes Licht in die Sache zu bringen. Nebenbei verdient sich eine klassische Heldengruppe ihr Geld als Informationsbeschaffer und sowohl die Kaiserlich-Garethische Informations-Agentur (KGIA) als auch ein sehr bekannter NSC haben einen kurzen Gastauftritt. Außerdem gibt es noch Anspielungen auf vergangene Abenteuer ("Verrat auf Arras de Mott" sowie die Gezeichnetenkampagne)...
Ein typisches Abenteuer mit einer ungewöhnlichen Heldentruppe: Daraus wußte der Autor etwas zu machen. Interessant wird's, weil die Vorgehensweise der Charaktere anders ausfällt. Denn wenn Praiosdiener als Protagonisten auftreten, bedeutet das viel Befehlsgewalt und Autorität, aber wenig Handlungsspielraum, was Magie oder gar Streunermethoden betrifft.
Die Ermittlungen im Praios-Tempel erinnern an "Der Name der Rose". Hier zeigt sich auch sofort das Hauptproblem der Helden: Ihr Glauben schreibt ihnen Wahrheit, Offenheit und Direktheit als Handlungsmaxime vor. Nun sind diese Eigenschaften zwar sehr lobenswert, nur leider ein wenig hinderlich, wenn es um die Aufdeckung einer Verschwörung geht, bei der die Heimlichkeit in der Natur der Sache liegt, um den Feind nicht zu warnen. Auch die Frage, wie man mit höherstehenden Verdächtigen umgehen soll, stellt die Ermittler vor ein theologisches Problem. Die ideologischen Grenzen werden auch am angedeuteten Konflikt zwischen Praios- und Rondrakirche deutlicher, als dem Anführer der Mission lieb ist.
Der Ablauf des Buches gleicht dem eines Krimis: Die Suche nach dem Täter, schnelle Verdächtigungen, falsche Fährten, plötzliche Auflösung... es gibt keine parallelen Erzählstränge oder Zeitsprünge wie in anderen Fantasybüchern. Bis auf Pro- und Epilog wird praktisch nur aus der Perspektive des Protagonisten berichtet, der die Rolle des Detektivs übernimmt.
Um auf ungewöhnlichen Pfaden zu wandeln, muß der Held natürlich selbst ein wenig anders sein als die anderen: Als ehemaliger Krieger besitzt er Kampferfahrung und Offenheit gegenüber der Rondrakirche. Seine praktische Denkweise und seine kritische Haltung gegenüber einigen Angehörigen des eigenen Ordens machen ihn zu einem untypischen Vertreter des Praios-Kultes.
Was ihn letzten Endes sympathisch macht und das Buch funktionieren läßt, ist seine Empathie. Er sorgt sich um seine Leute und fühlt sich für sie verantwortlich. Zoltan ist alles andere als perfekt und weiß das auch. Es wirkt sehr menschlich, wenn seine Gedanken abschweifen oder er voreilige Schlüsse zieht. Ein perfekter Ermittler à la Sherlock Holmes, der immer alles besser weiß, würde den Leser weniger interessieren. Auch verfolgt Zoltan nicht alle Spuren weiter. Andererseits sind nicht alle Details und Merkwürdigkeiten relevant. Stattdessen ist viel Unwichtiges dabei - wie in einem guten Abenteuer!
Es sind Detailschwächen, welche das Lesevergnügen ein wenig mindern: - Völlig ohne Erklärung bleibt, wieso nach einem Kampf mit einem Gestaltwandler dessen vorletztes Opfer am Boden liegt, obwohl er offensichtlich den Körper schon viel früher übernommen hatte. (Zur Erinnerung: Ein Gestaltenwandler kann sich immer nur in sein letztes, und zwar totes Opfer verwandeln.) Zu diesem Zeitpunkt hätte der Gestaltenwandler die Leiche doch längst entsorgt! - Zwischendurch werden die Alibi-Namen der KGIA-Agenten vertauscht. Plötzlich heißt die Frau Sturmfels und der Mann Fuxfell. - Das Titelbild - grüngekleidete, bärtige Bogenschützen schießen auf einen nicht sichtbaren Feind, Galottas (?) Grinsen vor rotem Hintergrund - hat mal wieder nichts mit der Geschichte zu tun. Hier hätte man sich mehr Mühe geben können, zumal das Buch genügend spannungsgeladene Szenen liefert.
Von diesen Fehlern abgesehen bereitet "Der Letzte wird Inquisitor" eine Menge Freude. Das Buch bietet genügend Anknüpfungspunkte für eine Fortsetzung, ohne das allzu zwingend herauszufordern. Zum Vergleich bietet es sich an, "Koboldgeschenk" von Gun-Britt Tödter zu lesen - das spielt auch in Perricum und enthält außerdem einen Stadtplan! Eine Rezension habe ich bereits früher in diesem Faden geschrieben.
P.S.: Ob "Alchim von Bergthann" eine Anspielung auf "Alrik von Blautann" ist? Ich lese übrigens bereits das nächste DSA-Buch.
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Und welches? Ich bin gerade mitten im neuen Rhiana-Roman von Hans-Joachim Alpers - und, oh Wunder! Die Haupthandlung wird tatsächlich mal wieder entscheidend vorangetrieben! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" /> Rezension folgt, kann aber noch dauern - komme zur Zeit leider nicht so viel zum Lesen ...
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GEFANGENE DER ZYKLOPENINSELN von Hans-Joachim Alpers: (Band 6 der Reihe "Rhiana, die Amazone")
Oh Wunder! Nachdem die eigentliche Haupthandlung im letzten Band "Klingenschwestern" fast völlig zur Nebensache geriet, dürfen wir nun mitverfolgen, wie die Geschichte erstaunlich schnell vorangetrieben wird. Gareth und das eigentlich angekündigte Reiseziel Perricum sind Vergangenheit (ob das wohl geplant war oder eine kurzfristige Konzeptänderung?), stattdessen geht es nun wieder zurück in den Westen, direkt zu den Zyklopeninseln! Der Grund dafür ist eine Nachricht, die die Druidin Maruna an Rhiana schickt und der sie von der großen Gefahr berichtet, in der sich die Talanier - das Volk von Prinzessin Rhiana - befinden. Rhiana und ihre Gefährten machen sich natürlich schnellstmöglich auf den Weg, die Talanier zu retten. Doch dummerweise kommt es wieder einmal anders als geplant ... Das Schiff, auf dem sie reisen, wird vom schlitzohrigen Piraten Rastidos geentert und plötzlich taucht auch wieder der unvermeidliche Flammenbund auf, der Rhiana immer noch in die Finger bekommen will. Aber es gibt auch neue, unerwartete Verbündete ...
Mit Hans-Joachim Alpers ist ein bißchen so wie mit Hollywood-Regisseur Wolfgang Petersen: Seine besten Bücher spielen auf dem Meer! Nach der "Piraten des Südmeers"-Trilogie (von Fans vergöttert, von Gegnern gehaßt) wagt er sich nun erstmals wieder auf das nasse Element und sofort zeigt sich, wie wohl er sich dort fühlt. Das merkt man nicht nur an den ausführlichen, sehr detaillierten Beschreibungen des Lebens an Bord eines Segelschiffes (zum Glück gibt es wieder ein ausführliches Glossar, das die zahlreichen Fachbegriffe erläutert) und der teils rauen Sprache (aber keine Angst, sie ist bei weitem nicht so extrem wie bei den "Piraten des Südmeers"), sondern auch am Schreibstil. Nicht, daß ich das genauer spezifizieren könnte - es ist einfach so, daß die Passagen auf dem Meer mir mit Abstand den meisten Lesespaß bereiten! Und ich wage die Behauptung, daß sie Alpers auch den meisten Schreibspaß bereiten. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" /> Aber auch ansonsten ist "Gefangene der Zyklopeninseln" IMHO Alpers´ bislang bester Rhiana-Roman. Zwar gibt es immer wieder mal ein paar Längen und ein bißchen sehr ausführliche Landschaft- oder sonstige Beschreibungen, aber das wird vor allem durch die nun zügig voranschreitende, interessante Handlung mehr als kompensiert. Lediglich das Ende kam für meinen Geschmack etwas zu plötzlich und eigentlich auch zu unspektakulär: Da hatte ich nach den Vorbereitungen eigentlich mehr erwartet.
Dennoch: Ein guter DSA-Roman, der mich wirklich freudig auf eine Fortsetzung warten läßt - die dann vielleicht auch Schweiges Frage beantwortet, ob die Tobrier bereits komplett raus aus der Geschichte sind (diesmal tauchen sie nicht auf, aber da sie primär bei den Büchern von Daniela Knor erschienen, muß das noch nicht viel heißen) oder ob sie noch eine Rolle spielen werden (was ich hoffe). Note 2.
Edit: Ich sehe gerade, daß der 7. Band laut amazon.de von Alpers UND Daniela Knor geschrieben wird. Kann das etwa bereits der Abschluß der Reihe sein? Das wäre dann aber doch sehr plötzlich, weshalb ich es nicht hoffe. Erscheinen soll das Buch erst im Januar 2007.
Last edited by Ralf; 24/05/06 10:48 AM.
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Alexander Lohmann: Die Mühle der Tränen
Eine elfische Bardin, eine Gauklerin und ein Magiedilettant, die sich allesamt ihren Lebensunterhalt mit Musik und Kunststückchen auf Märkten und in Kneipen verdienen, haben bei einem niedrigen Adligen in Wehrheim ihr Winterquartier gefunden. Als ein Geisteskranker aus der Obhut der benachbarten Noioniten entflieht und ein ominöser Nebel den Gastgeber niederstreckt, siegt die Neugierde über die Vernunft: Die drei beginnen teils mehr, teils weniger zögerlich mit eigenen Nachforschungen - ungeachtet dessen, daß sich die Bannstrahler für den Fall zu interessieren scheinen und Dämonenpaktierer in der eigentlich recht sicheren Stadt Wehrheim ihr finsteres Spiel treiben sollen...
Das Buch bietet eine einfache Geschichte, die sehr direkt erzählt wird und somit wenig Platz für Spekulationen läßt. Schon mit minimalen chemischen Kenntnissen dürfte schnell klar werden, wie sich die Flucht abgespielt hat und warum der Tatort so aussieht. Auch den Trick mit der Tür im Keller durchschaut der Leser, welcher klassische Kriminalbücher oder -filme kennt. Zudem weist der Prolog schon eindeutig darauf hin, worum es in dem Abenteuer geht. Es handelt sich also insgesamt um einen recht schnörkellosen Roman, bei dem man den Helden auf weiten Strecken mit seinem Wissen voraus ist.
Reizvoll ist natürlich, daß diesmal eine relativ schwache Truppe unterwegs ist (so ziemlich das Gegenteil von "Der Letzte wird Inquisitor"), die als lichtscheues Gesindel auch ohne Herumschnüffeln öfters in Schwierigkeiten kommen würde. Angeblich soll man ja in Wehrheim schon Elfen mit den Ohren an Scheunentore genagelt haben (siehe "Sternenschweif"). Andererseits ist durch die Widmung am Anfang klar, daß zumindest die Elfe das Abenteuer überleben wird, was wiederum ein wenig Spannung nimmt.
Die mit Text aufgeführten Lieder der Bardin finde ich nicht besonders beeindruckend, auch wenn die Idee, eine Großstadtlegende zu verarbeiten, durchaus ungewöhnlich ist. Die Bannstrahler sind ein wenig zu einfach dargestellt. Hier hätte der Autor ein wenig mehr mit den Klischees brechen können. Die Tatsache, daß sich das Böse oft gegen sich selbst richtig, reicht mir hingegen als Erklärung dafür, wie ein paar dahergelaufene Abenteurer einen kompletten Dämonendienerring zu Fall bringen können. Das Ende bleibt leicht offen, aber immerhin findet die Suche nach dem Entflohenen ihren Abschluß.
Während die Haupthandlung recht schnell ersichtig wird, bleiben einige Detailfragen ungeklärt, etwa: Warum fand der Vorfall ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt statt? Was genau ist dem Koch passiert (bis auf die Alpträume)?
Der Titel des Buches bezieht sich auf die Folgen des Dämonenpaktes, d.h. was einen im Jenseits erwartet. Das Titelbild hingegen hat mal wieder nichts mit der Geschichte zu tun.
Alexander Lohmanns "Die Mühle der Tränen" ist in Ordnung, aber keine Pflichtlektüre. Inzwischen habe ich jedoch ein DSA-Buch verschlungen, welches eine Besprechung mehr als verdient hat... also seid gespannt!
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Thorwaler und Zwerge haben es mir besonders angetan. Deswegen war ich sehr gespannt darauf, nach dem ausgezeichneten Thorwalerbuch "Roter Fluß" von Daniela Knor nun einen weiteren historischen DSA-Roman von ihr zu lesen, der diesmal ein wichtiges Kapitel zwergischer Geschichte erzählt. Schon der Titel "Der Tag des Zorns" war mir ein Begriff, weswegen ich die grobe Handlung bereits kannte, welche in der Zwergenstadt Xorlosch 3075-3072 vor Bosparans Fall spielt (also etwa 4100 Jahre vor der aktuellen DSA-Zeitrechnung!).
Calaman Sohn des Curthag begehrt wie viele andere die schöne Aghira, welche als schönste aller Zwerginnen gilt. Weil die Angebetete jedoch aus einer reichen Sippe stammt, Tochter eines Rogmarok (eines Stammesführers) und ziemlich eingebildet ist, weist sie jeden Bewerber ab. Da Calaman immerhin ebenfalls Sohn eines Rogmaroks und daher eigentlich eine gute Partie ist, gibt sie ihm statt einer direkten, unhöflichen Abfuhr lieber eine unerfüllbare Aufgabe: Er soll ihr ein Stück aus dem Hort des Drachen Pyrdacor bringen, dann werde sie seine Braut.
Calaman versteht das seinerseits als Herausforderung und macht sich tatsächlich auf den Weg, obwohl sich bisher nur einmal ein Zwerg in den Machtbereich eines Drachen begeben hat und dabei ein ziemlich unrühmliches Ende fand. Die Geschichte setzt ein, als Calaman mit einem menschlichen Gefährten tatsächlich mitten im Echsenreich Zze Tha und kurz vor dem Hort steht. Und so unglaublich es zunächst erscheinen mag - er schafft es tatsächlich mit einem Schmuckstück zurück in die geliebte Heimat!
Doch damit fangen die wahren Schwierigkeiten erst an, denn mit seiner kühnen Tat hat Calaman gegen ein Friedensabkommen zwischen Zwergen und Drachen verstoßen. Beide Gruppen sind Todfeinde - die Zwerge wurden von ihrem Gott Angrosch speziell dafür geschaffen, um die Reichtümer der Erde von Drachen fernzuhalten. Die Kinder Angroschs haben sich mit den Drachen bereits einmal einen für beide Seiten verlustreichen Krieg geliefert. Ein Bruch des Friedens hätte also schlimme Konsequenzen.
Der Inhalt von "Tag des Zorns" erinnert ein wenig an griechische Heldensagen: Ein wagemutiger Held vollbringt unglaubliche Taten, bringt damit aber Ereignisse ins Rollen, deren Tragweite er nicht versteht und die die ganze Welt verändern. Viele Formulierungen findet man oft wortwörtlich in der Spielhilfe "Die Zwerge Aventuriens" wieder (S. 13-16, "Calamans Queste und der Tag des Zorns"), welche als Grundlage für den Roman diente. Die im Buch ebenfalls erzählte Geschichte des Stammvaters Ordamon, welche sich 7200 vor Bosparans Fall ereignete (also über 8200 Jahre vor der aktuellen aventurischen Zeit!), ist sogar fast 1:1 aus der gleichen Spielhilfe übernommen worden (Teil von "Das steinerne Zeitalter", S. 6-9). Hier wurde eigentlich nur ein wenig wörtliche Rede eingebaut, um die Geschichte in Abschnitte aufzuteilen und besser in die Haupterzählung einzugliedern.
Gerade diese enge Verzahnung mit der Vorlage hat mir sehr gut gefallen. Während man das Original jedoch recht trocken herunterliest, wird hier mehr geboten: Daniela Knor hat Geschichte mit Leben gefüllt, indem sie weitere Personen hinzugefügt hat, z.B. Mitglieder von Calamans und Aghiras Familien, Angroschpriester, Geoden und Handwerker. So bekommt man einen Eindruck von den verschiedenen Sippen und Institutionen in Xorlosch. Mir ging es wie schon in "Roter Fluß": Eigentlich hätte ich noch lange weiterlesen und den Alltag der verschiedenen Charaktere miterleben wollen. Der Autorin ist es offensichtlich gelungen, das Leben in Aventurien interessant darzustellen.
Zwergenfans freuen sich über Details: Die zwergische Zahlenmystik kommt unaufdringlich, aber ausreichend rüber, etwa in den Jahresangaben und der Anzahl der Geweihten. Das Buch bestätigt zudem die Vermutung, daß Pyrdacor die Diebe absichtlich entkommen ließ und so durch Hinterlist und Drachenmagie statt eines offenen Bruchs des Friedensvertrages die Zwerge schwächte. Weniger deutlich wird, daß Calaman sich seines Frevel schon vorher bewußt gewesen war; ebenso, daß er selbst das erbeutete Schmuckstück als Krone Ordamons identifizieren konnte.
Dagegen erhalten Calaman (wagemutig, selbstkritisch) und Aghira (selbstfixiert, verblendet) eine sehr deutliche Wertung. Dies kann man als Begründung sehen, warum im Lauf der Jahrtausende dem einen Stammn ein sehr gutes, dem andere hingegen ein sehr schlechtes Schicksal widerfahren ist.
Unklar bleibt, wie tatsächlich jemand darauf hoffen konnte, daß Calamans Tat vor den Priestern verborgen blieb, obwohl er doch so gerne davon redete. Schließlich hatte er Bewunderer in anderen Stämmen, wodurch klar war, daß sein Abenteuer bald auch außerhalb seiner Sippe bekannt sein dürfte. In der Spielhilfe war es das Prahlen von Aghira (hier nur angedeutet). Diese Unklarheit bestand jedoch schon im Original, denn wenn ein verschollen geglaubter Held heimkehrt, fragen ihn die Leute, was er in den Jahren erlebt hat.
Überflüssig fand ich den menschlichen Jäger und das Orkbaby. Soviel Kontakt zu anderen Rassen wirkt schon fast übertrieben für Erzzwerge zur damaligen Zeit. Sie sind allerdings gut geeignet, um die praktischen Auswirkungen des Geodendenkens auf das Handeln der Diener Sumus zu veranschaulichen. Die Experimentierfreudigkeit und der Wagemut der Kinder Curobans werden hingegen bereits durch die Abwehr des Wühlschrats und das Reiten deutlich.
Gestört haben mich allenfalls einige Rechtschreibfehler sowie falsch gebaute Sätze. Hier gab es offenbar einige hektische Umstellungen am Schluß ohne letztes Korrekturlesen. Ein sachlicher Fehler hat sich ebenfalls eingeschlichen: Ingerimm ist kein Gott der Güldenländer, sondern ist vielmehr in Aventurien aus dem Angroschglauben der Zwerge entstanden.
Daß das Buch 2001, also kurz vor der 4. Regeledition, erschienen ist, zeigt eine weitere Abweichung: Inzwischen gelten Zaubersprüche wie "Ignifaxius" als gildenmagische Repräsentation des Zaubers, an den sich der Geode vergeblich zu erinnern versucht. Er hätte also keineswegs nach Worten suchen müssen - den Spruch hätte er zudem in dieser Form und zu diesem Zeitpunkt nicht von einem Zwerg lernen können.
Mit 276 Seiten ist das Buch vielleicht ein wenig kurz geraten. Zudem habe ich nicht verstanden, was es mit Armalion zu tun hat, da ich es ohne Weiteres in die normale DSA-Buchserie einordnen würde. Wenn ich ein Buch in einem Rutsch durchlese, weil ich mich an den sympathischen Helden erfreue, kann mir das jedoch egal sein.
Das Titelbild (zwei Typen und ein wacher Drache auf seinem Hort) kommt so nicht vor; ich halte es auch für nicht besonders passend, da die Suche nach dem Hort eigentlich nur die Eröffnungsepisode darstellt. Der Tag des Zorns würde genügend Motive hergeben - siehe Illustration in der Spielhilfe (auch in der neuesten Ausgabe "Angroschs Kinder" enthalten): Man sieht Zwerge in Panik fliehen, während Häuser brennen und einstürzen und im Hintergrund ein Vulkan ausbricht.
Ein lustiges Detail sei am Ende erwähnt: Der Name eines der neuen Schüler an Drachenjägerschule lautet Thoram Sohn des Thorgrim. So hieß der Spielcharakter meines Bruders! Er hat sich natürlich riesig gefreut über diesen Zufall.
Wer die DSA-Romane von Daniela Knor noch nicht kennt, sollte das bald ändern! Zum Glück bleibt noch viel Stoff für weitere Erzählungen, etwa die ganze Reise von Calaman hin und zurück sowie die Abenteuer drumherum! Außerdem bleibt noch die Calaman-Sage zu erzählen, welche von Bündnissen mit Trollen und den Kindern Tulams handelt.
Zum geschichtlichen Hintergrund:
Mit dem Tag des Zorns endete die Zeit der Unschuld für die Zwerge. Auch war es mit der viel beschworenen Einigkeit vorbei. Viele Angroschim wollten nicht mehr in Xorlosch bleiben.
Der Stamm des Curoban ließ sich zunächst in den Trollzacken nieder. Aus ihnen entstanden die Brilliantzwerge! Auch wenn diese aufgrund des Angriffs der Dämonenpaktierer aus Lorgolosch und den Beilunker Bergen fliehen mußten, haben sie glücklicherweise inzwischen erneut eine Heimat gefunden.
Durch den Auszug einiger Sippen in den Kosch entstand übrigens ein weiteres Zwergenvolk, nämlich die Hügelzwerge. Das wird allerdings nicht im Buch erwähnt.
Die Söhne Brogars zogen ins Eherne Schwert und gelten seitdem als verschollen. Es gilt als reine Spekulation, daß aus ihnen die Brobim, also die Wilden Zwerge wurden.
Der Stamm des Aboralm gründete weit im Norden die Stadt Umrazim. Inzwischen ist diese Stadt längst untergegangen. Ihre genaue Lage ist unbekannt. Die Ruinen liegen im Machtbereich der Orks. Übriggeblieben sind die sogenannten Roten Zwerge, ein Ausbund an Goldgier und Hinterhältigkeit, sowie die degenerierten Tiefzwerge.
Der Edelstein, welche aus der Krone Ordamons entfernt wurde und sich dann lange in Umrazim befand, hatte wahrscheinlich einen ebenso unheilvollen Einfluß auf seine Besitzer wie die Krone selbst. Zumindest wird damit der Untergang Umrazims erklärt.
Es war übrigens ein zwergisches Artefakt aus dieser verfluchten Stadt, welches die Tjolmarer Zwerge zu Verrätern werden ließ, so daß die Orks das Svellttal bis auf wenige Ausnahmen erobern konnten. Diese Ereignisse greift dann der Roman "Das letzte Lied" von Gun-Britt Tödter auf (schon von mir in diesem Faden besprochen)...
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Daniela Knor hat auf ihrer Homepage übrigens selbst geschrieben, daß "Der Tag des Zorns" nicht das geringste mit Armalion zu tun hat, sondern von ihr als "echter" DSA-Roman geschrieben wurde. Was auch der Grund war, daß ich es mir gekauft habe, denn Armalion interessiert mich überhaupt nicht. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
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ZUGVOGEL von Dr. André Fomferek:
Wow, ein DSA-Roman von einem leibhaftigen (und erstaunlich jungen) Richter - daß ich sowas noch erleben darf! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Ein kurzer Überblick über den Inhalt von "Zugvogel" mag zunächst so erscheinen, als handele es sich um einen äußerst konventionellen DSA-Roman: Der junge Alrik (welch origineller Name! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />) will eine Abenteurer-Laufbahn einschlagen und da trifft es sich gut, als ihn der arrogante, aber ebenfalls noch unerfahrene Weidener Ritter von Weißentraut anheuert, um ihn und die Wildhüterin Tsaja bei der Suche nach seiner verschollenen Verlobten, der angehenden Magierin Silvana, zu helfen. Die Suche führt sie durch ganz Weiden und weiter und schließlich geht es nicht mehr nur darum, Silvana zu finden, sondern gar um das Schicksal ganz Aventuriens: Der legendäre "Stab des Wahren Herrschers" ist in Gefahr und muß von unseren wackeren Helden gerettet werden!
Wie gesagt: Eine klassische DSA-Geschichte. Zumindest auf den ersten Blick. Bei genauerer Betrachtung gibt es aber doch einige interessante Abweichungen: Das beginnt bereits damit, daß Alrik kein typischer, mittelloser Abenteurer ist, sondern ein Student des Rechts aus Vinsalt, den plötzlich die Abenteuerlust überkommen hat. Somit ist er kein überragender Kämpfer, aber dafür äußerst wortgewandt und belesen - was sich im Laufe der Geschichte als sehr hilfreich erweisen wird. Auch die anderen Protagonisten weichen im Laufe der Erzählung immer weiter von den üblichen Klischees ab und werden vom Autor zu interessanten, durchaus vielschichten Charakteren geformt, die dem Leser bald ans Herz wachsen. Hilfreich ist dabei sicher, daß vor allem Hauptfigur und Ich-Erzähler Alrik ein ungemein sympathischer Kerl und eine perfekte Identifikationsfigur für jeden DSA-Spieler ist - so wird auch schnell klar, daß der Name "Alrik" ganz bewußt gewählt wurde und nicht aus Ideenlosigkeit. Alrik selbst wundert sich zwar in der Geschichte, daß er von seinen Gefährten häufig als "der Alrik" bezeichnet wird, als sei es kein Name, sondern eine Berufsbezeichnung - aber genau das ist es eben auch in Aventurien! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" /> Daß dieser Alrik auch noch bei jeder unpassenden Gelegenheit einen selten dämlichen Spruch losläßt, vergrößert das Vergnügen des Lesers nur noch mehr ... (er ist gewissermaßen der aventurische Elgi <img src="/ubbthreads/images/graemlins/evilgrin1.gif" alt="" />)
Überhaupt ist die Geschichte sehr launig und unterhaltsam geschrieben, was über die an sich recht dünne Story und auch einige Längen hinweghilft. Auffällig ist, daß der Autor scheinbar möglichst viele unterschiedliche Genres in seiner Geschichte unterbringen wollte - was sich angesichts des betonten "road-movie"-Charakters zwar anbietet, aber auch nicht übertrieben werden sollte. Dabei läßt sich durchaus erkennen, wo die Stärken und die Schwächen des Autors liegen. So gibt es beispielsweise ein "Gruselkapitel", das leider überhaupt nicht gruselig ist. Ein "Mysterykapitel" in einem rätselhaften Gasthaus in Baliho ist zwar interessant, paßt aber IMHO nicht wirklich rein. Zwar gibt es später eine ansatzweise Erklärung für dieses Kapitel, die mich aber nicht vollends befriedigen konnte. Überhaupt Baliho: Mir ist in meiner langen DSA-Karriere nie aufgefallen, daß Baliho das DSA-Äquivalent zu einer klassischen Western-Stadt wäre. Ich weiß nicht, ob da die Phantasie des Autors mit ihm durchgegangen ist, oder ob das tatsächlich den "offiziellen" Vorgaben entspricht und es mich nur nie in dieses Städtchen verschlagen hat: Jedenfalls empfand ich auch dieses Kapitel - wiewohl es durchaus unterhaltsam ist - unpassend.
Ein weiterer Nachteil ist, daß eine spektakuläre "überraschende Wendung" am Ende der Geschichte zumindest für mich bereits rund 200 Seiten vorher zu erkennen war, was natürlich immer ärgerlich ist. Diese Überraschung ist eigentlich gut und weitgehend subtil aufgebaut - gerade zu Beginn des Handlungsstrangs sind die Hinweise jedoch leider allzu offensichtlich. Zum Glück ist es jedoch nicht die einzige Überraschung, die den Leser am gelungenen und durchaus untypischen Ende erwartet, somit wiegt auch diese Schwäche nicht allzu schwer.
Insgesamt bietet "Zugvogel" also einen sehr gut und unterhaltsam geschriebenen DSA-Roman, der letztlich vor allem eine liebevolle Ode an das ist, was Aventurien von Anfang an ausgemacht hat: Die Abenteurer! Eine nicht allzu ausgefeilte zentrale Storyline und kleinere dramaturgische Schwächen werden durch wunderbare Charaktere und viel Wortwitz (der mich mitunter durchaus an einen Terry Pratchett erinnert hat) mehr als wettgemacht. Ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung, die sich am Ende auch anbieten würde, und vergebe die wirklich verdiente: Note 2.
Übrigens: Wie es zu einer Ode an die Abenteurer perfekt paßt, hat der Autor als Kapitelüberschriften Titel von DSA-Abenteuern verwendet. Ich als nicht mehr aktive P&P-Spieler kenne zwar nicht alle, weshalb es auch eine Weile gedauert hat, bis ich das wirklich begriffen habe (beim Kapitel "Der Wald ohne Wiederkehr" - mein allererstes DSA-Abenteuer! - war es mir dann endlich klar, nachdem ich zuvor Titel wie "Silvanas Befreiung" noch als Zufall abtun wollte <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />). Aber da ich mehr als die Hälfte erkannt habe, gehe ich mal davon aus, daß es beim Rest nicht anders ist. Ein wirklich nettes Detail für DSA-Veteranen und im Gegensatz zu jenem DSA-Roman vor ein paar Jahren, in dem ALLE bis dahin erschienenen Abenteuer-Titel in den Text eingebaut waren, wirkt es auch nicht erzwungen, sondern völlig passend. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" /> Würde mich nicht mal wundern, wenn der Autor seine mitunter durchaus liebenswert chaotische Handlung sogar bewußt nach diesen Abenteuer-Titeln geformt hätte ...
P.S.: So sehr sich FanPro ein großes Lob dafür verdient hat, daß sie mittlerweile fast nur noch gute und wirklich aventurische Romane verlegen, so sehr muß ich den Verlag immer wieder für die mangelhafte Lektoren-Arbeit kritisieren! Gerade bei "Zugvogel" gibt es sehr viele Tipp-, Grammatik- und sonstige Fehler, die den Lesefluß stören. Ich weiß, ich weiß. FanPro ist ein kleiner Verlag. Nicht viel Geld - Lektoren wollen Geld - Problem. Aber ganz ehrlich: In meiner Diplomarbeit gab es deutlich weniger von diesen Fehlern und ich hatte keinerlei professionelle oder semi-professionelle Korrekturleser ...
Last edited by Ralf; 07/08/06 11:59 AM.
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... Der junge Alrik (welch origineller Name! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />) ... Also langsam übertreibt er´s ja mit seiner ewigen Jagd nach "Off-Topic-Rekorden", unser Gutster <img src="/ubbthreads/images/graemlins/think.gif" alt="" /> <img src="/ubbthreads/images/graemlins/rolleyes.gif" alt="" /> - jetzt geht er sogar soweit, sich in Werke gänzlich unbeteiligter Dritter einzuschleichen?!?! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/eek.gif" alt="" /> <img src="/ubbthreads/images/graemlins/ohh.gif" alt="" /> ... (er ist gewissermaßen der aventurische Elgi <img src="/ubbthreads/images/graemlins/evilgrin1.gif" alt="" />) ...
Aber daß der dabei auch noch mitmischt, daß ist ja wahrlich der Paukenschlag! Wahrscheinlich hat er sich zum "üblichen Marktpreis" dort eingekauft - aber über das "Wieso?" und "Warum?" und die genaueren Motive müssen wir einstweilen wohl noch Rätselraten <img src="/ubbthreads/images/graemlins/confused.gif" alt="" /> ... bis zu einer offiziellen Stellungnahme seinerseits, zumindest. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/think.gif" alt="" /> Ragon, der "Operettenmagier"
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Erneut habe ich zwei DSA-Bücher gelesen, von denen ich zunächst das zweite vorstellen möchte. Bei dem anderen wird die Rezension schwieriger.
"Von Menschen und Monstern" ist eine Sammlung verschiedener Geschichten, die von Ina Kramer herausgegeben wurde. Sehr bekannte, weniger bekannte und zumindest mir völlig unbekannte DSA-Autoren haben insgesamt acht Erzählungen geschrieben, welche sowohl inhaltlich als auch qualitativ sehr unterschiedlich ausfallen:
Barbara Büchner: Das Wesen im Schloß Ein Gruselmärchen, in dem DSA-spezifische Begriffe und Namen nur am Rande vorkommen und das ich deswegen auch nicht als echte DSA-Geschichte ansehe. Horror läßt sich meiner Meinung nach ohnehin nur schwer mit Aventurien verbinden. Daß ich mit Barbara Büchners Szenarien und Stil nicht viel anfangen kann, war schon in der "Gestaltenwandler"-Besprechung in diesem Faden zu lesen.
Hadmar von Wieser: Tronde geht feiern Sehr stimmungsvolle Geschichte über einen Besuch des jungen Tronde Torbensson in Havena, bei dem natürlich einiges zu Bruch geht. Neben einer prominenten Figur hat der Autor viele DSA-Details sehr dicht zu einer Erzählung verwoben, so daß es ein Vergnügen ist, diese zu lesen. Die Thorwaler treten auf, wie man sie kennt und liebt.
Ulrich Kiesow: Am Großen Fluß Märchenhafte Erzählung über den Flußvater und ein Bauernpärchen. So kann man es machen. Der DSA-Gründer liefert einen langen und guten Beitrag ab.
Lars Feddern: Gaukeleien Kurze, aber nette Geschichte über die Rache eines zurückgewiesenen Barden. Die verschiedenen DSA-Heldentypen sind in den Figuren klar zu erkennen, was mich besonders gefreut hat. Man versteht dadurch schnell, worum es geht und wie die Sache abläuft.
Ina Kramer: Nach der Predigt Ein Praios-Geweihter träumt in der Mittagssonne. Die Geschichte der Herausgeberin ist interessant zu lesen und findet auf mehreren Erzählebenen statt. Einzig das Ende bleibt - zumindest mir - unklar.
Stefan Küppers: Die Geschichte dreier Raben Extreme Exoten, die quasi mit Superkräften ausgestattet sind, treffen auf einen Superschurken. Solche Poserei läßt mich ziemlich kalt. Immerhin kann man die Andeutungen an verschiedene Epochen Aventuriens als kleinen Selbsttest dafür nehmen, wie gut man in der DSA-Geschichte bewandert ist. Das Titelbild des Buches scheint sich auf diese Erzählung zu beziehen.
Stephan Johach: Der Menschenfresser Eine Heldengruppe, bestehend aus Kindern, löst einen Fall. Das erinnert mich ein wenig an Detektivgeschichten, die ich als kleines Kind auf Kassette hatte - im positiven Sinne, wohlgemerkt! Das Ganze ist spannend zu lesen und regt zum Schmunzeln an.
Christel Scheja: Ratte Noch einmal eine Mischung aus Grusel und Horror - und wieder geht's daneben. Die Charaktere bleiben blaß und was am schlimmsten ist: Es bleibt völlig unklar, warum das eine Monster gut und das andere böse sein soll. Opfer sind schließlich beide. Dieser Beitrag wäre (zumindest in Comic-Form) besser in der Reihe "Gespenster-Geschichten" aufgehoben.
Fazit: Mit 5:3 überwiegen die guten Geschichten in diesem Buch. Ungeschickterweise wurden gerade für den Anfang und das Ende die schwächsten Beiträge ausgewählt, so daß sowohl der Einstieg als auch der Ausklang einen schlechten Eindruck hinterlassen. Herausragend ist eindeutig Hadmar von Wiesers Geschichte, die jeden Thorwalerfan, ja eigentlich jeden Kenner des klassischen Schwarzen Auges vor Freude jauchzen läßt.
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So ich habe nun mein erstes beiden DSA Buch gelesen und muß vorweg sagen, daß ich mich im DSA Universum absolut überhaupt nicht auskenne.
Das erste Buch heißt "Die Nacht der Schlange" von Bernhard Hennen und ist als aventurischer Kriminalroman gekennzeichnet. Die Handlung spielt in der Stadt Al'Anfa und es geht um einen Mord. Genauer gesagt um einen Mord an den jungen Offizier(s Anwärter?) Salpicio von der Stadtgarde. Salpicio gehörte zu einer kleinen "Spezialeinheit" innerhalb der Stadtgarde, dessen Ruf es ist, unbestechlich zu sein und Morde mit Spuren, Indizien und Beweisen und nicht mit Folter aufzuklären. Die Kommandantin dieser Spezialeinheit ist unsere Hauptakteurin Alara Olibano. Zugleich wütet in der Stadt eine tödliche Seuche, die bisher allerdings nur die Armen befallen hat, und so versuchen die Herrscher die Seuche geheim zu halten und bringen die Erkrankten zur Sklaveninsel, die als nebenschauplatz dient.
Mehr will ich ehrlich gesagt auch gar nicht verraten und rate allen dringend ab, den Buchrücken zu lesen, da hohe Spoilergefahr! Das Buch selbst hat mir vom Schreibstil gut gefallen. Viele Andeutungen und Geheimnisse werden nach und nach aufgeklärt und die Charaktere sind mehr oder weniger gut ausgearbeitet. Was mir nicht so gefallen hat, daß ich als Leser in vielen Sachen im Unklaren gelassen werde (was vor allem beim Schluß ein Problem darstellt), während ich über andere Geschehnisse informiert werde, obwohl sie den Hauptakteuren nicht bekannt sind. Darüberhinaus ist es leider auch kein Kriminalroman. Oberflächlich gesehen handeln die Personen schon ein wenig danach, aber durch den großen Nebenschauplatz, die Seuche, bleibt es einfach farblos. Der größte Kritikpunkt ist allerdings der Schluß. Er kommt viel zu schnell und ist frustrierend, da er erstens nicht mit dem Rest wirklich harmoniert und zweitens einige Handlungsstränge einfach nicht beendet. Ich würde es eher als ein Fantasyroman im DSA-Universum verpackt als Kriminalroman ansehen.
Mein Fazit: man kann es lesen, muß es aber nicht ein Krimi ist es allerdings sicherlich nicht
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Joined: Mar 2003
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Meiner Meinung nach ist "Die Nacht der Schlange" Bernhard Hennens mit Abstand schwächster DSA-Roman - was aber immer noch ein immerhin gut durchschnittliches Buch bedeutet. Meine Vermutung ist, daß das Buch deshalb relativ enttäuschend ausgefallen ist, weil Hennen sich die Geschichte nicht komplett selbst ausgedacht hat, sondern sie basierend auf Friedrich Dürrenmatts "Der Richter und sein Henker" sozusagen "aventurisiert" hat. Da halte ich es wie mit diversen Filmregisseuren (Tom Tykwer, Ethan & Joel Coen): Am besten sind sie, wenn sie eigene Stoffe verfilmen. Adaptionen "fremder" Drehbücher funktionieren einfach nicht so gut. Genau so verhält es sich IMO mit Bernhard Hennen und "Die Nacht der Schlange" ...
Sollte dir der Schauplatz Al´Anfa dennoch gefallen haben, Rei, wäre übrigens Hennens "Das Gesicht am Fenster" wesentlich empfehlenswerter.
Last edited by Ralf; 21/10/06 03:57 PM.
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Joined: Mar 2003
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Ich kenne beide Bücher, das Gesicht am Fenster (sogar signiert <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" /> ) und die Nacht der Schlange.
Das erstere Buch ist wesentlich dichter und athmosphärischer, wohingegen das zweitere Buch auch nicht schlecht ist - oder mir zumindest einen netten Lesezeitvertreib beschert hat. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
*Wirklich* schlecht ist es mir nicht vorgekommen ... nur halt etwas "seltsam" ... was bei mir aber auch daran liegen dürfte, daß ich bisher kaum Aventurienromane gelesen habe. In einer Fantasy-Welt ist ja generell so ziemlich alles möglich ...
Randnotiz : Der Begriff "Aventurien" könnte vom Begriff der "aventiuren" stammen, der "Abenteuer" in der mittelalterlichen, höfischen Dichtung meint (habe gestern das Niebelungenlied zu Lesen angefangen).
When you find a big kettle of crazy, it's best not to stir it. --Dilbert cartoon
"Interplay.some zombiefied unlife thing going on there" - skavenhorde at RPGWatch
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Ich hab ja noch eins gelesen, auch von ihm. Und zwar den Sammelband "3 Nächte in Fasar"
Die Geschichte hat mir sehr viel besser gefallen. Die Charaktere sind sehr schön ausgearbeitet, die Geschichte größtenteils unvorhersehbar und was mir am besten gefallen hat, es gibt keine ausweglose Situation wie in anderen Geschichten, die nur durch glückliche Umstände oder weil die Figur einfach weiterleben müßte, sondern es ist "realistisch" geschrieben. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
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Joined: Mar 2003
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Ja, die "3 Nächte in Fasar" sind sehr gut, zumindest wenn man nichts gegen Geschichten aus 1001 Nacht hat. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> Das war dann wohl das von dir zunächst nicht namentlich genannte zweite DSA-Buch? (eigentlich sind es sogar drei, aber du hast ja den Sammelband <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />)
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Joined: May 2004
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Es folgt die Rezension eines weiteren DSA-Romanes, welchen ich kürzlich gelesen habe. Diesmal hat es etwas gedauert, meinen Eindruck aufzuschreiben, weil es einige Details zu klären galt. Im Buch tauchen eine Menge Namen auf, vor allem die aventurischer Adliger. Es interessierte mich sehr zu wissen, ob diese in der offiziellen DSA-Geschichtsschreibung auftauchen. Zu einigen habe ich nichts gefunden, bei den anderen scheinen die Angaben zu stimmen!
"Der Scharlatan" stammt von Ulrich Kiesow, dem leider schon verstorbenen DSA-Gründer. Da ist es nicht verwunderlich, daß der Autor wichtige aventurische Persönlichkeiten einbauen konnte. Man hat mir bereits gesagt, der zweibändige Roman "Das Zerbrochene Rad" sei eine Art Fortsetzung.
Nach neuerer Zählung handelt es sich um den 1. DSA-Roman überhaupt. Deswegen gibt es eine erklärende Einleitung, die den vollkommenen Neuling mit Aventurien und DSA vertraut macht und die wichtigsten Begriffe erläutert.
Die Geschichte spielt im Kosch einige Jahre nach dem Putschversuch von Answin von Rabenmund. Selissa von Jergenquell gehört zu den Ferdoker Lanzerinnen, einer Eliteeinheit der Region. Sie wird in ein Komplott gegen die Familie hineingezogen, bei dem angeblicher Verrat und Mord eine Rolle spielen. Ihr zur Seite stehen ihr Geliebter, der bornländische Graf Arvid von Geestwindskoje, sowie die Magd Algunde. Natürlich kommen noch diverse Lanzerinnen vor sowie eine KGIA-Agentin und ihre Helfer. Eine Szene mit Fürst Blasius von Eberstamm zeigt, wie Rivalitäten am Hof ausgetragen werden.
Die wirkliche Hauptfigur ist jedoch der titelgebende Held namens Gerion, welcher sich mit Tricks, Magie, Menschenkenntnis und Gerissenheit durchs Leben schlägt. Zum Glück wird eine Erklärung geliefert, warum er bei all diesen Qualitäten als Jahrmarktszauberer durch die Lande zieht, anstatt ein sorgenfreies Leben als geachteter Magier zu führen. Wie Gerion verbittert seine Sicht auf das Leben schildert, wie ihn Erinnerungen an seine Vergangenheit - ein ganz anderes Leben - plagen und wie die Lebenserfahrung ihn zum Pessimisten hat werden lassen - das sind unglaublich gut geschriebene, realistische Passagen, die zum Besten zählen, was ich je im Rahmen von DSA gelesen habe.
Der Scharlatan versucht die Helden vom absehbaren Vergeltungsplot abzuhalten und wirft gegen den rondrianischen Ehrenkodex der Kämpfer sein realistisches, vernünftiges Weltbild in die Waage - ein Aufeinandertreffen der Weltanschauungen. Daneben gibt es zahlreiche lustige oder spannende Stellen. Es handelt sich um einen durch und durch stimmungsvollen DSA-Roman; man taucht richtig ein in die beschriebene Welt. Das Lied vom Hetmann Faenwulf, allen Kennern der alten Thorwal-Box bestens bekannt, ist nur eines von vielen Schmankerln am Rande!
Auch wenn viele meiner Bekannten von dem Roman schwärmen, so kann man dennoch einige kleinere Details kritisieren: Die vorne im Buch enthaltene Karte mit den Orten des Geschehens hilft zwar bei der Orientierung, verrät aber wichtige Handlungselemente. Im Gegensatz zur Beschreibung auf dem Buchrücken wenden sich die Kampfgefährtinnen nicht einfach von Selissa ab. Hier stören die Klischees, daß die Hauptheldin natürlich die beste Lanzerin ist, sie und viele ihrer Kolleginnen extrem gutaussehend sind usw. Unklar bleibt, warum das Wort der einen Lanzerin das der anderen klar überwiegt. In der entscheidenden Schlacht gibt es keine Aussprache der Gegner. Sonst nervt so eine Verzögerung, hier ist es eher schade, daß sie fehlt. Unrealistisch und überflüssig erscheint, daß sich die hübsche Kriegerin dem alternden Zauberer hingibt, obwohl sich ihr junger, gutaussehender Geliebter in der Nähe befindet. Ganz am recht interessanten Ende gibt es eine letzte Wendung, welche ebenfalls an den Haaren herbeigezogen wirkt.
Von diesen leichten Abstrichen abgesehen, handelt es sich sicherlich um einen der besten DSA-Romane überhaupt. Das weckt Vorfreude auf "Das Zerbrochene Rad" (falls man es noch nicht kennt)...
( <img src="/ubbthreads/images/graemlins/offtopic.gif" alt="" /> Irgendwie haben dieses Jahr alle einen bestimmten Termin verpennt. Offenbar schreibe ich nicht mehr oft genug, um im Gedächtnis zu bleiben.)
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Joined: Mar 2003
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KAMPF UM TALANIA von Hans-Joachim Alpers: (Band 7 der Reihe "Rhiana die Amazone")
Nach dem recht spektakulären vorherigen Band der Reihe erwartet den geneigten Leser mit "Kampf um Talania" im Grunde ein klassischer, aber höchst unpassend betitelter Übergangsroman. "Ankunft auf Talania" wäre ein wesentlich besserer Titel gewesen, denn genau darum geht es: Prinzessin Rhiana und ihre (mehr oder weniger) treuen Gefährten erreichen endlich das Inselkönigreich, das nun vom Usurpator und Flammenbund-Diener Hogard (der einst Rhianas Vater König Arlos gestürzt hatte) ausgepreßt wird. Diese Ankunft auf Talania hat gleichzeitig zur Folge, daß "Kampf um Talania" nicht mehr allzu aventurisch ausgefallen ist. Während die bisherigen sechs Bücher der Reihe zwar in der Vergangenheit, aber eben doch im altbekannten Aventurien mit Schauplätzen wie Havena, Gareth oder den Zyklopeninseln stattfanden, betritt Hans-Joachim Alpers hier ein ganz neues Reich - was er durch die Erfindung etlicher (IMHO sogar zu vieler) speziell talanischer Begriffe unterstreicht. Folgerichtig kommen in diesem Buch auch ausschließlich talanische Personen vor (abgesehen von Rhianas Gefährten, versteht sich). Soll heißen: Charaktere aus den vorherigen Romanen sind hier nicht zu finden: Flammenbündler und Gaukler werden bestenfalls erwähnt, die armen Tobrier nicht einmal das (und trotzdem hoffe ich noch immer, daß sie komplett aus der Geschichte raus sind, denn in dem Fall wäre das ziemlich unbefriedigend für diese Storyline).
Stattdessen wird wieder einmal ein komplett neuer Handlungsstrang eingeführt, der dann auch gleich fast die Hälfte des Romans ausmacht. Darin geht es um die Shauka, eine Gruppe von Vogelfreien und Rebellen auf Talania, und ihre Anführerin Nialin. Während dieser neue Strang zunächst recht zäh beginnt, erweist er sich letztlich als der deutlich interessantere, weil actionreichere und phantastischere. Leider gleitet Herr Alpers bei der Erzählung von Nialins Abenteuern gelegentlich etwas ins Science-Fiction-Genre ab, kaschiert das aber immerhin gut genug, damit es nicht wirklich stört. Im Gegensatz dazu sind die Erlebnisse von Rhiana und Co. reichlich unspektakulär ausgefallen. Wie gesagt: "Kampf um Talania" ist ein echter Übergangsroman, der einen Showdown oder zumindest Zwischen-Showdown im nächsten Band "Der Turm von Jubra" vorbereitet. Nicht mehr und nicht weniger.
Damit handelt es sich letztlich um nicht mehr und nicht weniger als einen höchst durchschnittlichen Roman. Und das entspricht der Schulnote 3.
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