Naja, ich sehe da schon noch recht deutliche Unterschiede zwischen diesen beiden Staaten. In Russland ist die Opposition zahlenmaessig noch sehr gering (kann sich vielleicht aendern, wenn die Wirtschaft weiter den Bach runter geht), ausserdem sorgt die ausgefeilte Propagandamaschinerie des Kreml im Verbund mit Putins flammenden Appellen an Patriotismus und "Rechtschaffenheit" billig, aber effektiv fuer Jubel. Daran wird sich so schnell auch nichts aendern.

In der Tuerkei dagegen sehe ich eher Parallelen zur Ukraine: Es gibt eine grosse Gruppe erklaerter Anhaenger von Saekularitaet, Demokratie und Buergerrechten - allerdings konzentriert die sich wohl weitgehend auf die Grossstaedte und/oder den kleinen europaeischen Teil der Tuerkei. Die Landbevoelkerung und die gottesfuerchtigen konservativen Islamanhaenger halten sowas dagegen fuer Teufelszeug (aehnlich dem durchschnittlichen CSU-Waehler ... wink ) und unterstuetzen deshalb Erdogan bedingungslos. Im Unterschied zur Ukraine ist allerdings die Gruppe der Gegner "westlicher Werte" groesser als die der Anhaenger, und deshalb ist Erdogan vorerst sicher. Zumal der ja wohl konsequent weiter die Moeglichkeiten der Bevoelkerung beschneiden wird, etwa ueber das Internet an Informationen zu gelangen.

In beiden Faellen kann meines Erachtens wirklich nur eine eklatante wirtschaftliche Krise fuer ein Umdenken in einem genuegend grossen Teil der Bevoelkerung sorgen (vor allem, seitdem Erdogan den Grossteil seiner anfangs vielen Kritiker in der Armee ausgeschaltet hat). In der Tuerkei wird das auf absehbare Zeit nicht geschehen, in Russland ist die Chance groesser, aber dafuer auch Putins Machtfuelle und sein Rueckhalt in der Bevoelkerung.

Unterm Strich sehe ich ergo leider aehnlich schwarz wie du. Und da reden wir ja noch gar nicht ueber die verblendeten Spinner von IS, Boko Haram, Al Schabaab oder der Tea Party (ja, das war jetzt etwas fies, die in diese illustre Aufzaehlung mitaufzunehmen laugh ) ...