FURY

(Der deutsche Titel "Herz aus Stahl" spricht in seiner primitiven Kitschigkeit wieder für sich)

Worauf dieser Film letztlich hinaus will, wird eigentlich schon in den ersten paar Sekunden klargestellt, indem man den Zuschauern im Vorspann erzählt, dass die Amerikaner in ihren schwächlichen kleinen Shermans den übermächtigen Deutschen in ihren unzerstörbaren Tigern ja eigentlich hoffnungslos unterlegen waren. Eine handvoll Männer im dunklen Wald, umzingelt von ganzen Horden blutrünstiger Wölfe. Aber sie hatten durch den gläubigen Richtschützen und seine Bibelzitate natürlich Gott auf ihrer Seite und so wurden sie zu Helden, die zahllose Bestien mit in den Tod nahmen. Das ist zwar ziemlicher Unsinn, aber auf historische Authentizität verzichtet dieser Streifen sowieso und kramt lieber dümmliche Klischees hervor. Und so lernt man im Verlauf dieses Films ein paar wichtige Dinge über die alliierte Invasion:

  • Ein Amerikaner konnte mit einem Schuss mindestens fünf Deutsche töten (so wie schon im wilden Westen mit den Indianern). Deutsche hingen trafen hauptsächlich die eigene Zivilbevölkerung - es sei denn, man brauchte eine ergreifende Abschiedszene für gefallene amerikanische Helden. Eine Ausnahme bildete nur der deutsche Tiger-Panzer. Der musste natürlich für die Dramatik erst mal ein bisschen metzeln, bevor die amerikanische Siegfried-Version dem Drachen den Kopf abschlagen konnte.
  • Deutsche Scharfschützen konnten einen deutschen Zivilisten aus großer Distanz mit einem Schuss direkt in den Kopf töten, aber einen amerikanischen Helden, der oben auf einem kaputten Panzer steht, konnten sie mit drei Schuss aus nächster Nähe nur verwunden.
  • Deutsche schossen mit grünen Laserstrahlen und Amerikaner mit roten Lasern. Bei den FX hat sich offenbar jemand vom Star-Wars-Team zum Set verirrt. Mal abgesehen davon, dass Leuchtspurmunition nur zu bestimmten Zwecken eingesetzt wurde - und ganz sicher nicht von deutschen Soldaten die im Hinterhalt lagen. Da hätten sie auch gleich eine große Hinweistafel aufstellen können, mit einem dicken roten Pfeil, auf dem steht "HIER SIND WIR!". Aber wie schon erwähnt, um Authentizät geht es nicht und das eigentliche Zielpublikum ist sowieso zu blöd, um sich daran zu stören.
  • Grausame Amerikaner zu zeigen, die Kriegsverbrechen begehen, ist kein Problem, solange man immer direkt danach grausame Deutsche zeigt, die noch schlimmere Kriegsverbrechen begehen. Das rechtfertigt alles und hat später in Vietnam, Korea, Irak, usw. ja auch noch gut funktioniert.
  • Wenn Deutsche grausam waren, dann weil sie alle böse Nazis waren. Wenn Amerikaner grausam waren, dann weil sie traumatisiert waren und nur ihre Pflicht erfüllten.
  • Das mit den Nazis gilt natürlich nur für deutsche Männer, denn deutsche Frauen waren alle Nutten, die man mit ein paar Zigaretten oder einem Päckchen Kaugummi flachlegen konnte.
  • Deutsche sprachen damals offenbar hervorragend Englisch oder Amerikaner hervorragend Deutsch, denn die Deutschen konnten sich mit ihren gerade eingerückten Besatzern mühelos über Gott und die Welt unterhalten.
  • In Deutschland konnte innerhalb von einer Minute finsterste Nacht hereinbrechen. Allerdings nur draußen, durch die Sichtluken eines amerikanischen Panzers fiel weiter unbeirrt Tageslicht.
  • Egal, welch infernalisches Kampfgetöse kurz zuvor auch herrschte, sobald sich die beiden letzten amerikanischen Helden ihren Abschiedsdialog zuflüstern wollten, schwiegen die deutschen Waffen - auch, damit sie die traurige Musikuntermalung nicht störten.
  • Wenn man zwei Handgranaten in einen amerikanischen Panzer warf, töteten diese zwar die Besatzung - aber ohne sie zu zerfetzen oder den Panzer in Brand zu stecken, denn schließlich mussten die toten Helden ja noch einigermaßen gut aussehen.
  • Allerdings brauchen Amerikaner ein Happy-End, also musste man dafür unbedingt den einzigen guten Deutschen im Land auftreiben - sinnigerweise einen von der brutalen Waffen-SS, damit der in seiner schneidigen Uniform auch ein bisschen was hermacht...

Tja, mehr gibt es über den Film eigentlich nicht zu sagen. Das war der übelste Propagandamüll, den ich seit langem gesehen habe, und eine erneute Bekräftigung der imaginären "Deutsch-Amerikanischen Freundschaft". Offenbar muss die amerikanische Bevölkerung mal wieder auf den nächsten Krieg vorbereitet werden. Ich würde ja sagen, da ist wieder was im Bush, aber noch ist ja Obama am Ruder. Auf jeden Fall trieft der Schinken von Pathos und bigottem Patriotismus und wurde vermutlich von der Tea Party finanziert. Kann man sich komplett ersparen.