Originally Posted by elgi
Tja, das ist der springende Punkt: Auf DICH zeigt niemand den Finger...

Tatsächlich? Schon in der Grundschule wird einem hier beigebracht, dass man sich permanent Asche aufs Haupt streuen soll, für Verbrechen, die unsere Großväter oder Urgroßväter begangen haben. Und ich hab diesen Käse sogar eine ganze Zeit lang mitgemacht, bis ich vor ca. 15 Jahren angefangen habe, mich mal intensiv mit der Geschichte auseinanderzusetzen.

Geplatzt ist der Knoten bei mir vor einigen Jahren, als ich Verwandte in Norwegen besucht habe. Ich war mit meiner Cousine in Stavanger zum Einkaufsbummel, als mich irgendein Norweger mit ihr Deutsch reden gehört hat. Er hat mich böse angesehen und nur "Nazi" gesagt. Darauf bin ich rübergegangen und hab ihm mit einem freundlichen "Heil Hitler" eins in die Fresse gehauen. Weil ich mir spontan gesagt habe, wenn man mich nur aufgrund der Tatsache, dass ich Deutscher bin, als Nazi beschimpft, dann kann ich mich ja mal wie einer benehmen.

Und dieser Schlag war in gewisser Weise ein Befreiungsschlag. Mir ist in diesem Moment klargeworden, dass ich mich für gar nichts schuldig fühlen muss, für gar nichts die Verantwortung trage und mir von niemandem gefallen lassen muss, als Nazi bezeichnet zu werden. Der Krieg war Jahrzehnte vor meiner Geburt zu Ende und selbst meine Eltern waren da noch im Kindergartenalter. Und wenn irgendein Betroffenheits-Gauck oder sonstiger Suppenkasper mit betretener Büßermine mal wieder was von der "Schuld des Deutschen Volkes" faselt, dann lache ich ihn einfach aus, denn von denjenigen die tatsächlich eine Schuld für die Nazizeit tragen lebt fast keiner mehr, also wie können wir heute noch an irgendwas schuld sein?

Wenn die deutsche Politik irgendwas tut, was anderen in Europa nicht passt, dann druckt die griechische Presse ein Foto von Merkel mit Hitlerbärtchen und Hakenkreuzarmbinde. Und die englische Presse macht das ja auch mal ganz gerne. Vorsicht, sie sind wieder da, die bösen Nazis, die Europa beherrschen wollen! Und die Nazikeule wird auch noch die nächsten 100 Jahre ausgegraben werden, wenn anderen irgendwas nicht passt, was wir tun. Und warum? Weil wir uns das gefallen lassen. Weil wir selber nicht müde werden, immer noch im Büßergewand rumzulaufen und alle anderen auffordern, Steine nach uns zu werfen.

Die Opferzahlen von Stalins Terrorherrschaft werden im Schnitt auf ca. 10 Millionen Menschen geschätzt. Aber selbst Putin wird auf Schmähplakaten nicht als Stalin dargestellt, sondern als Hitler. Warum? Weil die Russen sich wegen Stalin nicht permanent Asche aufs Haupt streuen, also tut es auch kein anderer. Wir können uns für Dinge schämen, die unsere Regierung heute tut oder unterlässt. Und dafür können wir uns auch schuldig fühlen, weil wir sie gewählt haben. Aber sicher nicht für irgendwas, was vor einem Dreivierteljahrhundert passiert ist.

Wenn das da oben für Dich "relativierender Quatsch" ist, dann interessiert mich das wenig und wundert mich auch nicht, denn schließlich kriegen wir unsere politische Korrrektheit ja schon im Kindesalter antrainiert und der Unsinn mit dem Relativieren ist ja das übliche Totschlagsargument, mit dem man jede kritische Stimme zum Schweigen bringen will. Ich weiß, was ich die letzten 15 Jahre an Fachliteratur gelesen habe und dass diese ganze politische Korrektheit zu dem Thema einfach nur eine Riesenarschkriecherei mit Methode ist. Denn solange andere Nationen uns einreden, dass wir uns heute noch für irgendwas aus der Vergangenheit schuldig fühlen müssten, kann man unsere eigenen Interessen unterdrücken und uns in die Richtung ihrer Interessen manipulieren. Dass wir zu allen Kriegsverbrechen unserer "Freunde und Partner" in USA und Israel immer die Schnauze gehalten haben und sie dabei sogar noch unterstützen, ist ja das beste Beispiel dafür.