Erdogan hat schon vor Jahren gesagt, dass er und seine Partei (welche auch immer gerade mal nicht verboten war) die Demokratie als einen Zug betrachten, in den sie steigen, bis sie am Ziel angekommen sind. Oder dass die Demokratie - mithin aber auch alle anderen Regierungsformen - nicht das Ziel seien, sondern nur der Weg. Mit dem Ziel "Wohlstand fuer die Menschen".

Mit anderen Worten: In der Weltanschauung von Erdogan ist die Demokratie (und der Laizismus) nicht an oberster Stelle... war es nie und wird es nie sein. Wie jeder selbstherrliche, aber gewaehlte Autokrat nutzt er sie, um seine Macht zu konsolidieren, und sobald andere Mittel erfolgsversprechender sind, werden sie halt genutzt. Dabei glaube ich Erdogan sogar zum Teil, dass er das alles, was er sagt, tatsaechlich auch glaubt. Das ist aber natuerlich egal.

Der Punkt ist: Erdogan braucht in der Tat keinen Putin, um sich seine Ziele vor Augen zu halten und sie energisch anzugehen und irgendwann zu erreichen. Er nimmt sich alle Partner, die er zu einer bestimmten Zeit braucht, und laesst sie dann - wenn sie ihm nix mehr nuetzen - links liegen.
Insofern kann ich mit diese wiederholten Vergleich der Tuerkei mit Russland nicht wirklich viel anfangen.


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"