Bevor das Ganze hier endgültig in die ewigen Jagdgründe eingeht, so wie Pierre Brice neulich (Nanu? kein Nachruf von Ralf?), gibt's heute drei Rezensionen zum Preis von einer:



MORTDECAI (DER TEILZEITGAUNER)

Von und mit Johnny Depp bei dem, was er am besten kann: Hat er als Captain Jack Sparrow schon unnachahmlich schön geschnöselt, setzt er hier noch einen drauf. Die Idee, einen versnobten und etwas vertrottelten britischen Aristokraten zu spielen, hätte ihm wirklich schon eher kommen können. Der halbseidene und einen luxuriösen Lebensstil pflegende Kunsthändler Mortdecai steckt mal wieder in Geldnöten und hat das Finanzamt mit ein paar Millionen an Steuerschulden im Kreuz, als er über den Deal seines Lebens stolpert, der ihn von allen Geldsorgen befreien und sein altehrwürdiges Anwesen vor der Pfändung retten könnte. Er soll ein lange verschollenes Meisterwerk von Goya auftreiben, auf dessen Rückseite sich angeblich die Nummer eines Schweizer Bankkontos befindet, welches mit Hermann Görings Nazigold befüllt sein soll.

Die chaotische Schatzjagd führt ihn um den halben Globus und schnell wird das Finanzamt zu seinem geringsten Problem, denn nun hat er neben dem britischen Geheimdienst auch noch einen russischen Oligarchen, die chinesische Mafia und einen fanatischen Terroristen im Nacken, während sich daheim im trauten England ein alter Studienrivale an sein geliebtes Eheweib heranmachen will. Dass er das überhaupt überlebt, hat er seinem getreuen Diener, Leibwächter und Mädchen für alles namens Jock zu verdanken, der für ihn nicht nur den Kopf, sondern auch alles andere hinhält.

Mal wieder ein absolut sehenswerter Depp, der gerne noch ein paar Fortsetzungen bekommen könnte - was aber wohl leider kaum der Fall sein wird. An den Kinokassen ist er wieder gnadenlos gefloppt, von den Kritikern wurde er wie üblich zerissen, aber ich fand ihn very amusing. Lang lebe der Mustache! 9/10 (mit meinem Depp-Bonus. Für alle anderen 7/10)

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THE GUEST

Es hätte ein guter Thriller werden können, wenn der Regisseur dem Zuschauer nicht schon von Anfang an deutlich klar machen würde, dass mit seiner Hauptfigur definitiv etwas nicht stimmt, indem er ihn nach seinem charmanten Buddha-Lächeln in unbobachteten Momenten immer wieder kalt und finster in die Kamera blicken lässt - oder besser gesagt, abwesend hindurch. Und wenn man sofort merkt, dass der Bursche nicht ganz koscher ist, dann wird der Rest natürlich sehr vorhersehbar und vorbei ist es mit dem Thrill.

Familie Peterson hat ihren Sohn Caleb im Afghanistan-Krieg verloren, als eines Tages ein junger Bursche namens David an die Tür klopft und sich als ehemaliger Kampfgefährte und guter Freund Calebs vorstellt, um ein paar letzte Worte des gefallenen Sohns zu überbringen. Zunächst noch etwas zurückhaltend empfangen - besonders von Tochter Anna und Vater Spencer - gelingt es David jedoch schnell, sich bei den Petersons beliebt zu machen, die ihm sogar anbieten, eine Weile in Calebs altem Zimmer zu wohnen. Besonders beim jüngeren Sohn Luke hat er schnell einen Stein im Brett, als er ein paar Fieslinge vermöbelt, die Luke in der Schule immer mobben.

Tochter Anna merkt als erste, dass mit David etwas nicht stimmt, als sie zufällig ein Telefonat Davids mitbekommt, bei dem es darum geht, dass er gesucht wird und eine Gesichtsoperation benötigt. Sie lässt beim Militär Nachforschungen über ihn anstellen und läutet damit das Ende ihrer Familie ein, denn David gefällt es gar nicht, dass jemand in seiner Vergangenheit herumschnüffelt.

Ab ca. der Hälfte des Films beginnen dann die unweigerlichen Gewaltexzesse - die auch nur funktionieren, indem die Opfer dem beliebten Schema folgen, sich so dumm wie möglich anzustellen, um auch garantiert getötet zu werden. So bringt sich Mutter Laura Peterson beim Schusswechsel nicht etwa hinter der angerückten militärischen Spezialeinheit und ihren Fahrzeugen in Sicherheit, sondern rennt kreischend zurück ins Haus, wo David lauert. Annas Freund Craig greift sich nicht etwa eine der direkt neben ihm liegenden Waffen, nachdem der Waffendealer von David erschossen wurde und er merkt, dass nur eine Kugel im Magazin war, sondern rennt übers freie Schussfeld davon, um sich auch garantiert eine Kugel in den Rücken einzufangen. Und als Anna David in der Schule mit der falschen Blutspur austrickst, schießt sie den Mörder ihrer Freunde und Eltern nicht etwa von hinten nieder, sondern wartet erst mal seelenruhig ab, bis der sich langsam umdreht, um ein Schwätzchen mit ihr zu halten. Krönung des Ganzen ist allerdings das Army-Spezialkommando, das so chaotisch herumstolpert, dass David ein regelrechtes Tontaubenschießen mit ihnen veranstalten kann und innerhalb von Minuten alle erledigt hat. Gut, dass diese Typen nicht auf Bin Laden angesetzt wurden, sonst hätte dessen Wellensittich sie vermutlich alle zu Tode gepickt, bevor sie gemerkt hätten was los ist.

Am Ende folgt dann auch unweigerlich das, was in allen drittklassigen Filmen so beliebt ist: Der mehrfach niedergeschossene, niedergestochene und totgeglaubte Psycho wird irgendwie wieder putzmunter und killt einen Feuerwehrmann, um sich in dessen Montur und mit Gasmaske getarnt vom brennenden Schauplatz zu schleichen. Unglaublich originell. Früher war das immer ein Hinweis darauf, dass von dem Käse eine Fortsetzung droht - hier ist das hoffentlich nicht der Fall. 3/10

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KINGSMAN

...ist reines Popcornkino mit Schirm, Charme und Melone. Die Kingsmen sind ein so geheimer Geheimdienst, dass nicht mal die Geheimdienste wissen, dass es ihn überhaupt gibt. Gegen ihre Kampftechniken wirkt James Bond wie ein tumber Schläger und gegen ihre Spezialausrüstung wirkt das 007-Arsenal wie Spielzeug aus Überraschungseiern. Als Sohn eines im Einsatz getöteten Kingsman stößt Gary - genannt "Eggsy" - zur Truppe der in England beheimateten Gentlemen-Spione und ist nach seiner Ausbildung zum Kingsman auch fix damit beschäftigt, die Welt vor dem verrückten superreichen Schurken Richmond Valentine (Samuel L. Jackson in Nerd-Outfit und mit Sprachfehler - muss man gesehen haben!) zu retten, der dem Klimawandel ein Ende bereiten will, indem er die Weltbevölkerung ebenso drastisch wie effizient auf ein Mimimum reduzieren möchte. Abgesehen von den "Auserwählten" natürlich - allesamt Staatsoberhäupter, Wissenschaflter und Wirtschaftskapitäne, die von ihm kontrolliert werden.

Den Rest inklusive seiner Referenzen solltet ihr euch selbst angucken, euch erwartet eine amüsante Mischung aus X-Men, Matrix und allen James-Bond-Filmen, die ihr je gesehen habt. 8/10

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