Sieh an... eine Diskussion, bei der es um die Unterschiede zwischen Frau und Mann geht... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />

Alrik: Wie weit Deine theroetischen Überlegungen der Wahrheit entsprechen, vermag ich nicht zu sagen. Ich weiß nciht mal, ob wir als Männer überhaupt in der Lage sind, das Streben von Frauen auch nur im Ansatz zu verstehen geschweige denn vorauszusagen. Dazu wäre es tatsächlich nötig, mal nur Frauen ein Spiel wie "Gothic" entwickeln zu lassen. Jedoch ist es mMn zum einen so, dass die programmierenden Frauen noch immer in einer männerdominierten Welt programmieren. Bei allem Gerede über Gleich"berechtigung" - wir Menschen werden noch immer größtenteils mit männlichen Augen ge- und bemessen. Egal, ob die Augen die eines Mannes (der kann's sowieso kaum anders) oder die einer Frau sind. Im Laufe der Jahrtausende haben die Frauen es sich wahrscheinlich angewöhnt, die Welt ebenfalls durch männliche Augen zu messen. Mit anderen Worten: eine rein weibliche Sicht auf die Realität oder die Dinge, die uns so beschäftigen, beginnt gerade erst, sich ganz zaghaft zu entwickeln. Von daher wäre durchaus die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass die Unterschiede eines "weiblichen" Gothics zu dem jetzigen Produkt gar nciht mal sooo groß wären - vielleicht wärest Du tatsächlich bitter enttäuscht! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
MMn besteht dabei allerdings die Gefahr, sich bei der Meinungsbildung ("Frauen sehen die Welt anders als Männer") an Klischees zu orientieren. Klischees, die *vielleicht* zutreffend sind, die wir aber - dank unserer von eben diesen Klischees bereits hoffnungslos entstellten Wahrnehmung - *vielleicht* auch für die "Wahrheit" halten. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz: Was ist Klischee, was nicht?
Ich persönlich bin der Meinung, dass wir diese Frage ohnehin nie erschöpfend beantworten könnten. Wir sind jeder ein Individuum, und um zuj wissen, wie ein anderer die Welt *empfindet* - egal ob Frau oder Mann - müssten wir mit unserem vollständigen Bewusstsein in das Bewusstsein ines anderen Individuums eindringen (ohne jenes auch nur im gerinsten zu beeinflussen). Eine Vorgehensweise, die glücklicherweise praktisch-technisch (noch) nicht d8rchführbar ist und hoffentlich auch niemals durchführbar sein wird.

Erfahrung und Menschenkenntnis mag hier ein wenig weiterhelfen, doch eine wirklich zufriedenstellende Antwort werden wir wohl niemals finden. Und vielleicht ist das auch ganz gut so, haben wir doch dadurch die einmalige Chance, wirklich ein Individuum zu *bleiben*.

Weiterhin: Ein RPG soll glaubhaft neben einer lebendigen Spielfigur auch eine andere Welt darstellen. Ob diese Welt nach unserer Logik oder unseren Realismus-/Naturgesetzen funktioniert, ist dabei nebensächlich. Wichtig ist nur, dass die Regeln inn erhalb dieser erdachten Welt stimmig sind und einer eigenen Logik folgen. Beliebtes Beispiel: Das Wirken von Zaubern, die Existenz anderer Ebenen etc. Obwohl diese Dinge nach unserem gegenwärtigen irdischen Verständnis ein Produkt unserer Fantasie sind und vermutlich nur in unserer Vorstellung eine Art "Scheinexistenz" führen, können sie in einer erdachten Welt durchaus logisch und überzeugend realistisch sein. Man muss sich lediglich auf diese andere Welt einlassen - aber wem erzähle ich das in einem Forum, wo es von leidenschaftlichen RPGlern nur so
wimmelt!
Zu einer glaubwürdigen Darstellung einer Welt gehört jedoch auch ihre "soziale Existenz". Gothic ist an eine mittelalterliche Welt angelehnt, und wie es scheint, ist die Welt von Gothic - so wie unsere zur damaligen Zeit auch - eindeutig Männerdominiert. Eine Frauenwelt oder auch nur eine weibliche Heldin würde die Glaubwürdigkeit dieser Welt empfindlich stören, sofern es dafür nicht einen wirklich guten Grund geben würde. Sicher wäre es ein interesantes SPiel, zumal der weibliche Char weniger mit diversen Monstern als vielmehr mit unverrückbaren, im Laufe von Jahrhunderten gestählten Vorurteilen zu kämpfen hätte: "Du bist nur eine Frau!" "Dir verkaufe ich kein Schwert!" "Diese Felle hast du geklaut - eine Frau *kann* ja gar keinen Troll erlegen!" "Magierein willst du werden? Verschwinde an deinen Herd! Frauen *können* gar keine Magie wirken!"

Die Frage ist, Alrik: Sind wir in der Lage, eine Frau zu *spielen*, oder "wollen" wir nur mit jenen Klischees konforntiert werden, die so klischeehaft sind, das wir sie gar nciht mehr als solche wahrnehmen?
Vielleicht könnten wir mit einer weiblichen Heldin in einer weiblichen Gothic-Welt gar nichts anfangen (vorausgesetzt, jemandem sollte tatsächlich das Meisterstück gelingen, sämtliche Klischees hinter sich zu lassen und die Menschwerdung noch einmal von ganz zu Beginn an mit Betonung auf die Frau Revue pasieren zu lassen)? Vielleicht wären Questen und Rätsel dann so gestaltet, dass wir keinerlei Ahnung hätten, was wir davon halten sollten?

Vielleicht aber... vielleicht auch wäre der Unterschied tatsächlich nur minimal. Und dann wären wir auch enttäuscht - weil unsere klischeehafte Vorstellung nicht erfüllt worden ist. "Realität" oder doch nur... Klischee?