guten tag!

so, ich bin mal kurz vom jowood-forum hier rübergeswitcht. da ich das thema interessant finde und dort die meisten leute sehr unwirsch darauf reagiert haben, möchte ich hier mal meine ansichten zu dem thema äußern. auch finde ich sehr schön, dass hier leute sind, die lust haben zu kommunizieren und nicht bloß rumzuschocken.
zunächst mal finde ich (hier darf ich es ja sagen <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> ) gothic 1 und 2 extrem gelungen, beide haben viel spaß gemacht. dass es sich um eine patriarchal organisierte welt handelt, habe ich halt so hingenommen - es ist ja auch irgendwie nur ein spiel und zum teil fand ich genau das auch eher witzig. das sage ich so für mich, der ich mich schon seit längerem mit dem thema geschlechterverhältnis beschäftige. dass so ein spiel für irgendwelche 10-13jährige ein weiterer mosaikstein einer patriarchalen sozialisation sein kann, ist glaube ich auch unstrittig (wobei ich hier die reale welt viel viel wichtiger finde).
die frage, die ich mir nach dem durchlesen der ganzen posts stelle, ist schon: worum geht es denn eigentlich. um die reale welt und vermarktungsprozesse oder um rollenspiel? ich behaupte mal wie schon andere vor mir, dass im rollenspiel alles möglich ist, solange die innere logik erhalten bleibt. also könnte es ein frauengefängnis geben, dass genauso organisiert ist, wie das männergefängnis in gothic1. oder auch eine grosse gruppe, in der alle frauen den ganzen tag stricken und häkeln <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> oder frauen und männer gemeinsam in einem gefängnis, weil frauen und männer gleichberechtigt sind (ok - in diesem zusammenhang ein etwas unpassendes wort). was spricht dagegen? nichts. außer der bezug zur realen welt. und zwar der heutigen welt (und nicht der pseudo-mittelalterlichen: wir befinden uns in einer fantasie welt!). und hier geht es um zweierlei: die welt der programmierer und die welt der konsumenten ("gamer-deutschland" <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" /> ). und zwischen diesen beiden welten stehen vermarktungsprozesse als vermittlungsinstanz. und da wir im kapitalismus leben, ist der markt die entscheidende kategorie (auch eine binsenweisheit) - er ist als abstrakte größe wichtiger als die einzelnen menschen, aus denen er ja eigentlich besteht. und so banal es klingt - so banal funktioniert es ja auch tatsächlich: hast du als wichtigste zielgruppe patriarchal sozialisierte, männlich jugendliche, ist es erstmal naheliegend, ein entsprechendes spiel auf den markt zu bringen. wobei ich behaupten würde, dass diese prozesse größtenteils automatisch und unterbewusst vor sich gehen.
diese prozesse können natürlich von einzelnen oder auch von gruppen immer wieder durchbrochen werden. deshalb fand ich auch alriks post im jowood forum gut und wichtig. vielleicht kommt ja doch mal ein programmierer auf 'dumme gedanken' und baut hin und wieder mal eine frau ein, die nicht nur hausfrau oder bedienstete oder sonstwie abhängige ist, sondern selbständig handelndes und denkendes subjekt (geht bei bioware-rpgs ja komischerweise auch, ohne die 'mittelalterliche' athmosphäre zu stören).
aber - welcome to real life! - es geht hier natürlich letztendlich ganz essentiell um macht! und von dieser macht möchte mann ja lieber möglichst viel behalten (hmm - einmal gekostet von diesem süßen saft...). deswegen gibt es auch bei derartigen diskussionen immer wieder männer oder jungs, die total ungehalten und abwehrend-aggressiv reagieren. auch dies, behaupte ich, geschieht automatisiert und eher unterbewusst.
ich komme mal zum schluss... ich persönlich würde es sehr schätzen, wenn rollenspiele in dieser hinsicht fortschrittlicher werden würden (was sehr verschiedene facetten haben könnte und auch sehr subtil passieren kann - immerhin ist es ja trotz allem immer noch rollenspiel und nicht soziologie).
und in der richtigen welt ist es meiner meinung nach sowieso fakt, dass sich frauen untereinander genauso stark unterscheiden, wie männer untereinander und wie frauen und männer voneinander. d.h. es gibt sehr viel frauen sehr viel aggressiver sind als sehr viele männer, ebenso viele männer, die kommunikativer sind, als viele frauen usw. der wichtigste faktor, wegen dem es auch tendenzielle unterschiede gibt, sind tatsächlich die gesellschaftlich zugeschriebenen muster und werte ("soziales geschlecht") und die verteilung von macht (was sehr informell passieren kann).

schönen gruß.
stunner.