Mir ist da noch ein weiterer Gedanke gekommen: Die meisten uns erhaltenen historischen Schwerter dürften so aus dem 13.-15. Jh. stammen. Ältere Schwerter, wie jenes 900 g leichte "Wikingerschwert", sind eine echte Rarität. Zum einen wurden möglicherweise die alten Waffen nicht gesammelt und demzufolge bei Nichtbedarf entsorgt oder einfach vergessen - sie gingen im wahrsten Sinne des Wortes verloren, und da selbst heutige Schwerter noch immer aus Khlenstoffsthal bestehen, also einer Stahlsorte, die sehr schnell Rost ansetzt, dürften die gewöhlichen Schwerter schnell vom Zahn der Zeit zernagt worden sein. Die wenigen Schwerter, die ans der damaligen Frühmittelalterlichen zeit erhalten sind, stellen vielleicht die absoluten Meisterwerke der Schmiedekunst dar und sind qualitativ alles andere als ein normaler Standard, sondern sind weit weit über diesem anzusiedeln. Sonderanfertigungen sozusagen. Um sie mit den späteren Schwertern und den heutigen Anfertigungen zu vergleichen, müssten wir möglicherweise schon die absoluten "Top-Produkte" heraussuchen.
Dazu kommt noch, dass zu dieser Zeit das Schwert ein sehr kostbares Objekt gewesen sein dürfte, dass nur einer kleinen Elite zur Verfügung stand und wo die Zahl fähiger Schwertschmiede einfach klein war. Die üliche Waffe im 8. Jh war vermutlich tatsächlich noch die Axt. (?)

Im späteren Mittelalter - das Schwert hatte sich inzwischen als Waffe mehr als etabliert - wird es wahrscheinlich zu einer Inflation der Klingen gekommen sein. Eine Art "Massenfertigung" setzte ein, und wie wir alle wissen wird bei Erhöhung der Quantität immer als erstes die Qualität geopfert. Zwar war das Schwert noch immer ein kostbarer Besitz, doch auch schon für "einfachere Chargen" erschwinglich, so dass tatsächlich die kleinen Truppen damit ausgerüstet werden konnten.
Aus dieser Zeit sind uns viel mehr Klingen erhalten geblieben - wahrscheinlich nicht, weil sie den Umwelteinflüssen besser widerstanden haben, sondern einfach weil ihre Gesamtzahl um ein Vielfaches höher war.

Und um Ddraigs Gedanken fortzuspinnen: Noch im 9.Jh war der weitverbreitetste Rüstungstyp die Lederrüstung. Sie mag mitunter durch Metallplatten verstärkt gewesen oder beschlagen gewesen sein, doch die Grundlage der Rüstung war wohl Leder. Kettenhemden waren zwar schon bekannt, doch waren sie sehr kostspielig in der Anschaffung und wurden daher nur von Minderheiten benutzt. Die Vollplatte gar war noch gar nicht etabliert - zumal die damaligen Schmiede noch nicht in der Lage waren, größere Metallflächen gleichmäßig zu bearbeiten und gleichzeitig dünn genug zu halten, um sie tragbar zu machen.
Es ist aber ganz sicher ein Unterschied, um man ein STück Leder entzweihauen will oder seine Klimnge versucht, durch einen Harnisch aus Eisen zu treiben. Die fühen Klingen konnten sich eine flache (d.h. leichte) Schneide leisten, denn für Leder reichte das allemal aus. Um jedoch einen Harnisch aus Metall zu durchdrongen brauchte man viel mehr Wucht, udn gleichzeitig wurde die Klinge ungleich stärker belastet - musste also selbst stärker gearbeitet sein. Mehr brauch ich dazu nicht mehr zu sagen, denn das hat Ddraig ja schon alles getan.