Viel zusammenzufassen gab es meines Erachtens nicht. Das offensichtlich Wichtigste: OMG OMG OMG!!! Nicht so politisch, wie großflächig angekündigt... oh pardon... erwartet!
Langsam nervt es wirklich, daß vor solchen Veranstaltungen und Auftritten so vehement darüber spekuliert wird, wie politisch das Ganze ausfallen wird. Das schürt die Erwartungen vieler Zuschauer, die sich einfach ein bißchen was Skandalöses erwarten. Und setzt die Teilnehmer unter Druck - wie man auch in der Oscar-Nacht hier und da sehen konnte. So wie etwa bei Gael García Bernal, der meines Erachtens ohne großen Zusammenhang anmerkte, daß er ja als Mexikaner und Mensch usw. gegen alle Arten von Mauern sei - bei der Vorstellung der Nominierten für den besten animierten Spielfilm.
Von daher: Die Medien sollten einfach nicht im Vorfeld dieser Events über eine irgendwie geartete Politisierung reden, die vor allem bei den Oscars nicht einfach ist - die Präsentationen sind größtenteils inszeniert und die Dankesreden bestehen in den meisten Fällen aus Danksagungen an alle, die auch nur im Entferntesten mit der prämierten Person zu tun haben (wofür ich sogar Verständnis habe). Zumal viele der Prämierten relativ unbekannt sind, was gerne dazu verführt, das, was sie da brabbeln, sowieso nicht wirklich ernst zu nehmen.
Ansonsten fand ich die Show wie die letzten Jahre auch nicht sonderlich prickelnd. Kimmel war ganz OK, wie ich finde. Er hat ein paar nette Spitzen verteilt und seine Fehde mit Matt Damon - und wie der dabei mitspielt - war der unterhaltende Höhepunkt. Dass bei der Präsentation eines Oscars durch Matt Damon (zusammen mit Ben Affleck), die "Hau endlich von der Bühne ab"-Musik (mit Kimmel als Dirigent) erklang, wann immer Matt Damon redete, war ausgesprochen witzig.
Abgesehen davon... Präsentationen, naja. Am schlimmsten fand ich dieses Jahr die Idee, dass einige wenige Präsentatoren erzählen sollten, wer sie besonders inspiriert habe. Für Charlize Theron war es - natürlich höchstfreiwillig - Shirley MacLaine. Für Seth Rogen - ganz sicher absolut freiwillig - Zurück in die Zukunft (damit er mit Michael J. Fox und einem DeLorean auf die Bühne gehen konnte). Und für Javier Bardem schließlich - 100%ig und total freiwillig - Meryl Streep.
Diese Idee hätte man sich sparen können, wie ich finde.
Von den Preisen her war es - für mich recht überraschend - breit gefächert. Ich hätte La La Land weiter vorne erwartet... quasi als Trotzreaktion gegen die ach so finsteren Zeiten, in denen wir uns ja befinden. Aber stattdessen wurden die Preise wie gesagt relativ breit gefächert verteilt. Ich habe dieses Jahr leider kaum einen der Filme gesehen, insofern kann ich nicht viel Handfestes dazu sagen, sondern eher Gefühlsmäßiges.
Und vom Gefühl her fand ich Damien Chazelle beim Regie-Oscar keine berauschende Wahl. Gefreut hätte es mich für Mel Gibson, auch wenn man bei ihm ja aufgrund seiner verbalen Entgleisungen etwas vorsichtig sein soll, und auch für Denis Villeneuve - auch wenn ich "Arrival" nicht so überragend empfunden habe, wie er gerne geschrieben wird, finde ich die Regieleistung (und eigentlich auch das [adaptierte] Drehbuch) durchaus erstaunlich. Hinzu kommt, daß er mit Prisoners, Enemy, Sicario und jetzt Arrival mit seinen letzten Filmen wirklich gute Arbeit geleistet hat, die vor allem emotional zu packen weiß (neben der handwerklichen Güte). Und natürlich für mich als absoluten Fanboy quasi als Vorschuß für den neuen Blade Runner und hoffentlich dann demnächst Dune.
Casey Affleck... naja, die Sache mit den sexuellen Belästigungen wirft kein gutes Licht auf ihn. Macht ihn für mich auch nicht sympathischer, folglich hätte ich mich über einen Preis für Denzel Washington ungleich mehr gefreut. Aber nun ja...
Emma Stone... hier hätte ich Natalie Portman erwartet und Meryl Streep erhofft. Zumal Letztere ja auch in einem Musikfilm gespielt und damit ihre Oscar-Chancen erhöht hatte.
Aber grundsätzlich dürfte der Oscar in Ordnung gehen.
Viola Davis als beste Nebendarstellerin. Ich habe den Film noch nicht gesehen, daher kann ich zu ihrer Leistung nicht viel sagen. Aber ihre Dankesrede... Gott, ich fand sie furchtbar. Ja, emotional und so, ich weiß... aber auch so wirr und überladen... ich weiß nicht... hat mir nicht gefallen.
Und dann (bzw. als Erster am Abend) Mahershala Ali. Ich muß zugeben, daß ich ihn nur als Remy Denton in House of Cards kenne - und dort bereits überragend finde. Normalerweise würde ich Jeff Bridges jeden Oscar gönnen, allerdings fand ich weder seine Film Hell or High Water noch seine Leistung darin besonders überragend. Insofern habe ich mich wirklich sehr für Mahershala Ali gefreut - dem ja auch von so gut wie allen eine beeindruckende, relativ kurze Leistung in Moonlight attestiert wird.
Daß der Film dann auch - nach etwas Wartezeit - zum besten Film gekürt wurde, fand ich recht überraschend, weil ich La La Land erwartet hätte. Aber ich meine, daß Moonlight als reiner Film - also unabhängig von der Aufmachung und dem ganzen Drumherum - besser ist und den Preis verdient hat. Schade wirklich, daß es zu dieser blöden Panne mit den Umschlägen kam... denn die La La Land Leute tun einem natürlich leid, daß sie sich zuerst freuen wie die Blöden und dann am Ende die Dummen sind.
P.S: Bei der Performance von "Empty Chair" hatte ich eigentlich Clint Eastwood auf der Bühne erwartet und nicht Sting.