Das ist kein Selbstzweckpost, aber ich finde, daß diese beiden Filme eigene Posts verdient haben. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

BOWLING FOR COLUMBINE:
Vielleicht sollte man erstmal etwas zum Titel des Films sagen.
Nach dem Massaker an der Columbine High School wurden von Medien und Politikern natürlich mit Hingabe die "wahren Schuldigen" gesucht. Die meinte man gefunden zu haben in z.B. Marilyn Manson, "South Park", Gewaltvideos oder gar dem Satan himself! Tatsache ist jedoch, daß das letzte, was die beiden Amokläufer vor dem Massaker taten ... BOWLING war! Ist also Bowling schuld? (aberwitzigerweise wurden in eben jener Bowlingbahn mittlerweile bei einem Zwischenfall drei Angestellte erschossen ...) Deshalb: "Bowling for Columbine".
Diese kleine Geschichte zeigt bereits, wie Kultfilmer Michael Moore an das Thema herangeht: Mit tiefschwarzem Humor, aber tiefem Respekt für die Opfer. Mit offen dargestellter Subjektivität, aber dem Anstand, jede Meinung unkommentiert für sich selbst sprechen zu lassen.
Denn Michael Moore hat viele Personen besucht und befragt: Z.B. die oben Beschuldigten (bis auf den Satan, versteht sich <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />), Überlebende des Massakers, Angehörige der in den USA weit verbreiteten Bürgerwehren, Journalisten, Politiker, einfache Bürger. Moore kommentiert tatsächlich keine einzige von deren Aussagen - allerdings muß man erwähnen, daß seine Fragen nicht immer ganz fair sind. So erschleicht er sich beispielsweise quasi unter Vorspiegelung falscher Tatsachen einen Gesprächstermin bei Charlton Heston, dem Präsidenten der National Rifle Association, und gibt diesem damit keine Möglichkeit, sich auf Moores Fragen irgendwie vorzubereiten. Dennoch sprechen Hestons Aussagen und sein Verhalten letztlich für sich ...
Meistens weiß man wirklich nicht, ob man weinen oder lachen soll. Oft schüttelt man auch einfach nur den Kopf, wenn man die unglaublichen, nur zu oft von unterschwelligem Rassismus bestimmten Kommentare hört.
Doch gibt es auch ermutigende Passagen. Es gibt erfreulicherweise tatsächlich sehr, sehr viele Menschen in den USA, die GEGEN die NRA sind, gegen Rassismus, gegen die vielen Ungerechtigkeiten, die man hierzulande teils gar nicht kennt (beispielsweise wäre das deutsche Sozialnetz selbst bei Durchführung aller momentan geplanter Änderungen immer noch tausendmal besser als das amerikanische ...).
Moore versucht auch wirklich herauszufinden, WARUM sich so viele Amerikaner gegenseitig umbringen (den eine höhere Mordrate als in den USA gibt es in keinem anderen Industriestaat auf der Welt!): Er macht es sich auch nicht so einfach, zu behaupten, es läge an den vielen Waffen. Vielmehr widerlegt er diese und andere Theorien sogar am Beispiel Kanadas. In Kanada sieht man die selben "Gewaltvideos", es gibt eine ähnlich große Vielfalt an Nationalitäten, Religionen und Hautfarben, es gibt sogar eine doppelt so hohe Arbeitslosigkeit und tatsächlich NOCH MEHR Waffen pro Mensch! Dennoch beträgt die Mordrate nur einen Bruchteil derer der Vereinigten Staaten ...
Woran liegt das? Wirklich klären kann Moore das natürlich auch nicht, aber er hat eine Theorie: Es könnte an den Medien liegen! Das klingt zunächst plump. Aber wenn man sich das etwas näher betrachtet, vielleicht doch nicht sogar: Es gibt wohl kaum ein anderes Land auf Erden, in dem die TV-Berichterstattung (v.a. auch in den Nachrichtensendungen) sosehr auf Gewalt fixiert ist wie in den USA. In Kanada ist das nicht der Fall. In Europa und Asien auch nicht. Vielleicht ist das tatsächlich der Grund? Die Medien in den USA versetzen die Bürger in Angst, weshalb sie immer mehr Waffen kaufen, dennoch immer nervöser werden und im Zweifelsfall erst schießen und dann fragen?
Wer weiß. Zumindest nicht auszuschließen. In diesem Zusammenhang könnte man sich vielleicht auch erklären, warum in den USA seit dem 11. September immer wieder scharf vor unmittelbar bevorstehenden neuen Terroranschlägen gewarnt wurde - ohne daß je etwas geschah. Denn immer, wenn es solche Warnungen gibt, steigt die Nachfrage nach haltbaren Lebensmitteln, Batterien, Arzneimitteln etc. pp. schier ins Unendliche. Besteht da eventuell ein Zusammenhang?

Letztlich kann Michael Moore mit seinem Film natürlich keine Lösung anbieten. Aber er bringt die Zuschauer - auch und vor allem in den USA! - zum Nachdenken. Und er erreicht ein so großes Publikum, weil er das Traurige mit Humor verbindet. Nach wirklich komischen Situationen wird er unvermittelt wieder ernst. Besonders beeindruckend eine Sequenz, in der zu dem Kultsong "What a wonderful world" Bilder von allen möglichen Weltkrisen in den letzten 50 Jahren, an denen die USA direkt oder indirekt beteiligt waren (Korea, Vietnam, Chile, Panama, Irak), gezeigt werden. Bilder, wie wir sie immer wieder sehen müssen. Bilder von toten Kindern, Männern und Frauen. Unschuldigen Menschen.

Und einen konkreten Erfolg hat Michael Moore mit diesem Film dann doch erreicht: Die Großhandelskette K-Mart versprach Moore - nachdem dieser mit zwei Jugendlichen, die in der Columbine High School schwer verletzt worden waren, die Zentrale des Konzerns besucht hatte - innerhalb von 90 Tagen den Verkauf von Munition komplett einzustellen. Und hielt dieses Versprechen auch!

IMHO sollte dieser Film Pflichtprogramm für alle Schulen werden. Und auch jeder Erwachsene sollte sich "Bowling for Columbine" möglichst unvoreingenommen ansehen.
10 Punkte!