DER STILLE AMERIKANER:
Vietnam, 1952: Die Franzosen - Kolonialmacht in Vietnam - kämpfen gegen die Nordvietnamesen ... und drohen zu verlieren. Das Leben in der Hauptstadt Saigon ist noch relativ sorglos, doch das wird sich schon bald ändern ...

Der britische Auslandskorrespondent Thomas Fowler (gewohnt grandios: Michael Caine) ist ein gewiefter alter Hase, ein Zyniker. Sein Motto: Immer streng neutral bleiben, keine Einmischung, ja nicht einmal eine eigene Meinung zu den Geschehnissen, die man beschreibt, entwickeln! So lebt Fowler also in Saigon vor sich hin, schickt alle paar Monate mal einen Artikel nach England und vergnügt sich ansonsten mit seiner jungen vietnamesischen Geliebten.
Doch das alles ändert sich, als er Alden Pyle (überzeugend in ungewohnter Rolle: Brendan Fraster) trifft, einen jungen, ruhigen Amerikaner, der für eine ärztliche Hilfsorganisation arbeitet.
Fowler freundet sich mit ihm an, obwohl auch Pyle sich in Fowlers Freundin verliebt. Das führt zu Spannungen, ändert aber nichts an ihrer Freundschaft. Bis Fowler merkt, daß Pyle mehr ist als nur ein harmloser und gutwilliger Mediziner ...

Kein Wunder, daß "The Quiet American" - die Verfilmung eines berühmten Romans von Graham Greene - nach dem 11.9.2001 um fast zwei Jahre verschoben wurde, ehe er in die Kinos kam. Man hatte Angst, daß das amerikanische Publikum noch nicht wieder bereit sei für einen ziemlich schonungslosen Blick auf die nicht immer rühmliche Rolle der Amerikaner in Vietnam.
"The Quiet American" vom australischen Regisseur Phillip Noyce geht vorurteilsfrei an das Thema heran. Es gibt im Film keine Guten, weder die Amerikaner noch die Franzosen noch die Kommunisten noch die drei Hauptfiguren (Pyle, Fowler und seine Freundin Phuong). Noyce verknüpft intelligent eine politische Geschichte mit einer Dreiecksbeziehung, ohne dabei ins Kitschige abzugleiten (auch dank der wirklich sensationellen Leistung von Caine!). Es gibt nur wenige Kriegsszenen, diese jedoch sind beklemmend inszeniert. Ansonsten herrscht vor allem eine angespannte Atmosphäre, wahrhaftig wie die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Die Spannung ist während des gesamten Films geradezu greifbar.

"The Quiet American" ist ein ausgezeichneter und exzellent gespielter Film über das Land Vietnam und seine Bevölkerung, über die Besetzer Vietnams, über den Krieg und seine vielen unschuldigen Opfer, über politische Intrigen und über die Menschen, die diese Intrigen aushecken oder von ihnen betroffen sind.
Sehr empfehlenswert! 9,5 Punkte.