DARK BLUE:
Ein düsterer Polizeithriller irgendwo zwischen "Training Day" und "L.A. Confidential" - sowohl inhaltlich als auch qualitätsmäßig!
Kurt Russell, einer der besten Schauspieler Hollywoods, der aber aufgrund einer nicht immer glücklichen Rollenauswahl nie wirklich ein Superstar wurde, zeigt eine der besten Leistungen seiner bisherigen Karriere in der Rolle des brutalen und zynischen Cops Eldon Perry. Perry sieht sich weniger als Polizist, sondern eher als Soldat, der die Befehle seines Vorgesetzten (zur Zeit vielbeschäftigt: Brendan Gleeson) ausführt, ohne sie groß zu hinterfragen. Sein neuer Partner ist der junge und idealistische Bobby (Scott Speedman).
Beide bekommen ein Problem, als der ambitionierte Polizeicaptain Holland (Ving Rhames) mit seiner Assistentin (beeindruckend: Ex-"emergency room"-Aktrice Michael Michele) sie wegen zahlreicher Überschreitungen der Dienstvorschriften drankriegen wollen.

Klingt soweit ziemlich nach "Training Day". Ist allerdings wesentlich besser! "Training Day" ist ein ziemlich klischeehafter Thriller, der von den starken Leistungen der Hauptdarsteller um Denzel Washington und Ethan Hawke lebt.
Bei "Dark Blue" dagegen ist vor allem die Charakterzeichnung sehr viel besser, was sicher vor allem der Buchvorlage von James Ellroy (wie bei "L.A. Confidential") zu verdanken ist.
Eldon Perry ist ein Arschloch. Er ist brutal und gnadenlos. Aber: Er sieht sich vollkommen im Recht, denn - im Gegensatz zu Denzel Washington in "Training Day" - er jagt wirklich nur Kriminelle, die seiner Ansicht nach auch den Tod verdient haben. Im Gegensatz zu Washington oder hier seinem Chef ist er allerdings nicht korrupt und ihn plagt durchaus noch gelegentlich ein schlechtes Gewissen. Sein Ziel ist es tatsächlich, die Welt vor den Kriminellen zu schützen - um jeden Preis!
Auf der anderen Seite ist Bobby auch kein strahlender Held wie in "Training Day" Ethan Hawke. Er ist vielmehr ein ziemlicher Schwächling, vor allem zu Beginn des Films. Ein Idealist, aber bei weitem kein Held.
Über weite Strecken sind diese beiden Filme dennoch durchaus vergleichbar ... bis es zum Showdown kommt. Der bei "Training Day" ist IMHO einer der schlechtesten der Filmgeschichte, der bei "Dark Blue" ist dagegen sehr gut geraten (auch wenn es ganz am Schluß leider ein wenig übertrieben wird).

Insgesamt ist "Dark Blue" ein sehr guter, vielschichtiger und kritischer Polizeithriller, der interessanterweise in Deutschland von den meisten Kritikern geliebt wird, in den USA aber nur mäßig bewertet wurde (ist der Film zu negativ für die amerikanische Polizei?).
8,5 Punkte.