Ich sehe das etwas differenzierter.
Zum einen und so wie ich die Berichterstattung verfolgt habe, sind die Frauen wirklich sehr ausführlich über die Risiken aufgeklärt worden. Die Mediziner haben von Anfang an eingeräumt, das die Chancen sehr gering sind, das Beide den Eingriff unbeschadet überstehen - das im Gegenteil die Gefahr sehr gross ist, das eine der Frauen oder Beide den Eingriff nicht überleben, oder wenn überhaupt dann vermutlich mit gravierenden Hirnschäden.
Wie gross muss da die Verzweiflung der Frauen über ihre Situation gewesen sein und wie gross der Mut, diese Operation trotzdem anzugehen ?
Es ist richtig, das andere Mediziner diesen Eingriff abgelehnt haben, weil sie die Verantwortung nicht tragen wollten, oder den Mut dazu nicht hatten. Was durchaus verständlich ist.
Aber es gab in der Geschichte immer wieder Mediziner, die sich an Dinge gewagt haben, die andere sich nie zu tun getraut hätten. Ich nenne hierzu mal Professor Barnard und seine erste Herztransplantation.
Der erste Mensch mit einem transplantierten Herzen hat die Sache nicht lange überlebt. Heute hingegen ist dies beinahe schon ein Routineeingriff, die Überlebenschancen stehen sehr gut.
Soweit wäre es aber nie gekommen, hätte nicht irgend jemand den ersten Schritt gewagt.
Und diese Mediziner jetzt haben sich ebenfalls auf Neuland begeben, in der Hoffnung zumindest Erfahrungen sammeln zu können, um künftig erfolgreich komplexe Operationen am Gehirn durchzuführen. Ob da Eitelkeit und Stolz und der Drang nach Ruhm dahinterstanden oder tatsächlich der Wunsch, den beiden Frauen ein besseres Leben zu ermöglichen, möchte ich nicht beurteilen.
Ich habe da auch so meine nicht sehr schmeichelhaften Ansichten über die "Halbgötter in Weiss" - aufgrund einiger Erfahrungen. Ob solche Operationen generell vertretbar sind und wie weit das führen kann oder darf steht auf einem anderen Blatt. Die Entscheidung hierzu hatten jedoch letztlich die Frauen, die mir den Eindruck machten, sie seien intelligent genug um zu verstehen, welchen Schritt sie da gehen wollen und wie die wahrscheinliche Konsequenz aussehen kann oder wird.
Und offenbar haben sie entschieden lieber zu wagen und dabei zu sterben, als so weiterleben zu müssen. Es gibt andere Siamzwillinge, die am Kopf zusammengewachsen sind und mit dieser Situation gut zurechtkommen. Aber hier hat sich die Unzufriedenheit aufgrund der sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten eben bis zur Unerträglichkeit gesteigert.
Als Fazit bleibt nur, das uns eben einfach Grenzen gesetzt sind.......