LAST SAMURAI:
Spätes 19. Jahrhundert: Der vom Gemetzel an den Indianern traumatisiert Captain Nathan Algren (Tom Cruise) wird vom japanischen Geschäftsmann und Berater des Kaisers Omura angeheuert, um der japanischen Armee den Umgang mit modernen Waffen und Kampfstrategien beizubringen. Algren willigt aufgrund der guten Bezahlung ein, muß jedoch bald feststellen, daß die Armee überwiegend aus Bauern besteht, die er gegen den aufständischen Samurai-Anführer Katsumoto (für den Golden Globe nominiert: Ken Watanabe) anführen soll. Das geht natürlich schief und Algren wird gefangengenommen. Der Rest erinnert stark an "Shogun": Algren lernt die Lebensart der Samurai zu schätzen und erwirbt schließlich auch deren Respekt und Zuneigung, bis er endgültig die Seiten wechselt.
"Last Samurai" ist ein typisches Hollywood-Epos. Grandiose Bilder (übrigens die erste Hollywood-Großprojektion nach "Herr der Ringe", die fast komplett in Neuseeland gedreht wurde), gewaltige Schlachten, ein opulenter Soundtrack von Hans Zimmer (der zwar in den Schlachten wieder mal an "Gladiator" erinnert, insgesamt aber zu Zimmers besten Arbeiten zählt), dazu ein wenig Romantik, viel Heldenmut und Pathos, Ehre, Freundschaft, Verrat. Alles dabei. Großartig umgesetzt von Regisseur Edward Zwick ("Glory", "Legenden der Leidenschaft") mit einem starken Ensemble japanischer Darsteller und einem überzeugenden Tom Cruise in der Hauptrolle. Die japanischen Charaktere werden außerdem sorgfältig eingeführt, wodurch ihr Schicksal den Zuschauer auch berührt und er mit ihnen leiden und hoffen kann (anders als etwa bei John Woos Kriegsfilm "Windtalkers").
Eigentlich ein fast perfekter Film. Nur eine echte Schwäche hat er, die allerdings ist durchaus gewichtig: Es gibt eine zu starke Schwarz-Weiß-Malerei. Zu offensichtlich ist, wer gut ist und wer böse. Dem Zuschauer wird nicht einmal die Gelegenheit gegeben, sich selbst für eine Seite zu entscheiden, weil z.B. im Gegensatz zu "Shogun" eigentlich nur die guten Seiten der Samurai dargestellt werden und andererseits nur die schlechten Seiten ihrer Feinde.
Zudem kann der Zuschauer eigentlich gar nicht anders, als wütend zu werden, wenn er sieht, wie die armen, tapferen Samurai mit ihren Schwertern und Pfeil und Bogen gegen die japanischen Soldaten mit ihren Gewehren, Haubitzen und sogar Maschinengewehren (ich fand schon immer, daß das Maschinengewehr eine der "unfairsten" Waffen in der Geschichte der Menschen ist ...) antreten.
Das ist für meinen Geschmack einfach ein bißchen zu viel Manipulation des Zuschauers.
Emotional betrachtet ist mir das eigentlich wurscht. Aber objektiv gesehen ist es nunmal eine Schwäche. Deshalb auch "nur" gerade noch 9 Punkte.

Bei meinen persönlichen Lieblingsfilmen des Jahres könnte "Last Samurai" aber durchaus gute Chancen auf einen vorderen Platz haben ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />