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Der amerikanische Meister-Regisseur Robert Altman ist tot.

Der bis zuletzt aktive Altman war einer der renommiertesten Regisseure der vergangenen 30 Jahre und Mitbegründer des "New Hollywood", das die amerkanische Filmindustrie ab Ende der 1960er Jahre grundlegend revolutionierte und zugleich das Ende des überholten Studiosystems wie den Beginn der neuen Machtfülle ambitionierter Regisseure bedeutete.

Bereits ab den 50er Jahren schrieb und inszenierte Altman viele Dokumentationen, Kurzflme und TV-Serien-Episoden. Den Durchbruch zum begehrten Kino-Regisseur schaffte er 1970 mit seiner respektlosen Kriegs-Komödie "M.A.S.H.", bis heute einer der rentabelsten Filme aller Zeiten: Bei einem geschätzten Budget von $ 3,5 Millionen spielte er alleine in den USA über 70 Millionen ein, dazu kommen weitere knapp 40 Millionen durch Video- und DVD-Verkäufe (Quelle: IMDB).
Ein Jahr später folgte der melancholische Schnee-Spätwestern "McCabe und Mrs. Miller" mit Warren Beatty und Julie Christie, kongenial unterlegt mit den traurigen Songs von Leonard Cohen.
In den folgenden Jahren drehte er viele gute Filme, aber auch einige Totalreinfälle wie den völlig mißglückten "Popeye" mit Robin Williams (1980).
Während die 80er relativ unspektakulär verliefen, fand Altman in den 90ern zu großer Form zurück: Mit "The Player" mit Tim Robbins (1992) und dem grandiosen Episodenfilm "Short Cuts" (1993) drehte er zwei absolute Meisterwerke, für die er jeweils eine OSCAR-Nominierung als bester Regisseur erhielt.
Nach einigen eher durchschnittlichen Werken ("Gingerbread Man", "Kansas City", "Dr. T und die Frauen") schuf Robert Altman im Jahr 2001 sein letztes Meisterwerk: Den viktorianischen Mystery-Krimi "Gosford Park" mit britischer Starbesetzung (u.a. Maggie Smith, Kristin Scott Thomas, Stephen Fry, Alan Bates, Kelly MacDonald, Clive Owen, Derek Jacobi, Richard E. Grant) - auf dessen deutsche Free-TV-Premiere ich übrigens immer noch warte ...
Für "Gosford Park" erhielt er seine letzten beiden OSCAR-Nominierungen (erneut als Regisseur, zusätzlich als Co-Produzent für den "Besten Film"), doch wiederum ging er leer aus.
Somit wird höchstwahrscheinlich der Ehren-OSCAR für sein Lebenswerk, den er zum Glück noch in diesem Jahr erhalten hat, sein einziger Goldjunge bleiben - denn seinem letzten, von ihm bereits größtenteils vom Rollstuhl aus gedrehter Film "A Prairie Home Companion" (bei uns noch nicht gestartet) werden zwar Chancen auf die ein oder andere Nominierung eingeräumt, Altman selbst dürfte aber kaum eine Siegchance haben.

Mit dem stets unangepaßten, risikofreudigen und innovativen Robert Altman verliert die amerikanische Filmindustrie einen ihrer kreativsten Köpfe. Robert Altman starb heute in Los Angeles im Alter von 81 Jahren.
Als er einst in einem Interview nach seinem Ruhestand gefragt wurde, antwortete er: "Retirement? You´re talking about death, right?" Nun ist es also soweit.

Möge er in Frieden ruhen. Er war einer der ganz, ganz Großen. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/sad.gif" alt="" />

Last edited by Ralf; 21/11/06 05:24 PM.