Sorry, daß ich euch unterbreche, aber ich muß nach mehrtägiger prüfungsbedingter Abwesenheit <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" /> noch zwei Kritiken nachtragen: <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />

UNDERWORLD:
Kurz gesagt: Wer "Blade" mag, dürfte auch an "Underworld" seine Freude haben. Es geht um einen jahrhundertelangen Krieg zwischen Vampiren und Werwölfen, der nun kurz vor der Entscheidung zu stehen scheint. Die Seite der Vampire wird hierbei aus der Sicht der schönen Selene (ich bin ja schon lange ein Fan von Kate Beckinsale <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />) gezeigt, die der Werwölfe aus der des frisch gebissenen Michael (Scott Speedman).
"Underworld" ist cool, stylish, rasant geschnitten, in kühlen Blautönen gehalten und mit einem - wie zu erwarten war - eher durchschnittlichen Drehbuch.
Die meisten Charaktere kommen dem Zuschauer aufgrund der Geschwindigkeit des Films (trotz 2 Stunden Laufzeit) leider nicht wirklich näher, was wohl auch daran liegt, daß die Darsteller außer Kate Beckinsale und Bill Nighy (aus "Tatsächlich ... Liebe") als Obervampire Viktor nicht wirklich herausragend agieren.
Dafür muß man "Underworld" andererseits aber sehr zugutehalten, daß er dem Zuschauer nicht wirklich eine Entscheidung aufdrängt, ob er nun eher zu den Vampiren oder zu den Werwölfen halten soll. Die Sympathien verschieben sich im Lauf der 120 Minuten immer wieder mal, es gibt also relativ wenig genreübliche Schwarz-Weiß-Malerei. Sehr erfrischend. Etwas problematisch fand ich noch, daß die sehr schnellen Kampfszenen oft etwas unübersichtlich sind - da hat Peter Jackson wohl einen Trend gesetzt (wie auch die folgende Kritik zeigen wird) - trotzdem ist der Film zu meiner Überraschung ab 18 Jahren freigegeben worden. Meines Erachtens hätte es auch eine Freigabe ab 16 getan.
Fazit: "Underworld" ist eine sehr solide Mischung aus "Blade" (was Story und Coolness betrifft) und "Matrix" (die Optik), die natürlich vor allem Genrefreunde bedienen dürfte. 8 Punkte (von einem Genrefreund <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />).

OPEN RANGE - WEITES LAND:
Kevin Costner und Western ... das gehört irgendwie zusammen! So liefert er auch hier - als Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller - eine der besten Leistungen seiner langen Karriere ab.
Es geht um eine kleine Gruppe umherziehender Cowboys (im Wortsinne - sie beaufsichtigen also eine Rinderherde), die in Konflikt mit dem örtlichen Rinderbaron Baxter (Michael Gambon) und dem von ihm gekauften Sheriff (James Russo) kommt. Der Anführer der Cowboys ist Boss Spearman (Robert Duvall), außerdem sind der Ex-Soldat Charley (Costner), der gutmütige Hüne Mose (Abraham Benrubi) und der junge Mexikaner Button (Diego Luna) mit von der Partie, unterstützt werden sie von der Arztschwester Sue (Annette Bening).
Man merkt schnell, wie sehr Kevin Costner dieses Genre einfach liebt. So läßt er sich zu Beginn dieses 140-Minuten-Epos ziemlich viel Zeit, um das Alltagsleben der Cowboys darzustellen und auch später wird die Geschichte nie hektisch - Costner legt extrem viel Wert auf Details (quasi das Gegenteil zu "Underworld"), Realitätsnähe und Glaubwürdigkeit (interessant beispielsweise eine Szene vor dem Showdown, in der sich die Straßen der Stadt nicht - wie in den meisten klassischen Western - in Windeseile leeren, sondern alles deutlich langsamer vonstatten geht). Folgerichtig wachsen einem hier die Charaktere auch sehr schnell ans Herz, insbesondere natürlich Boss und Charley, die mit ihren ständigen Frotzeleien sogar stellenweise liebevolle Erinnerungen an Jack Lemmon und Walter Matthau in "Ein seltsames Paar" wecken. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Aber auch die Nebencharaktere haben hier erkennbar ein eigenes Leben und spielen schließlich fast alle noch eine gewichtige Rolle.
Detailfreude hin, Humor her - letztlich ist es eben doch ein Western und der endet mit einem großen Showdown. Und dieses knapp 30-minütige Finale hat Costner wirklich grandios inszeniert (wenngleich es auch hier manchmal schwierig ist, den Überblick zu behalten - siehe "Underworld"). Realistisch und damit auch ziemlich gewalttätig (weshalb ich hier die Altersfreigabe ab 12 Jahren für etwas zu großzügig halte ...), aber erfreulicherweise ohne moralischen Zeigefinger. Costner zeigt einfach, was geschieht. Er kommentiert es nicht (oder zumindest kaum). Die Beurteilung bleibt jedem Zuschauer selbst überlassen.
Insgesamt ein ziemlich brillanter Spätwestern, der für mich eine Mischung aus Clint Eastwoods OSCAR-gekröntem Meisterwerk "Erbarmunglos" und (was den Showdown betrifft) den Italo-Western eines Sergio Leone ist.
9 Punkte.

Da freut man sich doch zu hören, daß Costner bereits den nächsten Western vorbereitet - diesmal soll es allerdings wesentlich bleihaltiger werden ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />

Weniger erfreulich ist allerdings, daß "Open Range" in Deutschland mächtig zu floppen scheint, er hat es am Startwochenende nicht einmal in die Top10 geschafft - wer den Film also noch sehen will (und das waren ja einige hier, soweit ich mich erinnere), sollte sich mal schön ranhalten! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />