So, seit Mittwoch läuft nun endlich das Fantasy Filmfest (in Zukunft mit FFF abgekürzt <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />) in Nürnberg. Ich habe mir bereits drei Filme angesehen und zu meiner großen Freude erwiesen sie sich allesamt als echte Volltreffer. Da jedoch die Filme, die ich mir ausgesucht habe, wahrscheinlich nie regulär in die deutschen Kinos kommen werden (ich habe mir bewußt solche ausgesucht, die ich ansonsten wahrscheinlich nie sehen würde), werde ich versuchen, meine Kritiken etwas kürzer als sonst zu halten. Aber ohne Garantien! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />

Als Eröffnungsfilm wurde gleich einer der beiden Cannes-Gewinner gezeigt, die im Programm des FFF stehen:
KONTROLL:
Am besten beschreiben läßt sich dieser Film wohl als durchgeknallte Mischung aus "Pulp Fiction" und "Lost in Translation"! Die "Helden" des Films sind fünf ungarische U-Bahnkontrolleure (der gesamte Film spielt im Budapester U-Bahn-System), die es u.a. mit einem irren Killer, rivalisierenden Kontrolleursgruppen (!), einer seltsamen jungen Frau im Bärenkostüm und natürlich sehr, sehr vielen Schwarzfahrern zu tun bekommen.
Und diese Erlebnisse sind oft so brüllend komisch inszeniert, daß man aus dem Lachen kaum noch rauskommt. Vor allem die Dialoge sind ein echtes Highlight. Die laufen nämlich irgendwie immer ganz anders ab, als man denkt und schaffen es zudem, alle offensichtlichen Fragen (beispielsweise, warum die junge Frau ständig im Bärenkostüm rumrennt ...) schlichtweg zu ignorieren. Doch "Kontroll" ist nicht nur eine schwarze Komödie, sondern birgt auch Thriller-Momente (da kommt der unheimliche Killer ins Spiel) und in den besten Momenten gewinnt der Film sogar ungeahnte Tiefe (das erinnert dann an "Lost in Translation"). Dazu kommt ein wirklich genialer Soundtrack (der auf CD wahrscheinlich gar nicht mal so toll ist, aber einfach perfekt auf den Film abgestimmt ist), gute Schauspieler und jede Menge skurriler Szenen.
Alles in allem: Ein toller Auftakt für das FFF! 9 Punkte.

Als nächstes der erste Film der Retrospektive zu den Shaw-Brothers (die übrigens auf die drolligen Vornamen "Runrun" bzw. "Runme" getauft wurden <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />):
THE ONE-ARMED SWORDSMAN:
Dieser Film gilt als die Mutter der modernen chinesischen Martial-Arts-Filme. Tatsächlich erkennt man, daß sich noch heute viele Filme des Genres an Versatzstücken dieses Klassikers bedienen. Der sich übrigens selbst wiederum stilistisch sehr offensichtlich an den Italo-Western eines Sergio Leone orientiert.
Erzählt wird die Geschichte des jungen Kämpfers Gang-er, dem im Streit von der Tochter seines Meisters der Schwertarm abgeschlagen wird. Verzweifelt flieht er und wird von einem jungen Bauernmädchen gesundgepflegt, das ihm schließlich neuen Lebenssinn gibt. Gang-er lernt es meisterhaft, das Schwert mit der Linken zu führen und wird am Ende zum Held des Tages! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />
Eigentlich ist der Film überraschend unblutig. Die Kampfszenen selbst dominieren auch nicht so sehr, wie man meinen würde, sind aber dafür erwartungsgemäß brillant in Szene gesetzt. Dazu die für diese Filme so typische, übertrieben pompäse Musik und ein wenig Kitsch, fertig ist der Martial-Arts-Klassiker. Natürlich könnte man so einiges kritisieren. Beispielsweise die teilweise nicht sehr überzeugenden schauspielerischen Darbietungen. Oder auch einige Logikfehler. Aber die stören eigentlich nur minimal. Unterm Strich ist "The one-armed swordsman" zurecht ein Klassiker des Martial-Arts-Genres. Subjektiv würde ich 10 Punkte geben, objektiv dürften nach heutigen Maßstäben wohl höchstens 8 drin sein. Möge sich jeder raussuchen, was ihm paßt. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

INFERNAL AFFAIRS:
Erstmal muß ich gestehen, daß ich hier während des Films gelegentlich leichte Verständnisschwierigkeiten mit der komplexen Geschichte hatte. Was wohl hauptsächlich auf die sehr schnell wechselnden englischen Untertitel zurückzuführen sein dürfte, die zudem des öfteren schwer zu lesen waren (weiße Schrift auf weißem Untergrund ist wirklich nicht ideal! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />). Aber ich denke, letztlich müßte ich alles verstanden haben.
Die chinesischen Superstars Andy Lau und Tony Leung dominieren diesen klassischen Polizeithriller um einen Undercovercop (Leung) bei den Triaden, die ihrerseits einen Spitzel (Lau) in der Polizei untergebracht haben. Als beide Seiten bemerken, daß sie bespitzelt werden, entsteht gewissermaßen ein Wettlauf, wer zuerst entdeckt wird.
Die erste Hälfte von "Infernal Affairs" ist im Grunde genommen ein ziemlich konventioneller Thriller, wie man ihn in Hollywood ständig produziert. Das Thema "Undercover-Cop" war ja schon immer recht beliebt, "Infernal Affairs" hat da zunächst auch nicht viel Neues zu bieten. Die üblichen Gewissenskonflikte, Fragen der Loyalität und die Einsamkeit, alles wie gewohnt. Gut gemacht, aber nichts Herausragendes. Doch die 2. Hälfte ist absolut phantastisch geworden! Ich will gar nicht erst versuchen, das hier ausführlicher zu erläutern; aber die bis dahin eher gemächlich ablaufende Story nimmt dann solch ein unglaubliches Tempo auf und hält dieses tatsächlich bis zum Schluß durch, daß einem vor Staunen nur noch der Mund offenbleibt (zumindest mir ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />). Und das Ende selbst setzt dem ganzen dann noch so richtig die Krone auf. Auch bei "Infernal Affairs" muß ich wieder mal die Musik sehr loben. Damit kennen sich die Chinesen und Japaner wirklich aus! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />
Für die erste Hälfte des Films gibt es 8 Punkte, für die zweite Hälfte die Höchstwertung. Ergibt insgesamt also 9 Punkte.
Bei solchen Filmen ist es wirklich kein Wunder, daß ich mich immer wieder aufs Neue ins asiatische Kino verliebe ...

Bleibt bloß zu hoffen, daß Martin Scorsese das US-Remake auf ähnlich hohem Niveau halten kann wie das Original. Bei jedem anderen Regisseur würde ich wetten, daß aus dem sehr zwiespältigen Ende von "Infernal Affairs" im Remake ein Hollywood-typisches Happy-End gemacht wird. Bei Scorsese aber habe ich durchaus Hoffnung, daß er das vermeidet.
Allerdings glaube ich nicht, daß Leonardo DiCaprio und Matt Damon - die bereits für das Remake verpflichtet sind - jemals so cool sein können wie Andy Lau und Tony Leung. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

P.S.: Ähem, naja. So richtig viel kürzer als meine üblichen Kritiken sind die heutigen wohl doch nicht geworden ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />